Fontenay-le-Comte. Der Kolumbianer Fernando Gaviria setzte sich bei der ersten Tour-de-France-Etappe durch. Marcel Kittel sprintete auf den dritten Platz.

Lange vor dem Start feierten die Fans im Ziel des französischen Örtchens Fontenay-le-Comte sich selbst und den Radsport. Weder die rund 30 Grad noch die Asthmamittel-Affäre um Chris Froome sollte ihnen die Party verderben. Der rasante Ritt durch Frankreich, er sollte endlich losgehen. Blieb nur die Frage, wer das erste Gelbe Trikot der 105. Tour de France gewinnt. Der dreimalige Weltmeister Peter Sagan? Der Kolumbianer Fernando Gaviria? Oder der vierzehnmalige Etappensieger Marcel Kittel?

Lob für den Etappensieger Fernando Gaviria

Vier Stunden 23 Minuten und 22 Sekunden später rauschten alle drei ins Ziel, doch nur einer konnte nach 201 Kilometern von Noirmoutier-en-I‘ile ins 13 500-Einwohner-Nest gewinnen: Nein, nicht Publikumsliebling und Spaßmacher Sagan. Auch nicht der Arnstädter Kittel, der fünffache Etappensieger 2017. Der Sieger hieß Gaviria, 23 Jahre jung und extrem schnell. „Er ist im Moment Weltklasse“, lobte Bora-Teammanager Ralph Denk. Sein bester Sprinter, der Slowake Sagan, wurde Zweiter. „Das ist vollkommen okay, Hauptsache keine Stürze“, sagte Denk. Im Vorjahr war der 28-Jährige nach einem Zusammenstoß mit Mark Cavendish disqualifiziert worden. Diesmal ging im turbulenten Finale für Sagan alles glatt. Gavirias Sieg nahm Denk gelassen hin. „Wir machen uns keine Sorgen.“

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Der Kolumbianer folgte im Quick-Step-Team auf Marcel Kittel. Dessen Wechsel zum Schweizer Team Katusha-Aplecin zog zunächst nicht den gewünschten Erfolg nach sich. Doch mit seinem dritten Platz hat der 30-Jährige zumindest ein Zeichen gesetzt, das mit ihm bei der Tour zu rechnen ist. „Ich bin nicht unzufrieden. Es war ein schwieriges Finale, ich habe ein bisschen gepokert“, sagte Kittel. „Die Beine waren da. Ich werde das Selbstvertrauen mitnehmen und morgen nochmal angreifen.“ Heute steht die 182,5 Kilometer lange Etappe von Mouilleron-Saint-Germain nach La Roche-sur-Yon an. „Wir sind hier konkurrenzfähig, wir machen einen guten Job. Das gibt einem nochmal Mut.“

Anders als Kittel konnte André Greipel nicht zufrieden sein. Der Rostocker vom Team Lotto Soudal landete am Ende auf dem 27. Platz. Nach dem Rennen steckte er nur noch den Kopf aus dem Teambus, um die Fragen zu beantworten. Auf dem Schlussstück, als die Fahrer dem Wind ausgesetzt waren, habe er seine Position verloren. „Ich habe mich ziemlich sicher gefühlt, aber ich hätte vielleicht ein bisschen aggressiver sein müssen“, befand der 35-Jährige.

John Degenkolb ließ derweil hoffen, dass nach seinem zweiten Platz bei der deutschen Meisterschaft seine Form auch bei der Tour stimmt. „Wir haben einen guten Job gemacht“, sagte der 29-Jährige. „Das Team hat super gearbeitet. Als der Sprint losging, war ich in einer guten Position. Aber ich konnte den Punch nicht mitgehen.“

Chris Froome verliert 51 Sekunden

Die Messlatte für den vierfachen Champion Chris Froome lag bei der flachen Etappe an der Atlantikküste nicht besonders hoch. Unbeschadet durchkommen, hieß die Marschroute. Doch fünf Kilometer vor dem Ziel stürzte der Brite im Gedränge und fiel in einen Graben. Mit zerrissenem Hemd begab sich der Sky-Kapitän wieder auf die Strecke. „Das gehört zum Spiel dazu, wir wussten, dass die ersten Etappen tückisch werden. Bis Paris ist noch ein langer Weg“, sagte Froome, der 51 Sekunden einbüßte. Noch schlimmer erwischte es Nairo Quintana vom Team Movistar. Der Kolumbianer verlor nach einer Reifenpanne 1:15 Minute.