München. Das DFB-Team zeigt gute Leistung gegen Weltmeister Frankreich. Hummels, Neuer, Kimmich und Ginter stechen hervor. Die Einzelkritik.

Das DFB-Team zeigt zweieinhalb Monate nach dem peinlichen Vorrundenaus in Russland eine gute Partie gegen Frankreich. Das spiegelt sich in die Einzelkritik wider.

Manuel Neuer: Machte sein 80. Länderspiel. Es war für den Bayern-Schlussmann zunächst ein gemütliches. Erst in der 36. Minute wurde seine Mitarbeit gefragt, dann aber vehement. Neuer parierte Girouds Kopfball prächtig. Auch Griezmann verzweifelte zweimal am deutschen Kapitän (49./64.). Note: 2

Matthias Ginter: Hatte die Weltsensation vollbracht, an zwei Weltmeisterschaften teilzunehmen, ohne eine Sekunde zu spielen. Nun also Neuanfang mit Ginter – und zwar in Weltmeisterformation. Mit dem Gladbacher kehrte der sogenannte „Ochsenspieß“ aus vier Innenverteidigern in der Viererkette zurück, mit dem Löws Team 2014 erfolgreich war. Zweikampfstärke war das Stichwort. Und Ginter lieferte. Kein anderer Spieler führte so viele Duelle in Halbzeit eins wie Ginter (zehn). 70 Prozent gewann er. Und er hatte vorn sogar starke Szenen: Eine Vorlage für Reus (64.), ein Kopfball nach Ecke (75.). Ein guter Auftritt. Note: 2

Jerome Boateng: Zunächst irgendwie unangebracht lässig. Hätte fast Hernandez übersehen, klärte dann aber gerade noch rechtzeitig (41.). Kam im weiteren Spielverlauf öfter zu spät. Note: 4.

Mats Hummels: Hat sich vorgenommen, den Weg heraus aus dem Schlamassel zu weise. Tat das, als er Griezmanns Sturmlauf stoppte wie eine zugeschlagene Tür (45.). Die deutsche Abwehr soll kein Selbstbedienungsladen mehr sein wie noch bei der WM. Hummels sorgte diesmal dafür. Hatte vorn die beste deutsche Chance, als er erst einen Konter einleitete und dann selbst abschloss, aber an Areola scheiterte (72.). Note: 2

Antonio Rüdiger: Gab den „Ochsen“ links in der Viererkette. Verpasste dem Stuttgarter Benjamin Pavard gleich einen ochsenhaften Tritt, der fies aussah. Musste sich an die neue Rolle erst gewöhnen – und seine Mitspieler auch. Überraschte sie des Öfteren mit unkonventionellen Flanken. Erfand den Flankentorschuss (45.). Wurde vom französischen Wunderkind Mbappé mehrfach frech ausgetanzt (60.). Und dennoch: Rüdiger bewies Mut zur Häßlichkeit, als er mehrfach in der Offensive Dinge tun musste, bei denen er nicht gut aussah. Die aber nun mal an diesem Tag seine Aufgabe waren. Note: 4

Joshua Kimmich: Bundestrainer Löw flüsterte ihm vor dem Anpfiff noch etwas ins Ohr. Vielleicht ja: „Zeig der Welt, dass du besser bist als Kanté!“ Kimmich gab das Pendant des französischen Aufpasser vor der Abwehr und kehrte damit von der Rechtsverteidigerposition, auf die er einst umgeschult wurde, wieder zurück ins defensive Mittelfeld. War, wo die Action stattfand – und überall gut. Note: 1,5

Leon Goretzka (bis 64.): Konnte seine Dynamik nach vorn daher nicht so einbringen wie zuletzt bei den Bayern. Aber hier ging es ja auch nicht gegen Stuttgart, sondern gegen den Weltmeister. Note: 3,5

Toni Kroos: Hatte mit Kimmich einen Kehrbesen hinter sich wie bei Real Madrid. Nutzte die neue Leichtigkeit aber zu selten für stramme Pässe in die Gefahrenzone. Zeigte jedoch die Toni-Kroos-Weltsensation: Fouls. Note: 3

Thomas Müller: Gab mit Reus und Werner vorn einen ständig die Positionen tauschenden Angriffskreisel. Arbeitete unermüdlich. Hätte sich das Tor verdient, dass ihm Areola mit einer starken Parade verwehrte (74.). Note: 2,5

Timo Werner: Wenn es in der auf Defensive ausgerichteten deutschen Elf gefährlich wurde, dann meist über Werner. Zwang Areola zur zwei Paraden (18./57.). Note: 3

Marco Reus (bis 83.): Der Angreifer hatte die Zuschauer auf seiner Seite, als er einen französischen Konter kurz vor dem eigenen Strafraum stoppte (26.). Hatte vorn Pech, dass Areola einen herausragenden Tag erwischte (64.). Note: 3

Ilkay Gündogan (ab 64.): Musste erneut Pfiffe gegen sich ertragen, aber deutlich weniger als noch nach seinem Erdogan-Foto. Meisterte seine „Reifeprüfung“, wie er es selbst nannte und hätte fast das Siegtor erzielt (77.). ​

Leroy Sané (ab 83.): Hatte kaum Zeit, sich zu präsentieren.