München. Özil hat sich mit einem Paukenschlag aus der Nationalmannschaft verabschiedet. Bayern-Boss Hoeneß hat dazu eine klare Meinung.

Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß hat Mesut Özil nach dessen Rücktritt aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in drastischer Form kritisiert. "Ich bin froh, dass der Spuk vorbei ist. Der hat seit Jahren einen Dreck gespielt. Den letzten Zweikampf hat er vor der WM 2014 gewonnen", sagte Hoeneß der Sport Bild und Bild-Zeitung vor dem Abflug des deutschen Rekordmeisters in die USA. „Immer, wenn wir gegen Arsenal gespielt haben, haben wir über ihn gespielt, weil wir wussten, das ist die Schwachstelle.“

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Die Entwicklung in unserem Land sei, so Hoeneß weiter, "eine Katastrophe. Man muss es mal wieder auf das reduzieren, was es ist: Sport. Und sportlich hat Özil seit Jahren nichts in der Nationalmannschaft verloren." Außerdem sagte er: "Das ist für die deutsche Nationalmannschaft aus sportlichen Gründen prima. Für mich ist Mesut Özil seit Jahren ein Alibi-Kicker gewesen, der der deutschen Mannschaft überhaupt nicht geholfen hat. Es ist nur konsequent, wenn er jetzt die Konsequenzen zieht.

Vielmehr verstecke Özil "sich und seine Mist-Leistung hinter diesem Foto", sagte Hoeneß: "Seine 35 Millionen Follower-Boys – die es natürlich in der wirklichen Welt nicht gibt – kümmern sich darum, dass Özil überragend gespielt hat, wenn er einen Querpass an den Mann bringt."

Hoeneß über Özil-Aus - "Spielt seit Jahren einen Dreck!"

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    Özil hatte am Sonntag in der Erdogan-Affäre sein monatelanges Schweigen gebrochen und war nach 92 Länderspielen aus dem DFB-Team zurückgetreten. Der 29-Jährige holte dabei zu einem Rundumschlag gegen seine Kritiker, die Medien und den Deutschen Fußball-Bund (DFB), insbesondere gegen Präsident Reinhard Grindel aus. Er kritisierte "Rassismus und fehlenden Respekt". Grindel unterstellte er "Inkompetenz".

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    Zwanziger bedauert Özil-Entschluss: Rückschlag "über Fußball hinaus"

    EIn Bild aus alten Zeiten: Der Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), Theo Zwanziger (r) und Spieler Mesut Özil.
    EIn Bild aus alten Zeiten: Der Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), Theo Zwanziger (r) und Spieler Mesut Özil. © dpa

    Theo Zwanziger hingegen bedauert den Rücktritt von Mesut Özil aus der deutschen Nationalmannschaft und befürchtet Konsequenzen nicht nur im Fußball. "Ich bin tief traurig über die von Mesut Özil getroffene Entscheidung", sagte der frühere Präsident des Deutschen Fußball-Bundes im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Der Rückzug des türkischstämmigen Weltmeisters sei "für die Integrationsbemühungen in unserem Land über den Fußball hinaus ein schwerer Rückschlag. Er war ein großes Vorbild für junge Spielerinnen und Spieler mit türkischem Migrationshintergrund, sich auch in die Leistungsstrukturen des deutschen Fußballs einzufinden."

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    Auch Zwanziger, der in seiner Amtszeit von 2004 bis 2012 das Thema Integration stark vorangetrieben hatte, sieht Versäumnisse beim DFB. "Durch Fehler in der Kommunikation ist etwas passiert, das bei Migranten nie passieren darf: Sie dürfen sich nie als Deutsche zweiter Klasse fühlen. Wenn dieser Eindruck entsteht, muss man gegensteuern", sagte der 73-Jährige.

    Ein bewusstes Drängen Özils in die Rolle als Sündenbock für das frühe WM-Scheitern will Zwanziger der heutigen DFB-Führung aber nicht unterstellen. "Ich kenne Reinhard Grindel und Oliver Bierhoff gut genug, um sagen zu können, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass sie eine solche Situation bewusst herbeiführen würden", sagte er.

    Für die deutsche Bewerbung um die EM 2024 im Duell mit der Türkei waren die Fotos von Özil und Ilkay Gündogan aus Zwanzigers Sicht "sicherlich nicht hilfreich. Das hat die politische Ebene in der Türkei, die eng mit dem Fußballgeschehen verbunden ist, zusätzlich herausgefordert."

    Hamann mahnt: "Müssen uns hinterfragen, wie wir mit unseren Nationalspielern umgehen"

    Dietmar Hamann hatebenfalls sein Bedauern über den Rücktritt von Mesut Özil aus der deutschen Nationalmannschaft zum Ausdruck gebracht. „Wir müssen uns schon hinterfragen, wie wir mit unseren Nationalspielern umgehen. Auf einen Spieler, der über 90 Mal unser Land vertreten hat, so einzuprügeln, halte ich für falsch und das hat er nicht verdient", sagte der 59-malige Nationalspieler im Interview mit Sky Sport News HD: „Er hatte für die Mannschaft großen Wert. Auch dieses Jahr war er immer der Spieler, der gesucht wurde. Özil wurde die Verantwortung immer zugeschoben."

    Die Aufarbeitung des viel kritisierten Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) beurteilt der 44-Jährige als misslungen. „Man war führungsschwach und führungslos. Man hat das so hinplätschern lassen und das ist ein Grund, warum sich jetzt jeder das Recht herausnimmt, Mesut Özil unter der Gürtellinie anzugreifen", so Hamann.

    Adidas hält Özil die Treue

    Sportartikelhersteller Adidas will Fußballspieler Mesut Özil trotz seines Ausscheidens aus der Nationalmannschaft weiterhin unterstützen. "Wir bedauern, dass Mesut Özil nicht mehr für die deutsche Nationalmannschaft spielen wird. Als Markenbotschafter bleibt er selbstverständlich ein Mitglied der Adidas-Familie", teilte Adidas-Sprecher Oliver Brüggen am Montag mit. Özil hatte sich ausdrücklich bei Adidas für die "äußerst loyale und großartige" Zusammenarbeit bedankt. (sid/dpa/fs)