Dortmund. Bundestrainer Joachim Löw klagt vor dem Argentinien-Spiel über die Verletztenflut. Die Torwartdebatte ist für ihn dagegen beendet.

Wer sich noch einmal in komprimierter Form die Erfolge der deutschen Fußballnationalmannschaft in Erinnerung rufen will, der ist in Dortmund im Deutschen Fußballmuseum genau richtig. Direkt am Eingang zur Linken sind noch einmal auf großen Fotos die WM-Triumphe von 1954, 1974, 1990 und 2018 zu sehen. Von den moderat sich freuenden Helden von Bern bis zu den ekstatisch jubelnden Kriegern vom Maracanã. Doch genau hier ging es am Dienstagmittag ab 12.45 Uhr weniger um das glorreiche Gestern als vielmehr um das schwierige Heute und das nicht weniger problematische Morgen.

Am Mittwoch trifft Deutschland in Dortmund auf Argentinien

„So viele Absagen hat es in der Vergangenheit selten oder nie gegeben“, sagt Nationaltrainer Joachim Löw, der einen Tag vor der Neuauflage des WM-Finales von 2014 zwischen Deutschland und Argentinien (20.45 Uhr/RTL) auf dem Pressepodest im Eingangsbereich Platz genommen hat. Gleich 13 (!) Ausfälle muss Löw beklagen, nachdem sich am Vormittag auch noch Jonathan Tah (erkältet), Ilkay Gündogan (muskuläre Probleme) und Timo Werner (grippaler Infekt) für das Spiel an diesem Abend abmeldeten. Zudem dürfte Löw auch Lokalmatador Marco Reus schonen, den Knieprobleme plagen.

Die wohl einmalige Absagenflut hat Löw zum Nachdenken gebracht. „Die Grenze der Belastbarkeit ist erreicht“, klagt der Bundestrainer, der auch zur erweiterten Nations League eine klare Meinung hat: „Weitere Wettbewerbe machen aus meiner Sicht wenig Sinn. Auch die Club-WM ist nicht förderlich. Die Spieler sind körperlich absolut am Limit.“ Seine Forderung an die Funktionäre: „Ein bisschen muss man von diesen Leuten, die da Entscheidungen fällen, erwarten, dass sie auch in die Zukunft schauen und die Qualität erhalten. Da mache ich mir Sorgen.“

Löw über DFB-Torhüterdebatte: "Die Situation ist klar"

Überhaupt keine Sorgen macht sich Löw dagegen bei der zuletzt viel diskutierten Torhüterdebatte. „Das ist überhaupt keine Baustelle“, sagt er noch einmal sehr deutlich. „Die Situation ist klar.“ Manuel Neuer ist und bleibt die Nummer eins, Marc-André ter Stegen die Nummer zwei, die aber trotz verbaler Störfeuer aus Bayern an diesem Abend gegen Argentinien zur Kurzzeit-Nummer eins aufsteigen wird.

„Die Nummer eins ist ein persönliches Ziel, natürlich“, sagte auch ter Stegen, der wenige Minuten vor Löw auf dem gleichen Stuhl Platz genommen hatte und immer wieder die Frage in unterschiedlichsten Ausprägungen beantworten musste, wie er mit den harten Worten von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge umgehen würde. „Ich mache mir da keine großen Gedanken drüber“, schwindelte der Keeper von Barcelona, der vor drei Wochen beim 0:0 Barças in Dortmund seinen Anspruch auch mit Leistung untermauern konnte. „Ich fühle mich jetzt nicht unter Druck.“

Die Fortsetzung soll also am Mittwochabend folgen. „Argentinien ist schon ein ordentliches Brett“, gibt ter Stegen zwar zu Bedenken. Aber: „Es ist schon ein fantastisches Spiel.“