München. Bayern München siegt zum Bundesliga-Auftakt gegen die TSG Hoffenheim. Ein von Franck Ribery rausgeholter Elfmeter sorgt für Zündstoff.

Thomas Müller riss den Mund auf, er schrie und jubelte, die Arme wedelten wild durch die Luft. 23 Minuten waren gespielt am Freitagabend in der Münchner Arena, als das erste Tor dieser 56. Bundesligasaison fiel. Dass der Dauermeister FC Bayern dieses erste Tor erzielt hatte, überraschte ebenso wenig wie der Torschütze. Schon am 20. August 2010 war Müller der besonders beachtete Premierentreffer zum Ligastart geglückt. Am 22. August 2014 hieß der erste Torschütze der neuen Spielzeit ebenfalls Müller, wieder gegen Wolfsburg, wieder bei einem 2:1-Sieg. Und nun also das dritte Eröffnungstor des bayerischten aller Bayern-Spieler, diesmal gegen die TSG Hoffenheim. Vermutlich fiel der Jubel des Münchner Nationalspielers auch deshalb so besonders euphorisch aus, weil es für ihn zuletzt bei der WM wenig zu bejubeln gegeben hatte. Und vielleicht auch, weil Müller den vielen Rekorden des FC Bayern nun einen weiteren persönlichen hinzugefügt hatte. Drei Mal hat außer ihm noch kein Spieler das Eröffnungstor einer Bundesligasaison erzielt.

Viel Verwirrung um Videobeweis

Am Ende durfte sich Müller und seine Münchner Kollegen auch über den 3:1 (1:0)-Sieg gegen Hoffenheim und damit über ihren insgesamt gelungenen Saisonauftakt freuen sowie ebenso darüber, das neue Fußballjahr gleich wieder auf der Position zu beginnen, auf der sie die vergangenen sechs Spielzeiten beendet hatten. Zumindest bis zu diesem Samstagnachmitttag stehen die Münchner auf dem ersten Tabellenplatz. Adam Szalai hatte zwar zwischendurch ausgeglichen (58.), doch durch Robert Lewandowskis wiederholten Foulelfmeter (82.) und sehr viel Verwirrung um einen Videobeweis nach der ersten Ausführung rangen die Bayern Hoffenheim nieder. Arjen Robben traf noch zum Endstand (90.). Getrübt würde die Freude der Münchner durch die Verletzung von Kingsley Coman, der kurz vor der Pause mit einem lädierten linken Fuß in die Kabine getragen werden musste. Eine Diagnose stand zunächst noch aus.

„Wenn man das erste Bundesliga-Spiel angeht, weiß niemand so richtig, wo er steht“, hatte Niko Kovac vor der Partie gesagt. Ebenso wie für die Hoffenheimer galt das für den Topfavoriten FC Bayern vor allem deshalb, weil die jüngsten Ergebnisse wie vertauscht gewirkt hatten. Im Supercup bei Eintracht Frankfurt war die neue Mannschaft von Kovac über dessen alte mit einem 5:0 hinweggefegt. Im Pokal beim Viertligisten Drochtersen/Assel dagegen schrammte sie beim kargen 1:0 an einer veritablen Blamage vorbei. Etwas näheren Aufschluss über die Frühform der Münchner brachte nun der Vergleich mit dem kecken Herausforderer aus Hoffenheim, dessen Trainer Julian Nagelsmann das Ansinnen formuliert hatte, zu versuchen, dem Abo-Meister aus München Paroli zu bieten. Nicht nur am Freitagabend, sondern möglichst über die gesamten 34 Spieltage hinweg.

Zumindest im direkten Vergleich klappte das nur bedingt. Und das, obwohl Kovac mit seiner Aufstellung für die ersten Überraschungen der Saison gesorgt hatte. Robben setzte er zunächst auf die Bank, ebenso wie Mats Hummels. Stattdessen begannen Coman und Jérôme Boateng, dessen Abgang zu Paris Saint-Germain ja noch immer im Raum steht.

Von den wuchtigen Hoffenheimer Angreifern Joelinton und Szalai wurden Boateng und sein Nebenmann, der ehemalige TSG-Profi Niklas Süle, durchaus beschäftigt. Mutig und immer wieder mit frühem Pressing agierte Nagelsmanns Mannschaft. Spielbestimmend aber traten die Bayern auf, allerdings zunächst ohne große Torgefahr. Das lag auch daran, dass Hoffenheim den Aufbau störte oder gar unterband. Und wenn die Bayern ihr Spiel aufziehen konnten, standen die Gäste in ihrem 5-3-2-System lange so gut, dass die Angriffsbemühungen zumeist rund um den Strafraum versiegten.

Müller trifft zur Führung

Es passte zu dieser Versuchsanordnung, dass die Bayern durch ein Standardtor in Führung gingen. Joshua Kimmich zog einen Eckball vor das Tor, wo Müller aus drei Metern einnicken konnte, weil gleich mehrere Abwehrmechanismen der Hoffenheimer ausfielen. Torwart Oliver Baumann kam nicht heraus, Kapitän Kevin Vogt sprang unter der Flanke hindurch, zudem blieb Müller seltsam unbeaufsichtigt, weil die Zuordnung nicht funktionierte.

Hoffenheim wehrte sich aber weiter und verpasste durch Joelinton nach einer schönen Hereingabe von Schulz den Ausgleich, weil er den Ball zentral vor Torwart Manuel Neuer nicht richtig traf und vorbeischob. Viel mehr nennenswerte Chancen brachte die TSG allerdings lange nicht zustande. Kurz vor seiner Verletzung vergab Coman auf der Gegenseite das 2:0, nachdem er sich freigedribbelt hatte, aber Baumann anschoss.

Die zweite Halbzeit geriet deutlich offener, was auch mit der Hereinnahme von Hoffenheims Steven Zuber für Vincenzo Grifo zu tun hatte. Vor allem aber hatte es mit Szalais Rechtsschuss zum 1:1 zu tun, nachdem er Boateng ausgewackelt hatte. Doch dann kamen der wiederholte Foulelfmeter, die Verwirrung um einen Videobeweis und schließlich Robbens Entscheidung. Und Müller jubelte.