Steffi Nerius holte 2009 in Berlin den WM-Titel im Speerwerfen. Nun kehrt sie ins Olympiastadion zurück - als Leichtathletik-Trainer.

Ein Gespräch mit ihr macht einfach gute Laune. Steffi Nerius klingt fast immer positiv, egal, ob sie über die Gegenwart oder Vergangenes spricht. Natürlich denkt sie gern an 2009 zurück, die Leichtathletik-WM in Berlin. „Das war gigantisch, wie Hollywood für mich. Als ich bei der Siegerehrung vor dem Marathontor stand, den Blick auf das Oval mit 70 000 Zuschauern, die die Nationalhymne singen.“ Die sangen für sie, die 37-jährige Speerwurf-Weltmeisterin, mit der niemand gerechnet hatte, sie selbst schon gar nicht: „So einen Abschied wünscht sich jeder Leistungssportler.“

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Steffi Nerius kann so schwärmen über das, was sie erlebt und erlebt hat. Jetzt zum Beispiel ist die gebürtige Rügenerin Leiterin des Nachwuchs-Internats von Bayer Leverkusen, ihrem Verein seit 1991. Bis 2015 hatte die Diplom-Sportlehrerin in dem Klub eine volle Stelle als Trainerin im Paralympischen Sport.

Im Herzen des Vereins angekommen

Das war toll, nebenbei betreut sie den Prothesen-Weitspringer Markus Rehm heute noch. „Aber jetzt bin ich im Herzen des Vereins angekommen, in der Nachwuchsarbeit.“ Stolz berichtet sie vom zweimaligen Stabhochsprung-Meister Bo Kanda Lita Baehre, der noch ein Schuljahr vor sich hat und Eliteschüler des Internats ist. „Schön, solche Sportler auf ihren ersten Schritten begleiten zu können.“ Der Hochspringer Mateusz Przybylko war dort, aber auch Beachvolleyball-Olympiasiegerin Laura Ludwig hat eine Zeit an der Schule verbracht.

Ihren Trainer Helge Zöllkau hat sie danach vollkommen von den Socken gehauen. Im Spaß hatte Nerius ihm mal angekündigt, wenn sie Olympiasiegerin oder Weltmeisterin werde, schenke sie ihm eine Harley-Davidson. Das wird ja wohl nichts mehr, ging ihr vor der WM 2009 durch den Kopf. Sie beschloss daher: Egal, ich habe so viel erreicht durch ihn, wir hatten so eine gute Zeit – er kriegt die Maschine trotzdem. Und hat alles organisiert. „Verrückt, oder? Dann wurde ich wirklich Weltmeisterin!“ Seitdem fährt der Mann stolz auf einer Harley-Davidson.

Jetzt kommt Steffi Nerius zurück nach Berlin, zum Zuschauen bei der EM. will sie sich am Donnerstag unbedingt das Speerwerfen der Männer ansehen. Darauf freut sie sich. „Ich finde mein Leben ganz schön“, sagt Nerius. Das merkt man.