Oberstdorf. Bundestrainer führte die deutschen Skispringer zurück an die Weltspitze. Horngacher Favorit auf Schuster- Nachfolge

Manche Dinge brauchen einfach Zeit um zu reifen. So war dies auch bei Werner Schuster. Vor etwa einem Jahr, nach dem Gold-Sprung von Andreas Wellinger bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang, dachte Skisprung-Bundestrainer Werner Schuster zum ersten Mal über seine Zukunft nach. „Ich habe mir die Frage gestellt: Schaffst Du noch einmal vier Jahre“, sagte er gestern. Die Antwort darauf fand er erst vor wenigen Wochen. „Ich werde meinen Vertrag, der am 30. April endet, nicht verlängern“, sagte der 49-Jährige in Oberstdorf.

Seine Stimme wirkte dabei klar, doch in seinen Augen waren Emotionen zu sehen. „Noch vor ein paar Wochen konnte ich es nicht formulieren“, berichtete der Österreicher.

Als Schuster im Frühjahr 2008 seinen neuen Job angetreten hat, da hatten die deutschen Skispringer mehr Vergangenheit als Zukunft. Der DSV hatte es versäumt, sich um den Nachwuchs zu kümmern. Der Neue brachte alle Stützpunkte zusammen, führte ein Leitbild ein. Nach und nach entwickelten sich junge Talente. Severin Freund gehört dazu, später auch Markus Eisenbichler, Karl Geiger, Stefan Leyhe und Andreas Wellinger. Trotzdem durfte er das Weltcup-Team nicht vernachlässigen. Ausgerechnet Martin Schmitt sorgte mit Silber bei der WM 2009 noch einmal für Glanz. „Ich weiß nicht, ob ich ohne Martins Medaille Bundestrainer geblieben wäre“, sagte Schuster später.

Nur der Tourneesieg fehlt

Zum Glück ist er geblieben. 2010 holte sein Team Silber bei Olympia in Vancouver. Vier Jahre später wurden Freund, Marinus Kraus, Wellinger und Andreas Wank Olympiasieger. Und vor einem Jahr gewann Wellinger Einzel-Gold von der Normalschanze. Dazu kamen Weltmeister-Titel und ein Gesamt-Weltcupsieg durch Severin Freund. Was fehlt ist nur ein Triumph bei der Vierschanzentournee. „Damit werde ich leben müssen“, sagte Schuster.

Was macht Werner Schuster künftig? Drei Optionen skizzierte er. Zum einen könne er beim DSV bleiben und im strukturellen und strategischen Bereich arbeiten. Variante zwei wäre eine Rückkehr nach Österreich ans Skigymnasium in Stams. Der Coach könnte sich aber auch ein Sabbatical vorstellen.

Für Horst Hüttel, Sportlicher Leiter Skispringen, beginnt nun die Suche nach einem Nachfolger. Meist genannter Kandidat ist Stefan Horngacher. Der Vertrag des Österreichers, der vor seinem Engagement in Polen Schusters Assistent war, läuft ebenfalls nach dieser Saison aus.