Essen. Junge Nationalreiter sollen Mädchen gefügig gemacht haben. Bundestrainer Otto Becker äußert sich gegenüber dieser Redaktion.

Eigentlich müsste im deutschen Reitsport derzeit Vorfreude herrschen. Am Dienstag, 11. September, starten in Tryon in den USA die Weltreiterspiele. Dort rechnet man sich einige Erfolge aus. Doch statt sich auf die Vorbereitung zu konzentrieren, wird die deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) von einem Skandal erschüttert.

Die Vorwürfe sind massiv

Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtet in seiner aktuellen Ausgabe von Alkoholexzessen von jungen Reitern und dem Verdacht der Vergewaltigung und der sexuellen Nötigung. Konkret soll es sich um Vorwürfe gegen eine Gruppe von Jungstars des Springreiter-Nationalkaders handeln. Diese sollen am Rande von Turnieren Mädchen mit Alkohol sowie möglicherweise auch mit K.o.-Tropfen gefügig gemacht und sexuell missbraucht haben. Zudem ist die Rede von zerstörten Hotelzimmern und maßlosen Saufgelagen.

Einen Fall hat der Verband sogar an die Staatsanwaltschaft Münster und den Weltreiterverband weitergeleitet. Dabei geht es um einen Verdächtigen aus dem Nationalkader, der eine junge Frau am Rande eines Reitturniers massiv bedrängt haben soll. Er bestreitet zwar die Vorwürfe, wurde im Juli aber von der Reiterlichen Vereinigung für 18 Monate aus dem Nationalkader gestrichen.

Springreit-Bundestrainer Otto Becker (59), der in erster Linie für die Nationalmannschaft der Senioren zuständig ist, allerdings auch Startplätze für Jugend-Reiter vergeben kann, hatte ihn zuvor für Turniere gemeldet – mit der Begründung, dass zu dem damaligen Zeitpunkt noch kein Verfahren stattgefunden hatte. Becker habe sich deshalb, so FN-Geschäftsführer Dennis Peiler, „für den sportfachlichen Weg“ entschieden.

So reagiert der Bundestrainer

Otto Becker selbst wollte auf Nachfrage dieser Zeitung erst Stellung beziehen, „wenn mir der Text in Gänze vorliegt“. Er legt allerdings besonderen Wert darauf zu betonen: „Jede Form des Alkoholmissbrauchs und der sexualisierten Gewalt ist ein absolutes No-Go – egal ob im Reitsport oder in anderen Lebensbereichen.“

Becker weist darauf hin, dass der Verband und die Jugendleitung bei Bekanntwerden von Vergehen bisher immer angemessen und konsequent reagiert haben.

Der Verband erklärte in einer ersten Reaktion, dass er derlei Probleme angehe. „Wir haben in den vergangenen Jahren Maßnahmen ergriffen. Dazu gehören Abmahnungen, Kadersuspendierungen, Wettkampfsperren“, sagte FN-Geschäftsführer Soenke Lauterbach.