Essen. In sechs Minuten Nachspielzeit des WM-Halbfinales waren die Franzosen hochüberlegen. Belgien ließ sich sogar gehen. Ein Kommentar.

Sechs Minuten Nachspielzeit. Sechs Minuten für die Belgier, um sich mit letzter Kraft vielleicht doch noch auf ihre in diesem Halbfinale viel zu selten demonstrierte Angriffskunst zu konzentrieren. Sechs Minuten, um noch mal, wie Fußballer so sagen, alles rauszuhauen.

Franzosen im Siegestaumel

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    Und was passierte? Die Belgier schafften es nicht, auch nur ein einziges Mal gefährlich vor das Tor der Franzosen zu kommen. Weil die perfekt verteidigten und unfassbar abgebrüht ihr 1:0 über die Zeit brachten. Dazu gehörten auch ein paar Mätzchen, die ihnen nicht nur von den Belgiern vorgeworfen wurden. Die Frage also ist: War Frankreichs Zeitspiel clever - oder unfair?´

    Die Antwort: beides. Aber die Cleverness überwog doch deutlich.

    Mit offensiver Verteidigungskunst trieben die Franzosen die Belgier zur Verzweiflung. Selbst ganz am Schluss noch, in Minute 96, schirmten Mbappé und Pogba an der Eckfahne geschickt den Ball ab.

    Foul an Pogba kostet zwei Minuten

    Die Belgier verloren komplett ihre Linie, sie ließen sich sogar gehen: Dadurch, dass Pogba in der 91. Minute vorne links von dem übermotivierten Chadli von hinten abgeräumt wurde, gewann Frankreich zwei Minuten. In diesen zwei Minuten machte sich Mbappé unbeliebt, indem er nach einer Einwurf-Entscheidung zugunsten von Belgien den Ball nicht freigab. Der Schiedsrichter zeigte dem 19-Jährigen berechtigt Gelb.

    Die kühlen Franzosen schafften es auch weiterhin, die Belgier gar nicht erst in die gefährliche Zone kommen zu lassen. Nur einmal flankte De Bruyne aus dem Halbfeld in den Strafraum – uninspiriert und ungenau.

    In der 94. Minute brach Mbappé einen Sprint über rechts ab, Verthongen attackierte ihn von hinten, Mbappé ließ sich theatralisch fallen. Gelb für den Belgier. Zeit für die Franzosen.

    Ja, das ist nicht die feine Art von Mbappé. Aber: Der Kerl ist 19, es besteht also noch Hoffnung darauf, dass er nicht der nächste Neymar wird. Wenn Frankreichs Jungstar künftig auf die Mätzchen verzichtet, wird aus ihm garantiert ein ganz Großer. Weltmeister kann er mit diesem abgezockten Team schon vorher werden.