Essen/Frankfurt. In Frankfurt ging es zwei Monate nach dem WM-Debakel ans Eingemachte. Beim Gipfel diskutierte der DFB mit Vertretern der Bundesliga.

Der gemeinsame Auftritt vor der Bundesliga-Zentrale in der Guiollettstraße in Fankfurt sollte seine Wirkung nicht verfehlen. DFB-Präsident Reinhard Grindel und DFL-Präsident Reinhard Rauball wollten Einigkeit demonstrieren. Zwei Monate nach dem WM-Debakel ging es ans Eingemachte: Drei Stunden hatte die Aussprache mit Führungskräften von Klubs und Vertretern der DFL-Kommission Fußball gedauert.

Mit dabei waren alle, die in der Liga etwas zu sagen haben: unter anderem Karl-Heinz Rummenigge vom FC Bayern und Hans-Joachim Watzke von Borussia Dortmund, Christian Heidel von Schalke und Max Eberl aus Mönchengladbach. Zusätzlich als BVB-Vertreter dabei: der ehemalige DFB-Sportdirektor Matthias Sammer.

Quintessenz: Nur mit Hilfe der Bundesliga-Klubs kann beim DFB der Neuanfang der Nationalelf gelingen, wenn schon deren sportliche Leitung bleiben darf.

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Grindel selbst sprach vom „intensivsten Austausch, den wir in der jüngeren Vergangenheit gehabt haben“. Wörtlich: „Der DFB und die DFL ziehen an einem Strang.“

Grindel und Rauball versicherten einmütig, dass sie Bundestrainer Joachim Löw und Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff „das Vertrauen“ aussprechen, die Nationalelf für die Europameisterschaft 2020 und die Weltmeisterschaft 2022 vorzubereiten.

DFB-Präsident Grindel steht nicht im Mittelpunkt

„Joachim Löw hat eine überzeugende Analyse abgeliefert, und er hat sich auch außerordentlich selbstkritisch geäußert. Das ist sehr gut angekommen“, sagte Rauball im Gespräch mit dieser Zeitung. Und als Antwort auf die Frage, ob die Sitzungsteilnehmer auch Grindel ihr Vertrauen ausgesprochen hätten: „Die Frage stand gar nicht im Raum, das war kein Thema. Warum sollten wir etwas zum Thema machen, das bei der Veranstaltung gar nicht Gegenstand der Gespräche war?“ Die Themenfelder waren: eine bessere Trainerausbildung, die Arbeit in den Nachwuchsleistungszentren, die Zuständigkeit und Ausrichtung der Jugendnationalmannschaften.

Tatsächlich drängten die Klubvertreter nur indirekt darauf, dass der DFB und damit sein Präsident die Strukturen im Verband überdenkt. Die DFL legte in ihrer verbreiteten Mitteilung Wert darauf, dass vereinbart wurde, in „dieser Besetzung in absehbarer Zeit erneut zusammenzukommen, die Kommunikation miteinander zu optimieren, konkrete Felder für eine Zusammenarbeit zu identifizieren und Verbesserungen zu beschließen.“ Und auch bei der Strukturdebatte lässt speziell DFL-Chef Christian Seifert nicht locker: Der Dialog über „effizientere Prozesse im Hause des DFB“ werde weitergeführt. Mit Nachdruck.

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Die Bundesligisten sehen aber auch sich selbst in der Verantwortung. Deren Sportchefs wissen – genau wie Bierhoff – um das Nachwuchsproblem, das sich in naher Zukunft eher vergrößert statt verkleinert. Und an dieser Stelle sind mehr die Nachwuchsleistungszentren unter Klub-Hoheit als die Junioren-Nationalmannschaften unter DFB-Obhut gefordert.

Löw („Wir brauchen wieder echte Spezialisten auf manchen Positionen“) wird solche Aspekte in seiner Analyse sicherlich vertiefen, von der im Detail am Freitag zuerst das DFB-Präsidium erfahren wird, ehe sich der Bundestrainer am Mittwoch der Öffentlichkeit stellt.

Dann gibt Löw auch seinen Kader fürs erste Länderspiel zum Neustart bekannt, wenn es am 6. September in München zum Auftakt der Nations League gegen Weltmeister Frankreich geht.

EM-Entscheidung am 27. September

Dass Grindel am Wochenende seinen mächtigsten Direktor Bierhoff angezählt hat, um sich öffentliche Zustimmung zu holen, kam nicht überall gut an. Wie es hieß, hängt für den DFB-Präsidenten die Zukunft daran, wie in einem Monat die Abstimmung über die Euro 2024 ausgeht. Deutschland geht am 27. September als Favorit ins Rennen mit der Türkei.