Paris. Sky baut einen Kolumbianer für die Tour-de-France-Zukunft auf. Auch zwei deutsche Fahrer machen Hoffnung auf bessere Zeiten

In manchen Ländern dieser Welt erreicht man mit 21 Jahren die Volljährigkeit. In der Radsportwelt gilt man in diesem Alter als großes Talent. Erst recht, wenn man der Helfer des Gesamtsiegers Geraint Thomas und des viermaligen Tour-Champions Chris Froome ist. „Von den Fahrern in seinem Alter ist er der beste“, sagt Sky-Sportdirektor Nicolas Portal über Bernal Egan.

Sky zahlt 350 000 Euro Ablöse für Bernal Egan

Der Kolumbianer soll der nächste Chris Froome werden. Dafür war das britische Team sogar bereit, eine ungewöhnliche „Ausbildungssumme“ von rund 350.000 Euro an das italienische Zweitliga-Team Androni-Giocattoli zu zahlen. „Ich habe gesucht und gesucht nach dem Fahrer, der der nächste Chris Froome sein könnte“, sagt Sky-Teamchef Dave Brailsford. „Meine Wahl fiel auf Bernal. Er ist unsere Zukunft.“ Brailsford habe Zweifel gehabt, ob er den früheren Mountainbike-Fahrer schon in der Tour einsetzen könne, aber er wurde nicht enttäuscht. Der Sieger der Kalifornien-Rundfahrt unterstützte Thomas, aber vor allem Froome, als dieser in den Bergen schwächelte. „Er ist einfach verrückt“, fand Thomas.

Mühsame Suche nach deutschen Hoffnungen

Und wo bleiben die deutschen Hoffnungen? In diesem Jahr suchte man vergebens nach einem Anwärter auf das Gelbe Trikot, das Warten auf den nächsten Jan Ullrich scheint sich 21 Jahre nach dessen Tour-Triumph fortzusetzen.

Emanuel Buchmann könnte daran etwas ändern. Der 25-jährige Ravensburger ging nicht in Frankreich an den Start, weil er bei der Vuelta a Espania die Mannschaft als Kapitän führt. Es ist das erste Mal, dass der deutsche Straßenmeister von 2015 dieses Amt bei einer Grand Tour übernimmt. „Ich glaube, da wird er einen weiteren großen Schritt machen“, sagt sein deutscher Bora-Teamchef Ralph Denk. Danach werde man ein Resümee ziehen und schauen, „wie weit es mit ihm gehen kann“.

Ein anderer Name, der immer wieder fällt, ist der eines Berliners. Auch Maximilian Schachmann bringt die enorm wichtigen Bergfahrer-Qualitäten eines Klassementfahrers mit. Im Mai konnte der 24-Jährige bereits eine Etappe des Giro d’Italia gewinnen, eine Bergankunft, und schloss die Rundfahrt als 31. ab. „Langfristig ist er auf jeden Fall ein Kandidat für die Gesamtwertung“, sagt Patrick Léfèvre, Teamchef der belgischen Quick-Step-Mannschaft. Ab dem 23. August kann der Berliner sein Potenzial bei der Deutschland-Tour zeigen. Derzeit ist er im Höhentrainingslager in Italien. „Es ist ein Kindheitstraum, bei der Tour zu starten“, sagte Schachmann in der ARD. „Wenigstens einmal will ich versuchen, im Gesamtklassement vorne mitzufahren.“