Foix. Der deutsche Radprofi Emanuel Buchmann beendet das Wochenende auf der Tour de France zweimal als Tagesvierter und ärgert di Favoriten.

Dem Mann in Gelb hatte Emanuel Buchmann fast eine Minute abgenommen, den Titelverteidiger entzauberte er beim Pyrenäen-Spektakel gleich zweimal, doch bei aller Freude über das „richtig geile Wochenende“ blieb der deutsche Tour-de-France-Hoffnungsträger gewohnt bescheiden. „Ich habe auf die meisten Favoriten Zeit herausgeholt, es läuft super. Ich habe meine Leistung wie erhofft abgerufen“, sagte der 26-Jährige.

Thibaut Pinot, Tourmalet-Etappensieger bei der Tour de France
Thibaut Pinot, Tourmalet-Etappensieger bei der Tour de France © Reuters

Zwei Männer hatten diesem Wochenende in den Pyrenäen den Stempel aufgedrückt: Thibaut Pinot und Emanuel Buchmann. Der Franzose holte sich am Samstag den Etappensieg am Tourmalet. Dank einer neuerlichen Attacke aus dem Favoritenfeld heraus wurde er am Sonntag auf dem Prat d’Albis in Foix Etappenzweiter hinter dem Ausreißer Simon Yates. Er machte erneut Zeit gut. Insgesamt holte er eine Minute und 24 Sekunden auf Titelverteidiger Geraint Thomas heraus. Vor allem aber hat er das Momentum für sich. Er lässt die anderen stehen und bleibt erfolgreich.

„Gewinnen ist schön, denn ein Sieg treibt dich zum nächsten, es ist ein unendlicher Kreislauf“, meinte der Franzose.

Emanuel Buchmann gehört zu den Gewinnern

Zweiter Gewinner des Wochenendes war Buchmann. Der Schreinerssohn aus Ravensburg griff am Samstag auf dem letzten Kilometer am Tourmalet an. Seine Attacke führte dazu, dass Titelverteidiger Geraint Thomas abreißen lassen musste. „Ich habe mich noch ganz gut gefühlt, und die anderen sahen nicht so gut aus. Da habe ich gedacht, ich probiere es einfach mal, vielleicht kriege ich ein kleines Loch oder die anderen fahren nicht direkt hinterher“, sagte Buchmann später.

Auf dem Anstieg in Foix dann war er erneut schneller als Thomas. Einer Attacke von Pinot konnten nur er und Thomas’ Teamkollege Egan Bernal folgen. Der Titelverteidiger war abgehängt, Julian Alaphilippe, der Mann in Gelb, ebenfalls. Dass Buchmann dann Pinot nicht bis zum Zielstrich folgen konnte und als Tagesvierter mit 18 Sekunden Rückstand auf den Franzosen die Linie passierte, schmälerte kaum etwas an seiner Leistung. „Es war heute wieder gewaltig, was Emu machte“, meinte sein Teamkollege Gregor Mühlberger. „Er kann noch weit kommen bei dieser Tour“, sagte er dieser Zeitung. Auch den Gesamtsieg hält er für möglich. „Allerdings nicht in diesem Jahr. Da müsste ich stärker sein, müsste das gesamte Team noch ein paar PS mehr haben. Aber in Zukunft ist das sicher möglich“, blickte Mühlberger auf die nächsten Jahre voraus.

Ausfall Schachmanns schmerzt Buchmann

Die Selbstkritik, dass ein paar PS im Team fehlen, ist korrekt. Im Gegensatz zu Pinot hat Buchmann niemanden im Team, der ihn im Finale unterstützen kann. Da wiegt das verletzungsbedingte Ausscheiden des Berliners Maximilian Schachmann schwer. Denn für Pinot bereitete das französische Klettertalent David Gaudu die Attacken vor. Gaudu war auf dem Tourmalet wie auf dem Prat d’Albis die Granate, die das Favoritenfeld sprengte.

Er war nicht vom Bergzug von Team Ineos zu bändigen, auch nicht von den starken Helfern des Niederländers Steven Kruijswijk. Interessant war, dass kein Team jemals die Kontrolle des Rennens übernehmen konnte. Das war die größte Änderung zu den doch recht vorhersehbaren Frankreichrundfahrten der letzten Jahre. Aktuell gibt es ein Sextett, das diese Tour gewinnen kann. Vom Gesamtführenden Julian Alaphilippe über den Zweiten Thomas und den Vierten Pinot bis hin zum Sechsten Buchmann liegen nur zwei Minuten und 14 Sekunden.

Mit Kämna wächst neue Hoffnung

Vor dem reduzierten Favoritenfeld tobte am Sonntag eine nicht minder interessante Schlacht. In die Fluchtgruppe des Tages hatte sich neben dem späteren Sieger Yates und den zwei deutschen Profis Simon Geschke und Lennard Kämna auch noch Nairo Quintana gemischt. Der Kolumbianer konnte seine Pläne, Zeit zurückzugewinnen, aber nicht umsetzen. Besser als er hielten sich Geschke und Kämna. Geschke fuhr noch am letzten Anstieg um den Etappensieg mit, Tourneuling Kämna wurde respektabler Tagessechster. In dem Bremer wächst das nächste potenzielle deutsche Rundfahrttalent heran. Die Pyrenäen wurden an diesem Wochenende zum Paradekurs der deutschen Profis.