Berlin. Die elektronische Weitenmessung sorgt bei der EM für falsche Werte und Empörung. Die Erklärung dafür macht es nicht besser.

Nein, für das Wetter können die Veranstalter der Leichtathletik-EM wirklich nichts. Dass aufgrund einer Unwetterwarnung die für den Donnerstag geplanten Siegerehrungen auf dem Breitscheidplatz kurzfristig abgesagt werden mussten, lag nicht in der Hand des Organisationsteams. Die Pannenserie, die sich am Mittwoch ereignet hatte, dagegen schon. Vor allem das Finale im Weitsprung der Männer war von großen Problemen mit der Weitenmessung überschattet worden, doch auch bei der Auswertung im Diskuswurf der Männer sowie im 10 000-Meter-Lauf der Frauen gab es Probleme.

Vor der EM hatten sich die Veranstalter auf die Fahnen geschrieben, gerade bei der Event-Präsentation neue Maßstäbe zu setzen. Umso größer war die Blamage, dass im Weitsprung selbst die Sportler nicht mehr wussten, auf welchem Platz sie am Ende gelandet waren. Mehrere Athleten beklagten, dass aus ihrer Sicht zu kurze Weiten gemessen worden seien, erst nach mehreren Protesten stand das endgültige Ergebnis fest.

Schatten statt Körperabdruck

Für die Auswertung ist bei der EM der externe Dienstleister Atos zuständig, der auch bei Olympischen Spielen als offizieller Zeitmesser auftritt. „Das Hauptproblem war offenbar, dass man die Lichtverhältnisse im Stadion falsch eingeschätzt hat“, erklärte Claus Frömming, Kommunikationsdirektor im EM-Organisationskomitee. Hinzu komme, dass das System die Ergebnisse zum Teil offenbar zu schnell veröffentlicht, noch bevor sie endgültig verifiziert sind. So habe man erst im Nachhinein feststellen können, dass beim Weitspringer Fabian Heinle nicht an dem Punkt gemessen wurde, an der er im Sand gelandet war, sondern an der Stelle, an der sich der Schatten des späteren Silbermedaillengewinners befand. Heinles vierter Versuch war zunächst mit 7,77 Meter angegeben worden, wurde im Nachhinein aber noch auf 8,02 Meter korrigiert.

Das gleiche Problem trat im Diskuswurf der Männer auf. Auch dort hatte es Verwirrung um einen weiten Wurf des Schweden Daniel Stahl gegeben, der zunächst gewertet, einige Minuten später aber ungültig gegeben wurde. Über 10 000 Meter der Frauen wurde das Ergebnis der deutschen Starterin Alina Reh von Platz fünf auf Platz vier korrigiert. Möglicherweise bekommt sie sogar noch nachträglich Bronze, denn gegen die Drittplatzierte Meraf Bahta läuft in Schweden ein Anti-Doping-Verfahren. Sie soll dreimal gegen die Melderichtlinien für Dopingtests verstoßen haben. Gina Lückenkemper, Vize-Europameisterin über 100 Meter, hatte zudem die Startblöcke als für Kreismeisterschaften würdig bezeichnet.

„Wir haben immer gesagt, dass wir besser sein wollen als andere. Momentan hakt es aber noch an der einen oder anderen Stelle. Das ist definitiv nicht unser Anspruch“, sagte Frömming. Am Donnerstag wurde kurzfristig ein Krisentreffen anberaumt. Frömme vertraue grundsätzlich der Technik, sie wieder wegzunehmen, „ist keine Option“.