Berlin. Kugelstoßer David Storl stand bei der Leichtathletik-EM im Mittelpunkt - weil er vor einer ungewöhnlichen Kulisse zur Quali antrat.

David Storl schlenderte ganz cool aus dem Ring - als sei nichts gewesen. Dabei hatte der Leipziger bei der Leichtathletik-EM in Berlin seinen Anspruch auf den vierten Titel in Serie ziemlich eindrucksvoll untermauert.

Lässig und scheinbar ohne Mühen wuchtete Storl seine 7,26 Kilo schwere Kugel in der Qualifikation in der Berliner Innenstadt unter dem Jubel der Fans gleich im ersten Versuch auf 20,63 m. Der 28-Jährige klatschte kurz mit seinem neuen Trainer Wilko Schaa ab, und dann huschte ihm auch ein Lächeln über das Gesicht. Trotzdem war er nicht ganz zufrieden. "Der war noch ganz schön holprig", sagte Storl in der ARD, machte aber auch klar, dass er noch deutlich Luft nach oben hat: "Man sollte sich nie zu sicher sein, aber wir haben gut trainiert. Jetzt gilt es, die Früchte zu ernten."

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Maskottchen Berlino (v. l.) steht neben einigen Hauptdarstellern der EM: Gina Lückenkemper, Sandra Perkovic, Karsten Warholm, Matthem Hudson-Smith und David Storl.
Von Melanie Meyer, Dietmar Wenck und Philip Häfner

Storls Anspruch ist klar, im Finale am Dienstag (20.33 Uhr/ZDF und Eurosport) will er eine Medaille, am liebsten aus Gold. Und die Form scheint der 28-Jährige zu haben, konzentriert und dynamisch absolvierte er seine Pflichtaufgabe vor 3000 Zuschauern auf dem Breitscheidplatz. "Hier ist halt Stimmung. Wenn du in einem Stadion die Quali stößt, guckst du dir meistens nur die Stühle an. Hier fiebern die Leute bei jedem Stoß mit", sagte Storl.

Lisa-Marie Kwayie nutzt ihren Heimvorteil

Im Olympiastadion nutzte Lisa-Marie Kwayie zum Start der EM ihren Heimvorteil. Die 21 Jahre alte Sprinterin vom Neuköllner SF gewann am Montag ihren Vorlauf über 100 Meter in 11,30 Sekunden und konnte es selbst kaum glauben. „Aber da steht mein Name, es scheint also zu stimmen“, sagte Kwayie lachend. Das Publikum nahm ihr dann die restlichen Zweifel, indem es sie jubelnd aus dem Stadion verabschiedete.

In den Katakomben des Stadions war ihr Grinsen dann noch immer nicht verschwunden. „Ich hatte Gänsehaut wie noch nie. Ich habe überall meinen Namen gehört, das war der Wahnsinn“, sagte sie. Am Dienstag startet Kwayie nun im Halbfinale, für das Titelverteidigerin Dafne Schippers aus den Niederlanden genauso gesetzt ist wie die deutschen Medaillenhoffnungen Gina Lückenkemper (Leverkusen) und Tatjana Pinto (Paderborn).

Julian Reus war zufrieden

Bei den Männern konnte sich ebenfalls ein Berliner über den Halbfinale-Einzug freuen: Lucas Jakubczyk wurde in seinem Vorlauf genauso wie Julian Reus (Erfurt) Zweiter, war mit seinem Start aber gar nicht zufrieden. „Wenn das im Halbfinale noch einmal passiert, kann ich meine Tasche packen“, sagte der der 33-Jährige. Julian Reus war mit seinen 10,37 Sekunden erst einmal zufrieden. „Die Saison lief alles andere als nach Plan. Deshalb bin ich froh über jede Runde, die ich weiterkomme“, sagte der 30 Jahre alte frühere Wattenscheider. Nach Schienbeinproblemen und Kniebeschwerden hatte er zwischen April und Juni keine Einheit ohne Schmerzen absolvieren können.

Für den deutschen Meister Kevin Kranz (Wetzlar) war indes Schluss: Mit der gleichen Zeit wie Jakubczyk (10,41 Sekunden) wurde der 20-Jährige in seinem Vorlauf Fünfter und schied aus.

Von den drei deutschen Weitspringern hat es nur der deutsche Meister Fabian Heinle (Stuttgart) ins Finale am Mittwoch geschafft. Dem 24-Jährigen gelang ein Satz auf 8,02 Meter. Besser war nur Tagessieger Miltiadis Tentoglou (8,15) aus Griechenland. Julian Howard (Karlsruhe) und Maximilian Entholzner schieden aus. (meme/dpa)