Budapest. Der Zweikampf wird durch die Sommerpause unterbrochen. Ende August wird sich zeigen, ob Hamilton die WM-Führung verteidigen kann.

Es ist der Moment des Momentums. Lewis Hamilton hat in der Formel 1 innerhalb von drei Wochen aus einem Acht-Punkte-Rückstand in der Weltmeisterschaft mit zwei ungeahnten Siegen hintereinander einen Vorsprung von 24 Zählern auf Sebastian Vettel gemacht. Er vertraut auf seinen inneren Antrieb. Denn der hat vor der Sommerpause der Formel 1 den Unterschied gemacht.

Fitnesstraining statt Strand

Deshalb, so der Sieger von Hockenheim vor neun Tagen und Budapest am Sonntag, werde er sich in den nächsten drei Wochen auf seine Fitness konzentrieren. Das fällt dem Titelverteidiger auch in der Sommerpause der Formel 1 nicht schwer. Er sei auch einfach nicht der Strandtyp, man mag es kaum glauben. Aber in Lewis Hamilton schlummert neben einer Menge fahrerischen Talents und taktischer Intuition vor allem die Fähigkeit, die Champions von anderen Rennfahrern unterscheidet: genau jenen Punkt zu treffen, an dem sich das Schicksal aus eigener Kraft besiegen lässt. Der Regen beim Endspurt in Hockenheim und der Wolkenbruch im Qualifying von Ungarn spülten ihm die Chance in die Hände, trotz Ferrari-Überlegenheit zweimal die Maximalpunktzahl herauszuholen. „Ich habe mir in den letzten zwei Rennen keinen großen Gefallen getan“, rechnet Vettel als Verlierer des Zwischenspurts gegen.

Was das für die zweite Saisonhälfte bedeutet, die für gewöhnlich Hamiltons stärkere ist? Das müssen eher Ferrari und Sebastian Vettel beantworten. Der Heppenheimer, der von Platz vier gestartet war und dem trotz eines Boxenstoppfehlers am Ende mit Rang zwei noch die größtmögliche Schadensbegrenzung gelang, mag gar nicht groß auf die Details eingehen, die dazu geführt haben, dass die Scuderia wieder nicht mit einem Sieg für ihre Mühen belohnt wurde. Vettel flüchtet sich in die Zuversicht: „Wichtig ist für uns jetzt, dass wir nach der Pause zu unserer Stärke aus dem Winter und zu Saisonbeginn zurückkehren.“ Am Anfang des Rennjahres hatte Ferrari vorexerziert, wie sich der Titelverteidiger Mercedes schlagen lässt – in dem jede taktische und technische Schwäche der Silberpfeile gnadenlos ausgenutzt worden war. Exakt jene Rolle, die momentan Mercedes spielt. „Wir wissen, dass Ferrari im Augenblick das höhere Tempo hat. Aber wir haben insgesamt den besseren Job gemacht. Deshalb müssen wir sicherstellen, dass wir immer zur Stelle sind, wenn sie schwächeln“, sagt Hamilton.

Sebastian Vettel weiß, dass er im aktuellen WM-Duell alles hat, was es zum ersehnten ersten Titelgewinn in Rot braucht, und dass es nur sicherzustellen gilt, dass die Stärke in den letzten neun Rennen von Ende August bis Ende November nicht verloren geht – so wie im vergangenen Herbst. „Wir haben ein schnelles Auto, auch wenn wir nicht dominant sind, der Speed ist meiner Meinung nach vergleichbar. Aber entscheidend ist, dass wir diesmal dabei sind und dass wir in der zweiten Hälfte nicht zurückfallen. Im letzten Jahr waren wir nicht konkurrenzfähig genug. Jetzt aber wissen wir, dass unser Auto noch schneller werden kann, wenn wir noch eine Schippe drauflegen.“

Wenn alles nach Plan läuft. Im Vorjahr war der 31-Jährige mit einem 14-Punkte-Vorsprung in die Ferien gefahren, um sich in der Endabrechnung mit 46 Zählern Unterschied geschlagen geben zu müssen. Schon um erst gar keine bösen Vorahnungen aufkommen zu lassen, will er die aktuelle Situation nicht mit 2017 vergleichen.

Technisch noch ausbaufähig

Das Duell wird noch intensiver werden, nicht bloß auf der technischen Seite. Mercedes hat ein Power-Upgrade angekündigt, auch Ferrari hat eines in der Hinterhand. Das könnte sich egalisieren. Dann kommt es wieder mehr auf die Männer als auf die Maschinen an, dann kommen jetzt auch wieder ein paar echte Fahrerstrecken.

Dem mentalen Schlagabtausch ist Sebastian Vettel bisher immer ausgewichen, aus gutem Grund. Das ist nicht sein Ding, er ist in vielem so ganz anders als der britische Gegenspieler Lewis Hamilton. Eines aber haben die Formel-1-Piloten gemeinsam: Ihr Ehrgeiz ist beider größte Eitelkeit.