Melbourne. Deutscher Tennisprofi Alexander Zverev gewinnt sein Drittrundenmatch gegen den Australier Alex Bolt. Jetzt gegen den Kanadier Raonic

In den letzten beiden Jahren war Alexander Zverev schon zurück im kalten Europa, wenn es beim ersten Grand Slam-Turnier der Saison so richtig heiß und spannend wurde – in der zweiten, alles entscheidenden Woche. Doch 2019 kann Zverev nun in Melbourne bislang unerreichtes Terrain erforschen, sein Grand Slam-Abenteuer geht über die ersten drei Runden hinaus, er ist weiter drin im großen Spiel um den Australian Open-Hauptpreis. „Ich bin sehr zufrieden, wie es bisher gelaufen ist“, sagte Zverev nach seinem mühelosen 6:3, 6:3, 6:2-Drittrundensieg über Lokalmatador Alex Bolt, „aber auch das Achtelfinale soll nur eine Zwischenstation sein. Ich möchte um den Titel mitkämpfen.“

Jetzt wartet auf Zverev der erste richtig dicke Brocken

Am Montag, wenn der Major-Wettbewerb Down Under noch einmal an Dramatik und Spannung zulegt, hat Zverev bei seinem ganz persönlichen Grand Slam-Abenteuer auch die mit Abstand kniffligste Hürde vor sich – den kanadischen Ballermann Milos Raonic, der sich nach einer schwierigen, von vielen Verletzungsproblemen geprägten Vorsaison in erstaunlicher Frühform befindet.

„Das wird natürlich ein harter Brocken. Er ist hier richtig gut drauf“, sagte Zverev über den 28-jährigen, der in jüngeren Jahren rein optisch an das berühmte Schlagerkind Heintje erinnerte. In den beiden ersten Runden räumte der Aufschlag-Kanonier mit dem heimischen Exzentriker Nick Kyrgios und dem dreimaligen Grand Slam-Champion Stan Wawrinka hochwertige Konkurrenz aus dem Feld, in der ersten Woche schlug er insgesamt schon 92 Asse – zu den 6.786, die er seit seinem Karrierebeginn ins gegnerische Feld platzierte.

Bislang keine guten Erfahrungen mit Raonic

Zverev hat keine allzu guten Erinnerungen an Raonic, schließlich war es der Mann mit dem sanftmütigen Blick und dem harten Bumms, der ihn 2017 in einem Achtelfinal-Drama in Wimbledon in fünf Sätzen aus dem Turnier beförderte. Anschließend gab Zverev in der ersten Wut das denkwürdige Statement zu Protokoll: „Ich will nicht mehr lernen. Ich will diese Spiele gewinnen.“

Allerdings hat Zverev zum Glück das Lernen dann doch nicht aufgegeben und deshalb auch weitere Matches und Turniere gewonnen, zuletzt bekanntlich auch die ATP-WM in London. Er ging mit kräftigem Rückenwind in diese neue Saison, und bisher hat er den Anschub auch genutzt, um alles in allem auch mit etwas besserem Energiemanagement in der Grand Slam-Auftaktperiode zu agieren. „Ich fühle mich sehr frisch, es ist noch genügend Power da für das, was kommt“, sagte Zverev, der die keineswegs leichte Herausforderung gegen Bolt mit großer Selbstverständlichkeit bewältigte und beim neuerlichen Centre Court-Gastspiel die Quote leichter Fehler auf ein Minimum beschränkte.

Boris Becker lobt Alexander Zverev

Becker, der Berater und Fürsprecher Zverevs, bemerkte hinterher, Zverev sei von „seiner ganzen Statur her ein völlig anderer Spieler als vor einem Jahr, selbst noch vor einem halben Jahr“: „Er ruht mehr in sich, der WM-Sieg hat seine Sicherheit erhöht und ihm den Respekt der Gegner verschafft.“ Der 21-jährige, so Becker weiter, habe es geschafft, „seine Normalform in den Matches auf ein anderes Level zu heben.“ Er wird diese Qualitäten auch dringend brauchen, nun, da er zum dritten Mal in der zweiten, prickelnden Woche eines Grand Slam-Turniers steht. Erst mal gegen Raonic, den Kanadier, und dann bestenfalls gegen noch bessere Gegner.

Djokovic und Williams ebenfalls eine Runde weiter

Auch der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic (6:3, 6:4, 4:6 und 6:0 gegen den Kanadier Denis Shapalov) und Serena Williams (6:2, 6:1 gegen die Ukrainerin Dajana Yastremska) zogen ins Achtelfinale ein. In der vierten Runde kommt es jetzt zum Grand Slam-Knüller zwischen der jüngeren Williams-Schwester und der Weltranglisten-Ersten Simona Halep, die zuvor mit ihrem 6:2, 6:3-Erfolg über Venus Williams einen neuerlichen Sister Act in Melbourne verhindert hatte.