Doha. Unbeeindruckt vom Doping-Skandal um Trainer Alberto Salazar hat Konstanze Klosterhalfen das WM-Finale über 5000 Meter erreicht.

Konstanze Klosterhalfen hatte versucht ruhig zu bleiben, ihre Nerven im Griff zu behalten. „Aber dann steht man mit den ganzen Amerikanerinnen im Call Room – da wird man schon ganz schön nervös“, erzählt die 22-Jährige. Sie hatte sich dann zur Ruhe gezwungen – und es gelang: Als Zweite ihres Vorlaufs (15:01,57 Minuten) qualifizierte sie sich bei der Leichtathletik-WM in Doha locker für das Finale am Samstag (20.25 Uhr/ARD).

Der Ruhe auf der Bahn war ein Wirbelsturm abseits des reinen Wettkampfs vorausgegangen. Am Dienstag war die Nachricht aus den USA in Katar angekommen, dass Alberto Salazar, Gründer und Cheftrainer des umstrittenen Nike Oregon Projects von der nationalen Anti-Doping-Agentur Usada für vier Jahre gesperrt wurde. Auch Klosterhalfen ist seit April Teil des Teams.

Ein Abschied aus dem Team kommt für Klosterhalfen nicht infrage

Doch die Athletin von Bayer Leverkusen blieb auch hier ganz ruhig. „Ich versuche, mich vor meinen Rennen rauszuhalten“, sagte sie. Sie sei aber über alles aufgeklärt worden. „Natürlich sind das schockierende Nachrichten. Wir haben das im Team besprochen: Natürlich macht das ein bisschen traurig, aber uns betrifft es nicht. Wir hatten gerade kaum mit dem Laufen angefangen, als das alles passiert ist. Wir konzentrieren uns jetzt auf unsere Rennen.“

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Konsequenzen wie ein Abschied aus dem Team der Elite-Sportler, das in perfekten Bedingungen trainiert, kamen für Klosterhalfen nicht infrage: „Auf keinen Fall“, sagt sie. „Ich weiß und alle um mich herum, die Einblick haben, wissen auch, was da passiert und was nicht. Doping ist da nie ein Thema.“

Salazar wird die Anwendung von verbotenen Infusionen, Besitz und illegaler Handel mit Testosteron und die Vertuschung von Daten im Zusammenhang mit Doping-Kontrollen vorgeworfen. Vier Jahre hatte die Usada ermittelt. Auch der viermalige Olympiasieger Mo Farah, der ebenfalls Teil der Gruppe war, war unter Verdacht geraten, gedopt zu haben.

Zweifel an der Glaubwürdigkeit kann Klosterhalfen verstehen

Für Klosterhalfen gehört das der Vergangenheit an – für sie zählt aber nur das Jetzt. Und in dem „habe ich mein bisher bestes Jahr gehabt. Ich bin super glücklich, in diesem Team zu sein und freue mich jetzt schon, nach der Pause wieder zurückzukehren.“

Konstanze Klosterhalfen hatte in diesem Jahr einen enormen Leistungssprung gemacht und den Deutschen Rekord um ganze 24 Sekunden verbessert.

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Die Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Projekts könne sie verstehen, für sie habe sich aber nichts geändert. „Ich verstehe, dass da Fragen kommen und sich alle auf die negativen News stürzen“, sagt sie. „Aber ich kann nur das berichten, was ich sehe. Das ist das bestes Team der Welt, klar, dass auf solche News dann entsprechend reagiert wird.“

Sie beteuerte abermals, dass ihr Trainer Pete Julian und nicht Alberto Salazar selbst sei. Auf die Nachfrage, dass auch dieser ein Angestellter des Projekt-Leiters sei, ging sie nicht ein. „Ich weiß selber nicht, wie sich das jetzt entwickelt. Für mich ist das jetzt auch nicht wichtig, sondern erstmal, dass ich regeneriere. Dann geht es Samstag wieder von vorne los.

Die Familie reist am Donnerstag nach Doha

Klosterhalfens Familie reist am Donnerstag nach Doha, um sie in ihrem WM-Lauf zu unterstützen. Mit ihren Eltern habe die 22-Jährige auch nach Bekanntwerden des Salazar-Falls immer wieder Kontakt gehabt. „Aber wir haben deswegen jetzt nicht telefoniert“, sagte sie. „Meine Eltern haben mit Thomas Cook gebucht, die hatten andere Sorgen.“ Der Reiseveranstalter ist insolvent und hat fast alle gebuchten Flüge gecancelt.

Da hilft wohl auch nur: Ruhe bewahren.