Cuxhaven. Pinguine, wohin das Auge reicht: Ob als Plüschtier, als Sammlerfigur oder auf Krawatten - im Pinguin-Museum Cuxhaven wimmelt es vor Frackträgern. Birgit Berends und Stefan Kirchhoff streben mit ihrer Sammlung einen fünften Rekord an. Es soll der letzte sein.

Mit bloßem Auge sind die Details kaum sichtbar: Der Pinguin aus Glas ist nur einen halben Zentimeter klein, hat ausgebreitete Flügel und ist mit vier verschiedenen Farben bemalt.

Die winzige Figur gehört laut dem Guiness-Buch der Rekorde zur weltgrößten Pinguin-Sammlung des Cuxhavener Ehepaars Birgit Berends (48) und Stefan Kirchhoff (53). Vier Einträge haben die beiden bereits im Guinness-Buch der Rekorde - der letzte ist von 2011 mit über 11.000 Stück. Aktuell streben sie eine Anerkennung beim Rekord-Institut für Deutschland an. "Wir sind noch bei der Bestandsaufnahme", sagt Birgt Berends. Derzeit stehen in ihrer Exceltabelle über 26.000.

Stoff, Metall, Holz - Hauptsache Pinguine

Olaf Kuchenbecker, Gründer des Rekord-Instituts, geht von einer schnellen Anerkennung aus: "Mir ist keine andere Pinguin-Sammlung bekannt, die größer ist." Rund 4000 Objekte sind im vor zwölf Jahren vom Ehepaar Berends/Kirchhoff eröffneten Pinguin-Museum in Cuxhaven ausgestellt: Die Tiere sind aus Plüsch, Wachs, Metall, Holz oder Porzellan. Die größte Figur ist 1,90 Meter groß.

Auch sechs Pinguinpräparate und ein Skelett sind zu sehen. Gebrauchsgegenstände wie Kugelschreiber oder Handtücher mit Pinguinmotiven werden ebenfalls gezeigt. Bei Berends und Kirchhoff zu Hause sieht es ähnlich aus: alles voller Pinguine. Allein 30 Sätze Pinguin-Bettwäsche warten darauf, benutzt zu werden. In der Küche stehen auf einem Regal 260 Becher mit Pinguin-Motiven.

Wer so eine große Sammlung aufbaut, muss eine große Leidenschaft mitbringen, wie Kuchenbecker sagt: "Und auch eine gewisse Leidensfähigkeit, denn viele Möglichkeiten bei der Gestaltung der Wohnung lassen die Objekte meistens nicht mehr." Er kennt die kuriosesten Sammlungen von Brieftaubenringen über Motivteelichter bis hin zu Polizeimützen.

Viel ehrenamtliche Arbeit für das Pinguin-Museum

Für Berends und Kirchhoff soll der neue Rekordeintrag der letzte sein: "Wir sammeln nicht mehr." Naja, so ganz stimme das nicht, räumt die Diplom-Mathematikerin ein: "Vor kurzem haben wir einen Pinguin-Muff gekauft. Daran konnten wir nicht vorbeigehen." Aber die beiden gehen schon lange nicht mehr auf Flohmärkte, kaufen nicht mehr bei Ebay und nehmen auch keine Sammlungsauflösungen an.

Zuletzt bekamen sie 2017 von einem Pinguin-Liebhaber über 6000 Exemplare geschenkt. "Ich habe eineinhalb Jahre gebraucht, um die Sachen zu sichten, zu sortieren und zu archivieren", erzählt Berends. Das Ehepaar musste eine Lagerfläche in einer Halle mieten. "Wir haben einfach keinen Platz mehr." Die zwei beschlossen, dass es so nicht weitergehen könne. In naher Zukunft sollen Teile der Sammlung verkauft werden. "Und das Klo- und Geschenkpapier mit Pinguinmotiven wird dann auch einfach mal benutzt", sagt Stefan Kirchhoff mit einem Schmunzeln.

Das Pinguin-Museum aber wird weiterbetrieben, gerade erst konnte es nach den Corona-Beschränkungen wiedereröffnen. Geld verdienen die beiden damit nicht, sie leiten das Museum ehrenamtlich. Vor vier Jahren gründeten sie den Verein "Pinguinfreunde Cuxhaven", der nun als Museumsbetreiber fungiert. Die Mitglieder kommen aus ganz Deutschland. "Es gibt viele Pinguinbegeisterte", sagt Stefan Kirchhoff. Deren Spenden haben nach seinen Angaben das Museum während der coronabedingten Schließungen finanziell mit über Wasser gehalten.

Ein Leben für die Pinguine

Die Pinguinleidenschaft fing bei Birgit Berends im Alter von knapp 18 Jahren an. Warum? "Ich finde die Tiere einfach toll." Als später ihr Mann bei dem Hobby mitmachte, ging die Sammelwut erst richtig los. Beide nahmen sich vor, einen Rekordeintrag zu erreichen. 2006 war es soweit: Mit 2520 Tieren hatten sie erstmals offiziell die größte Pinguin-Sammlung der Welt.

Zu Berends Lieblingsexemplaren gehören die Sammelserien namhafter Hersteller. Darunter ist eine aus Biskuitporzellan. "Kitschig, aber schön", sagt sie. Um die Serie aus den 1980er-Jahren zu vervollständigen, fehlt ihr eine Schneekugel. "Ich habe sie bisher nirgendwo für unter 190 Dollar gesehen." So ganz hat sie die Sammellust doch noch nicht aufgegeben.

Pinguinen sind Berends und Kirchhoff auch schon in freier Wildbahn nah gekommen: Sie waren in Neuseeland, Südafrika, in der Antarktis und auf den Falklandinseln, um die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Sobald es die Corona-Beschränkungen und der Geldbeutel zulassen, haben die beiden ein neues Ziel im Auge: Eine Pinguinpflegestation in Christchurch in Neuseeland.

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