Berlin. Die Sprinterin geht ab kommender Saison für den SCC an den Start. Eine Veränderung in Leverkusen war der Grund für ihren Schritt.

Als Gina Lückenkemper am Donnerstagmittag auf der blauen Bahn des Olympiastadions stand, kribbelten ihre Füße. Als würden sie sich ganz genau daran erinnern, was sie dort vor knapp dreieinhalb Monaten geschafft hatten. Sie hatten die Sprinterin zur Silbermedaille über 100 Meter bei der Leichtathletik-EM getragen. „Ich habe mich sofort an diese Momente zurückerinnert“, sagt Lückenkemper.

Lückenkemper wechselt nicht aus Sentimentalität

Die 22-Jährige war aber nicht aus reiner Sentimentalität an den Ort ihres bisher größten Erfolgs zurückgekehrt. Sie blickte nur kurz zurück, um sich dann der Zukunft zu widmen. Eine Zukunft, in der Berlin eine entscheidende Rolle spielen wird. Denn die Athletin aus Soest wird ab 2019 für den SCC Berlin an den Start gehen.

Auf die Frage, warum sie sich denn ausgerechnet für Berlin entschieden hat, antwortet sie wenig später in typischer Gina-Manier. Mit einer Gegenfrage. „Warum denn nicht?“

Ausrüsterwechsel in Leverkusen ausschlaggebend

2015 lief sie als 18-Jährige beim Istaf im Olympiastadion ihr erstes internationales Meeting. „Das war der Startschuss für meine Profikarriere“, sagt sie. Die im vergangenen August mit EM-Silber über 100 Meter und mit EM-Bronze mit der Staffel ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte. Natürlich in Berlin, wo auch sonst!? „Mit Berlin verbinde ich insgesamt durchweg positive Sachen. Berlin nimmt in meiner Karriere einen wahnsinnig wichtigen Stellenwert ein“, sagt sie.

Ein Ausrüsterwechsel bei ihrem Verein Bayer Leverkusen zu Nike hatte den Ausschlag gegeben. „Für mich kam das nicht infrage. Ich bin seit sechs Jahren bei Adidas, fühle mich da wohl, vertraue den Produkten“, sagt Lückenkemper. Also suchte sie nach einer neuen sportlichen Heimat und fragte beim SCC an. „Wir fanden die Idee natürlich klasse. Dass das Gesicht der deutschen Leichtathletik zu uns kommen will“, sagt SCC-Geschäftsführer Andreas Hilmer.

Weiter mit Trainer Uli Kunst

Und wenn man in genau dieses Gesicht schaut, sieht man, dass dieser Wechsel – abseits von Ausrüsterverträgen und finanziellen Gründen – auch eine Herzensangelegenheit ist. Gina Lückenkemper strahlt, sitzt entspannt in ihrem schwarz-weißen SCC-Dress in der Geschäftsstelle im Olympiapark. Genau dort, wo ihr Herz für die Leichtathletik schlägt, prangt nun auch das C für den SC Charlottenburg auf ihrem Pulli. „Ich freue mich sehr darauf, demnächst für Berlin an den Start gehen zu können. An den Start gehen zu dürfen. Das ist für mich eine Ehre“, sagt die Vize-Europameisterin. Weil Berlin ihr am Herzen liegt.

Aber ihren Lebensmittelpunkt wird Lückenkemper in Soest belassen, wo sie weiterhin von Trainer Uli Kunst betreut wird. „Um mich mit etwas zu identifizieren, muss ich nicht vor Ort sein. Das hat der SCC akzeptiert“, sagt Lückenkemper. „Es ist eine Zusammenarbeit, auf die ich mich wahnsinnig freue. Uli und ich werden da auch enorm profitieren. Ich denke, dass wir neue Impulse für unser Training kriegen können“, sagt sie.

Freude beim SCC Berlin über Lückenkemper

Deutschlands schnellste Frau tritt in große Fußstapfen. Olympiasieger Robert Harting, das Aushängeschild des SCC, hatte im September seine Karriere beendet und nicht nur im Verein eine Lücke hinterlassen. Auch der deutschen Leichtathletik ist ein Vorzeige-Sportler abhanden gekommen. Eine Rolle, die viele Lückenkemper nach ihrer fulminanten EM zutrauen. „Das ist natürlich eine Ehre“, sagt sie. „Ich gebe mein Bestes, diese Rolle auszufüllen.“

"Wir fanden die Idee natürlich klasse. Dass das Gesicht der deutschen Leichtathletik zu uns kommen will", sagte SCC-Geschäftsführer Andreas Hilmer.

Ihren ersten offiziellen Wettkampf als SCC-Athletin wird Lückenkemper beim Istaf Indoor am 1. Februar 2019 in der Mercedes-Benz Arena bestreiten. "Da bin ich voller Vorfreude, es gibt für mich kein schöneres Indoor-Meeting", sagte Lückenkemper.