Mûr-de-Bretagne Guerlédan. Die sechste Etappe der Tour de France ist Geschichte. Daniel Martin hat die Fahrt nach Mûr-de-Bretagne Guerlédan gewonnen.

Was es bedeutet, die berüchtigte Mur de Bretagne auch nur einmal hochzufahren, konnte man im Gesicht von Fabien Grellier sehen. Die Zähne aufeinander gepresst, die Wangen schmal, kämpfte sich der Franzose den bis zu zehn Prozent und zwei Kilometer langen Anstieg hoch. Die radsportbegeisterten Bretonen, der fünfmalige Tour-Sieger Bernard Hinault wurde hier geboren, wollten den 23-Jährigen den Berg hochjubeln.

Doch kurz vor der Spitze wurde der Direct-Energie-Profi vom Feld eingefangen. Ausgepumpt fiel er zurück, wohl wissend, dass er diese Mauer noch einmal überwinden musste. Beim zweiten Anstieg kletterte der Ire Daniel Martin (UAE Emirates) am schnellsten hoch und holte auf der sechsten Etappe den Sieg. Der Belgier Greg Van Avermaet konnte das Gelbe Trikot erfolgreich verteidigen.

Für die Favoriten auf den Gesamtsieg sollten die 181 Kilometer von Brest nach Mur-de-Bretagne ein erstes Kräftemessen sein. Doch weder der Sky-Kapitän Chris Froome, noch der Niederländer Tom Dumoulin (Sunweb) oder Romain Bardet (AG2R) konnten die Muskeln spielen lassen. Froome konnte beim zweiten Anstieg nicht mehr mithalten und fuhr als 18. ins Ziel. Vor drei Jahren war der Brite dort noch als Zweiter angekommen – und hatte später die Tour gewonnen. Mitfavorit Dumoulin hatte rund fünf Kilometer vor dem Ziel eine Reifenpanne. Der Berliner Simon Geschke eilte ihm zwar zu Hilfe, aber der Zeitfahrweltmeister kam mit deutlichem Rückstand ins Ziel. Und auch Bardet, Frankreichs Hoffnung, fiel nach Problemen weit zurück.

Daniel Martin, der Neffe des irischen Tour-Siegers Stephen Roche durfte derweil seinen Tour-Moment genießen. „Das ist so eine Genugtuung, endlich wieder hier ein Rennen zu gewinnen“, sagte der 31-Jährige, der in Frankreich zuletzt 2013 eine Etappe gewann.

Martin hat damit erreicht, worauf die deutschen Tour-Fahrer noch warten. Heute konnten sie auf der hügeligen Etappe wenig ausrichten. Das soll sich allerdings an diesem Freitag ändern: Die mit 231 Kilometer längste Etappe von Fougeres nach Chartres kommt ohne bemerkenswerte Erhebungen aus. Eine Strecke für Sprinter.

Top-Sprinter Marcel Kittel holte 2017 auf der dritten Etappe seinen dritten Sieg. 2018 wartet er noch auf seinen ersten Erfolg. „Marcel ist gut in Form, ein dritter und ein fünfter Platz sind nicht so schlecht“, versuchte Teamkollege Nils Politt den Druck zu nehmen. „Daran kann man sehen, dass er vorne mitmischt. Noch ein bisschen besser, und er ist ganz vorne.“ Vorne, das ist da, wo sich vor allem Fernando Gaviria (Quick-Step) und Peter Sagan (Bora-hansgrohe) mit je zwei Etappensiegen aufhalten.

Viele Chancen bleiben nicht mehr. Vor der mit Spannung erwarteten Roubaix-Etappe am Sonntag und dem anschließenden Abflug in die Berge sind es die Etappen am Freitag in Chartres und am Samstag in Amiens. 2015 konnte André Greipel in Amiens vor Peter Sagan und Mark Cavendish triumphieren. Insgesamt vier Etappen gewann der 35-Jährige vom Team Lotto Soudal damals. Von dieser Form mag Greipel etwas entfernt sein, aber beim Tour-Start zeigte er an, dass mit ihm zu rechnen ist. „Ich weiß, dass die Form gut ist, ich weiß, dass der Sprint gut ist“, sagte er nach seinem dritten Platz auf der vierten Etappe. Prognose für Freitag? „Ich schaue nie auf die nächste Etappe.“