Sakhir. Mercedes hat einen dramatischen Absturz von Ferrari genutzt und beim Großen Preis von Bahrain in der Formel 1 den Doppelsieg gefeiert.

Erste Pole-Position und erstes Podium im zweiten Rennen für Ferrari, und trotzdem gab es beim Großen Preis von Bahrain niemand der unglücklicher gewesen sein dürfte als Charles Leclerc. Durch einen Batterieausfall an seinem Ferrari wurde der Monegasse um den ersten Sieg gebracht. Der ging an Titelverteidiger Lewis Hamilton, zum zweiten Mal in Folge damit ein silberner Doppelerfolg, nachdem Melbourne-Sieger Valtteri Bottas Zweiter wurde. Die Dramen bei Ferrari hörten trotz des dritten Platzes für Leclerc nicht auf. Sebastian Vettel als Fünfter war bei dem mit dem Safety Car zu Ende gebrachten 999. Formel-1-Rennen der große Verlierer.

Leclerc ist die neue Lichtgestalt

„Mensch, ist das bitter für Charles“, sagte Sieger Hamilton nach der Zieldurchfahrt, der einen kleinen persönlicher Triumph über alle Zweifler feierte, aber seinem Team auch Beine machen will, „er hat noch eine Menge Siege vor sich.“ Der derart Gelobte, der immerhin noch den Zusatzpunkt für die schnellste Rennrunde kassieren konnte, bilanzierte mit traurigen Augen: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll, ein bitterer Tag.“ In der WM-Wertung führt weiterhin Valtteri Bottas mit 44 Zählern vor Hamilton (43), Max Verstappen (27), Leclerc (25) und Vettel (22). „Es war kein einfaches Rennen“, gestand ein sehr nachdenklicher Vettel, „mit Sicherheit passt es bei uns noch nicht ganz. Wir können noch nicht zufrieden sein“.

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Ein ungewöhnlich hoher Gegenwind von 50 km/h, das ist die perfekte klimatische Entsprechung von der Rennstrecke in Sakhir für das, was Sebastian Vettel künftig bei Ferrari blüht. Der vierfache Weltmeister, der in diesem Jahr unbedingt seinen ersten Titel in Rot holen muss, hat Konkurrenz im eigenen Haus bekommen. Charles Leclerc erfüllt sich seine kühnsten Träume, und zwar im Renntempo: Zweiter Start für den 21-Jährigen mit der Scuderia, erste Pole-Position – und beinahe der erste Sieg. Nach 23 Formel-1-Rennen schon ein Nummer-Eins-Kandidat – das erinnert an Hamiltons Debütsaison 2007 bei McLaren-Mercedes.

Kein echtes Gegeneinander von Vettel und Leclerc

Ferrari war in Bahrain auf dem besten Weg zur Wiedergutmachung für den Fehlstart von Australien, beide Autos in der ersten Startreihe, auch wenn das doppelte technische Versagen am Ende Ruhm und Lohn kostete. Leclerc mit seinen 21 Jahren ist die neue Lichtgestalt, und er fährt mit der Coolness eines alten Hasen.

Zu einem echten, und damit kritischen Gegeneinander von Vettel und Leclerc kam es gar nicht. Der Heppenheimer beschleunigte seinen Kollegen zwar am Start aus, aber in der sechsten Runde war der Angreifer dran – und dann auch schnell vorbei. Reifenwahl und Autoabstimmung sprachen für Leclerc, der diesen Vorteil kaltschnäuzig zu nutzen verstand. „Ich habe besonders gut geschlafen“, hatte der Ferrari-Neuling vor dem Rennen kundgetan, und aus der guten Laune wurde volle Pulle. Schnell setzte er sich ab, während sich Vettel im Duell der Champions mit Lewis Hamilton auseinandersetzen musste.

Fahrfehler von Vettel

Nach dem zweiten vorgezogenen Boxenstopp befand sich Hamilton zumindest in Schlagdistanz zu Vettel, und zum Ende des zweiten Renndrittels lieferten sich die beiden große Zweikämpfe. Bis der Heppenheimer sich plötzlich drehte, er nahm den Fahrfehler auf die eigene Kappe. Wenig später flog der Frontflügel am Auto mit der Nummer fünf davon, und beim Boxenstopp klemmte die Fahrzeugnase. Vettel, nur noch Neunter, tankte sich aber auf den fünften Rang vor. Die Enttäuschung, der Zorn, die Wut waren riesig – und die Unruhe bei Ferrari wird größer werden.

Vor allem, nachdem Leclercs Auto zehn Runden vor Schluss dramatisch langsamer wurde, Hamilton und Valtteri Bottas vorbeirauschten. Die Batterieaufladung war defekt, damit fehlten Leclerc etwa 160 PS. Am Ende stand die bange Frage: Wollte Ferrari zu schnell zu viel?