Mainz. Rötlicher Klinker nach römischem Muster und riesige Fenster: Der Neubau des 1852 gegründete Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz steht. Die größten Herausforderungen des Projekts lagen im Boden - sagt Projektleiterin Wloka.

Mit dem Neubau des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM) entsteht in Mainz zwischen Altstadt und Rhein ein archäologisches Zentrum. Der rund 60 Millionen Euro teure Neubau für das Museum mit dem dazugehörigen renommierten Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie steht bereits - direkt neben dem Museum für Antike Schifffahrt.

Der "Archäologische Platz" vor dem neuen RGZM mit seinen Sitzstufen und die Dachbegrünung fehlen noch. Nicht weit entfernt: das Römische Theater - einst das größte römische Bühnentheater nördlich der Alpen - und der Drususstein, der als ältestes Steindenkmal Deutschlands gilt.

Der Neutor-Park mit blühenden Büschen und Wiesen ab der Spitze des RGZM-Neubaus ist bald fertig, die Siegerentwürfe für die Kunst am Bau sollen im September gekürt werden und ein starkes Zeichen nach außen setzen. "Der südliche Eingang zur Mainzer Innenstadt bekommt städtebaulich einen neuen Charakter", sagt die 36 Jahre alte Projektleiterin Sarah Wloka vom Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB).

Umzug beginnt im Juli

Die größte Herausforderung bei dem Projekt RGZM? "Ganz viele Herausforderungen steckten im Boden", sagt Sarah Wloka. Die Luft habe sie angehalten, als die zur Gründung des Ausstellungsflügels notwendigen Großbohrpfähle direkt neben den Leitungstrassen von Strom und Gas gebohrt werden mussten. "Die Stadtwerke standen parat, die Leitungen sofort abzudrehen." Doch alles lief nach Plan.

Der Umzug der rund 200.000 Ausstellungsstücke vom alten, seit 2017 geschlossenen Standort des RZGM im Kurfürstlichen Schloss in den Neubau kann erst im Juli beginnen - etwa drei Monate später als ursprünglich geplant. Ungefähr drei Monate soll er auch dauern. Dazu kommt die archäologische Forschungsbibliothek, eine der bedeutendsten in Europa, mit rund 200.000 Monografien und Zeitschriften - mit 70 Arbeitsplätzen für Wissenschaftler und Studenten.

Komplexer Bau mit hohen Anforderungen

Der Grund für die Verzögerung: In der boomenden Baukonjunktur hätten sich erst bei der vierten Ausschreibung Unternehmen für den Bau der 25 hoch spezialisierten Werkstätten und Labore gefunden, berichtet Wloka. In den Laboratorien werden archäologische Funde abgeformt sowie Metall, Glas, organische Materialien und Keramik solcher Funde restauriert. "Das ist ein Institut mit sehr, sehr individuellen Werkstätten", berichtet Wloka. "Keine Räumlichkeit ist identisch."

Dazu kommen eine große Bibliothek, Leseplätze für Wissenschaftler, Büros, ein Konferenzbereich, Hochsicherheitstresore und ein auf die Archäologie zugeschnittener Computertomograph - mit einer ein Meter dicken Stahlbeton-Ummantelung. Der für das Spezialgerät notwendige 14 Tonnen schwere Granitsockel sei während der Rohbauphase durch eine Öffnung in der Kellerdecke ins Untergeschoss gehoben worden, berichtet Wloka. Erst anschließend konnte die Kellerdecke geschlossen werden. Die Vielfältigkeit des Gebäudes reizt Wloka. "Der öffentliche Teil ist ganz anders." Große Ausstellungsflächen, Museumsshop, Bistro. Die neue Dauerausstellung wird zwar voraussichtlich erst 2023 fertig sein, das Haus soll aber schon bald nach dem Umzug auch der Öffentlichkeit offen stehen.

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