Essen. George Foreman boxte mit Muhammad Ali im Dschungel, nun verdient er Millionen mit Grills. Am Donnerstag wird er 70 Jahre alt.

Wenn Axel Schulz über den 30. Oktober 1974 spricht, verfällt er automatisch in seinen brandenburgischen Tonfall. Dann erzählt er mit jungenhafter Begeisterung, wie ihn seine Mutter zehn Tage vor seinem sechsten Geburtstag in der Nacht weckte. Auch in der damaligen DDR fieberten die Leute dem in den West-Medien so titulierten „Box-Kampf des Jahrhunderts“ entgegen. Also schaltete Mutter Schulz das verbotene West-Fernsehen an und schaute sich mit ihrem Axel das Duell der amerikanischen Box-Superstars Muhammad Ali und George Foreman an. „Ehrlich gesagt, für mich stand damals gar nicht dieser grandiose Box-Kampf im Mittelpunkt“, sagt Schulz dieser Zeitung. „Ich fühlte mich wie ein Großer. Mitten in der Nacht durfte ich vor dem Fernseher sitzen.“

Ali – dann Tyson und Foreman

Weder Axel Schulz noch seine Mutter konnten ahnen, dass 15 Jahre später die Mauer fallen würde und dass aus dem kleinen Axel ein Profiboxer würde, der gegen George Foreman am 22. April 1995 in einem Prachthotel in Las Vegas um die Weltmeisterschaft boxen würde. Axel Schulz wird heute versuchen, seinen einstigen Gegner zu erreichen, denn George Foreman feiert heute seinen 70. Geburtstag. „Foreman ist einer der drei größten Boxer aller Zeiten“, sagt Schulz. „Muhammad Ali ist die klare Nummer eins. Dann kommen Mike Tyson und George Foreman.“

Ein Mann boxt sich nach oben. Die Geschichte des George Foreman ist die eines Aufsteigers, der als Jugendlicher fast zu einem Schwerstkriminellen geworden wäre. Durch ein Resozialisierungsprogramm kam er zum Boxen. Es war seine Rettung.

Der wohl bekannteste Kampf der Box-Geschichte, den die ganze Welt als „Rumble in the Jungle“, Schlägerei im Dschungel, kennt: George Foreman war gegen Muhammad Ali (r.) lange überlegen, dann verlor er in Runde 8 durch K.o.
Der wohl bekannteste Kampf der Box-Geschichte, den die ganze Welt als „Rumble in the Jungle“, Schlägerei im Dschungel, kennt: George Foreman war gegen Muhammad Ali (r.) lange überlegen, dann verlor er in Runde 8 durch K.o. © imago

Nach seinem Olympiasieg 1968 in Mexiko versilberte er das Gold als Profi. Sein Markenzeichen: Unbändige Schlagkraft. Obwohl er einen Gegner nach dem anderen vorzeitig bezwang, galt der K.o.-König aus Texas am 22. Januar 1973 in Kingston (Jamaika) als Außenseiter gegen Weltmeister Joe Frazier. Aber George Foreman schickte den bis dahin unbesiegten Frazier sechsmal auf die Bretter und knockte ihn in Runde zwei aus.

Foreman war mit nicht einmal 24 Jahren Weltmeister im Schwergewicht. Promoter Don King plante 21 Monate später das ganz große Ding mit Foreman und Muhammad Ali. Nicht in Las Vegas, sondern in Afrika, weil Mobutu, Diktator im damaligen Zaire, das meiste Geld bot. Und so stiegen am 30. Oktober 1974 im Stadion von Kinshasa Foreman und Ali in den Ring. Bei einer Luftfeuchtigkeit von 95 Prozent und Temperaturen jenseits von 30 Grad – und das um vier Uhr in der Nacht, damit die US-Amerikaner den Kampf zur Prime Time im Fernsehen schauen konnten.

Elf Kinder aus fünf Ehen

Es war der wohl bis heute größte Kampf der Box-Geschichte, der als „Rumble in the Jungle“ (Schlägerei im Dschungel) bekannt wurde und im Oscar-prämierten Film „When we were Kings“ dokumentiert ist. Foreman griff an, drängte Ali immer wieder an die Ringseile. Hunderttausend Zuschauer schrien „Ali, boma ye!“ (Ali, töte ihn). Der Herausforderer hatte die Sympathien der Afrikaner, auch weil sich Foreman vor dem Fight in seinem Hotel mit einem Schäferhund verschanzt hatte. Für die Afrikaner ein Symbol der Kolonial-Herrschaft. Muhammad Ali konterte Foreman aus und gewann in der achten Runde durch K.o.

Der Verlierer fiel zeitweise in eine Depression. Als Prediger der „Apostolic Church of the Lord Jesus Christ“ fand Foreman, der elf Kinder aus fünf Ehen hat, aus der Krise. 1987 startete er ein Comeback. 1994 schlug er Michael Moorer und wurde mit 45 der älteste Schwergewichtsweltmeister der Box-Geschichte.

Axel Schulz (l.), schlägt 1995 gegen George Foreman zu.
Axel Schulz (l.), schlägt 1995 gegen George Foreman zu. © imago

Ein Jahr später glaubte Foremans Management auf der Suche nach einem möglichst schlagschwachen Gegner in Axel Schulz fündig geworden zu sein. Doch Schulz machte einen starken Kampf. Eigentlich hätte der Deutsche als Punktsieger den Ring verlassen müssen. „Es war klar, dass ich George hätte umhauen müssen, um zu gewinnen“, sagt Schulz. „Sein Management hatte schon hoch dotierte Verträge für die nächsten Kämpfe abgeschlossen. Ich bin trotzdem nicht böse, denn ohne den Kampf gegen Foreman wäre ich nicht so bekannt geworden. Kein Mensch würde heute von mir Grill-Saucen kaufen.“

Beide Boxer verdienen heute ihr Geld mit Grillen. Schulz ist Spezialist für Saucen und Foreman ist ein Grillionär. Er soll rund 150 Millionen Dollar mit dem Verkauf von Grillgeräten verdient haben. Und hier könnte sich der Kreis schließen. „George und ich denken an eine geschäftliche Kooperation“, sagt Axel Schulz. Erst einmal muss George Foreman heute seinen 70. Geburtstag feiern. Wahrscheinlich gibt es was vom Grill.