London. Was für ein Spiel! Kevin Anderson hat das Marathon-Duell gegen John Isner im fünften Satz mit 26:24 gewonnen. Anderson steht im Finale.

175 Minuten dauerte allein der Entscheidungssatz, 6:36 Stunden das gesamte Match, ehe der erste Teilnehmer am Herren-Endspiel der All England Championships 2018 in Wimbledon feststand. Mit 7:6 (8:6), 6:7 (5:7), 6:7 (9:11), 6:4 und 26:24 besiegte der Südafrikaner Kevin Anderson (32) den US-Amerikaner John Isner (33) im längsten Herren-Halbfinale und dem zweitlängsten jemals gespielten Match an der Church Road. Auch am längsten war Isner beteiligt. 2010 gewann der Aufschlagriese (213 Asse in diesem Turnier) sein Erstrundenduell mit dem Franzosen Nicolas Mahut, das sich über drei Tage und insgesamt 11:05 Stunden hinzog, mit 70:68 im Entscheidungssatz. Eine Gedenktafel an Matchcourt 18 erinnert heute daran.

„Ich bin einfach nur froh, gewonnen zu haben. Ich weiß nicht, wie man es schafft, nach so einem Match eine Niederlage zu verkraften. Es tut mir sehr leid für John. Ich hoffe, dass die No-Tiebreak-Regel im fünften Satz jetzt überdacht wird“, sagte der Sieger, der nach zweieinhalb Stunden geschafft hatte, worauf alle gewartet, aber kaum noch zu hoffen gewagt hatten.

110 Aufschlagspiele hatte Isner in Folge gewonnen bei seinem Lauf, der ihn bis ins erste Grand-Slam-Halbfinale seiner Karriere geführt hatte. Doch ausgerechnet das 111. brachte der 207 Zentimeter lange Weltranglistenzehnte gegen seinen fünf Zentimeter kleineren Gegner nicht ins Ziel. Auf den Tribünen des Centre-Courts füllten Pimm’s-Likör und Prosecco die Plastikgläser der Fans; Schnaps wäre angesichts der magischen Nummer 111 das richtige Getränk gewesen, um anzustoßen.

Der Coup zum 5:3 im dritten Durchgang war der Grundstein zum Sieg für den Weltranglistenachten, der im Viertel-finale Titelverteidiger Roger Federer (36/Schweiz) in fünf Sätzen ausgeschaltet hatte. Zwar ließ er sich postwendend erstmals von Isner breaken und wiederholte das Kunststück sogar im vierten Satz, als er nach Break zum 3:2 erneut das direkte Rebreak kassierte. Dennoch gewann Anderson dank eines dritten Breaks zum 5:4 noch den Satz, sein viertes Break konnte Isner dann nicht mehr kontern.

Wimbledon: Anderson zweiter Südafrikaner im Finale

Anderson hat damit als zweiter Südafrikaner seit Brian Norton 1921 das Finale von Wimbledon erreicht. Sein Ex-Landsmann Kevin Curren, 1985 Endspielgegner von Boris Becker, trat zu jener Zeit bereits als US-Amerikaner an. Im Finale am Sonntag (15 Uhr/Sky) trifft der US-Open-Finalist von 2017 auf den Sieger der Partie zwischen dem spanischen Weltranglistenersten Rafael Nadal (32) und Djokovic (31/Nr. 21), die bei Redaktionsschluss nicht beendet war und auf den Sonnabend verlegt zu werden drohte.