Hamburg. Die deutschen Teams haben bei der Beachvolleyball-WM in Hamburg die Gruppenphase überstanden. Ein Zwischenfazit von Niclas Hildebrand.

Die Hälfte der Beachvolleyball-Weltmeisterschaft am Rothenbaum ist gespielt, und bei Niclas Hildebrand (38), dem Sportdirektor Beach des Deutschen Volleyballverbandes (DVV), ist die Anspannung der ersten Tage aus seinen Gesichtszügen gewichen. „Alle Teams haben unsere Erwartungen erfüllt und die Gruppenphase überstanden. Das war nach dem zum Teil schwierigen Start in diese Saison nicht selbstverständlich.“ Die Vorgabe an alle zehn deutschen Paare, sechs bei den Frauen, vier bei den Männern, sei von ihm gewesen, „Mut, Wille und Leidenschaft“ zu zeigen. In dieser Hinsicht, sagt Hildebrand, gebe es wenig auszusetzen. Und wenn in den jetzt anstehenden K.-o.-Spielen diese Tugenden beibehalten werden, „dann sich für einige Teams hier noch einigen Runden drin“. Dass bei Frauen und Männern mindestens ein Paar das Viertelfinale erreicht, bleibe für ihn realistisch, „mit ein bisschen Glück bei der Auslosung eventuell auch mehr“.

Erfolgreiche Spendenaktion

Bei einer Aktion des Miniaturwunderlandes in der HafenCity und des WM-Sponsors comdirect bank haben 147 Leute rund 3700 Euro für die Stiftung Deutsche Sporthilfe gespendet. Alle Spendernamen standen am Dienstag auf Ludwigs Kleidung beim 2:0 (21:120, 21:9)-Sieg im letzten Gruppenspiel gegen die Nigerianerinnen Tochukwu Nnoruga/Francisca Ikhiede.

Favoriten auf die Weltmeistertitel sind für Hildebrand jedoch andere: bei den Männern an erster Stelle die norwegischen Weltranglistenersten Anders Mol/Christian Sörum, die zuletzt 23 Spiele in Folge gewannen, bevor sie Mitte Juni in Warschau das Endspiel gegen Evandro/Bruno Schmidt aus Brasilien verloren. „Bei den Frauen haben die Australierinnen Mariafe Artacho/Taliqua Clancy, die Brasilianerinnen Agatha/Duda und Ana Patricia/Rebecca sowie die Niederländerinnen Marleen Van Iersel/Joy Stubbe bisher den stärksten Eindruck hinterlassen.“

Für uns bewertet Hildebrand die Auftritte der zehn deutschen Teams in den Gruppenspielen:

  • Karla Borger/Julia Sude: „Die beiden haben bislang einen sehr starken Eindruck hinterlassen, sind als Team zusammengewachsen. Drei überzeugende Siege in den Gruppenspielen lassen auf weitere Erfolge hoffen. Ich traue ihnen bei der WM noch einiges zu.“
  • Margareta Kozuch/Laura Ludwig: „Sie haben starke Phasen in ihrem Spiel, in denen sie jedes andere Team der Welt in Bedrängnis bringen können. Da sieht man ihr großes Potenzial. Es gibt allerdings auch immer wieder Spielabschnitte, in denen sie ihren Rhythmus verlieren, Punkte in Serie abgeben. Können sie diesen Negativlauf minimieren, sollten sie weit kommen. Immerhin wurden auch sie Gruppensiegerinnen. Laura präsentiert sich schon fast wieder in Bestform. ,Maggie’ setzt immer mehr an Beachvolleyball-Technik um. Ihre Angriff werden immer variabler, ihre Zuspiele müssten noch stabiler werden.“
  • Sandra Ittlinger/Chantal Laboureur: „Zwei Siege und eine Niederlage, das war bisher sehr ordentlich. Mir fehlt noch die letzte Konsequenz, in den entscheidenden Phasen sind sie noch zu zögerlich.“ Kim Behrens/Cinja Tillmann: „Ihr Auftritt gegen die starken Kanadierinnen Bansley/Brandie hat mir sehr gut gefallen, nur hätten sie das Spiel gewinnen und nicht im dritten Satz 13:15 verlieren müssen. Mein Rat: mehr Mut. Sie sind kein Nationalteam, haben also nichts zu verlieren, können hier nur gewinnen.“
  • Victoria Bieneck/Isabel Schneider: „Trotz der zwei knappen Niederlagen in den Gruppenspielen traue ich ihnen noch einiges zu, weil sie mit jedem Team der Welt mithalten können, auch mit den Niederländerinnen Van Iersel/Stubbe, auf die jetzt treffen. Allerdings war schon bei den Turnieren auf der diesjährigen Welttour zu sehen, dass sie in der Crunch¬time momentan nicht mit der Überzeugung auftreten, die nötig wäre. Sie sollten sich daran erinnern, dass sie deutsche Meisterinnen sind.“
  • Leonie Körtzinger/Sarah Schneider: „Unser Nachwuchsteam hat sich hervorragenden geschlagen. Sie haben mutig gespielt, Spaß gehabt und ihre Erfahrungen gesammelt.“ Julius Thole/Clemens Wickler: „Die beiden Hamburger wirken auf mich ein wenig angespannt, da fehlt noch etwas Lockerheit. Dass sie zwei Gruppenspiele gewonnen haben, obwohl sie dabei nicht ihr bestes Beachvolleyball gezeigt haben, spricht für sie.“
  • Jonathan Erdmann/Sven Winter: „Dem Team gilt mein größter Respekt. Nach der Verletzung von Alexander Walkenhorst hat Jonathan Erdmann gerade vier Tage gemeinsam mit Sven Winter trainieren können, dennoch lieferten die beiden hier drei hervorragende Auftritte (ein Sieg, zwei Niederlagen) in einer starken Gruppe ab.“
  • Philipp Arne Bergmann/Yannick Harms: „Ihre WM-Vorstellungen sind ein Abbild ihrer Saison. Sie spielen gut mit, lassen aber in wichtigen Phasen oft den Mut vermissen, den man braucht, um ein Spiel zu drehen.“
  • Nils Ehlers/Lars Flüggen: „Nach einer bisher enttäuschenden Saison zeigen sie sich formverbessert. Bei ihrer Niederlage gegen die Russen Liamin/Myskiw haben sie ihre Chancen nicht genutzt, waren zu zögerlich. Gewinnen sie heute Mittag ihr letztes Vorrundenspiel gegen die Mexikaner Ontiveros/Virgen, können sie sogar Gruppensieger werden.“