Hildesheim. Lautlos über die Landschaft schweben, mit Quad und Jeep durchs Gelände jagen oder auf Tuchfühlung mit Kamelen und Alpakas gehen: Auch in Corona-Zeiten lässt sich in Niedersachsen einiges erleben. Etwa ein freier Fall aus mehreren Kilometern Höhe.

Viele Menschen verzichten dieses Jahr auf den Sommerurlaub und bleiben zu Hause - doch auch vor der Haustür in Niedersachsen lassen sich Mikro-Abenteuer erleben.

Fallschirmspringen etwa, die Umgebung auf einem Kamel erkunden oder selbst zum Baggerfahrer werden. Eventausflüge versprechen Spaß und außergewöhnliche Erlebnisse an zahlreichen Orten in Niedersachsen.

- Fallschirmspringen: Der Wind knattert durch die geöffnete Flugzeugtür, hinter dem kleinen Metalltritt warten 4000 Meter freier Fall. Auf der Schwelle sitzend, die Beine hängen bereits aus der Tür, hebt der Tandemmaster die Hand und zählt mit den Fingern herunter. Drei, zwei, eins - dann geht es mit rund 250 Stundenkilometern in die Tiefe. "Freiheit, einfach alles loslassen", beschreibt Angelina Fischer vom SkyDive Team in Hildesheim das Gefühl, nachdem man das Flugzeug verlassen hat.

Rund 60 Sekunden dauert der freie Fall, nach Öffnen des Tandemschirms folgen fünf Minuten Gleitflug bis zum Erdboden. Wie in Hildesheim sind Tandemsprünge, bei denen Neulinge mit einem erfahrenen Fallschirmspringer den freien Fall erleben können, wieder an zahlreichen Flugplätzen in Niedersachsen möglich, etwa in Damme im Kreis Vechta oder in Wildeshausen im Kreis Oldenburg. Ein Sprung kostet rund 200 Euro, Buchungen sind in der Regel auch kurzfristig über die Website der jeweiligen Betreiber möglich. Wer vom Springen nicht genug bekommt, kann auch eine Ausbildung im Fallschirmspringen beginnen.

- Ballonfahren: Hoch über Wiesen, Wälder und Flüsse hinwegschweben, ohne sich wie bei einem Fallschirmsprung direkt in den freien Fall zu stürzen, das kann man bei einer Ballonfahrt. In Niedersachsen gibt es dafür mehr als zehn Anbieter zwischen Küste und Harz. Statt "in 80 Tagen um die Welt" geht es bei den Fahrten gut eine Stunde über Niedersachsen. "Man gleitet wie auf einem Balkon über die Landschaft", sagt Flugbetriebsleiter Stefan Kuhn vom Ballonteam Steinhuder Meer . Störender Motorenlärm oder Geruckel wie bei einem Flug im Flugzeug entfallen bei einer Ballonfahrt, die Natur lässt sich - abgesehen vom gelegentlichen Einsatz des Brenners - in vollkommener Stille beobachten.

Eine gewisse körperliche Fitness ist nötig, um in den Korb zu klettern und die gut einstündige Fahrt im Stehen genießen zu können. Ansonsten eignet sich die Fahrt für alle Altersgruppen - "vom Konfirmanden bis hin zur 85-Jährigen Oma", sagt Kuhn. Die Hauptsaison geht noch bis Oktober, eine Fahrt kostet je nach Anbieter um die 200 Euro pro Person.

- Fliegen: Selbst das Steuer in der Hand halten und in einer Stunde zum Cessna-Piloten werden: Das geht unter anderem auf dem Flugplatz in Ganderkesee bei Bremen. Auch Anfänger ohne jegliche Vorerfahrung haben dort die Möglichkeit, ihre Flugkünste im original nachgebauten Cockpit einer Cessna 172 zu erproben. Nach der Einweisung gibt es Unterstützung entweder vom Co-Piloten oder per Funk. Eine Stunde im Simulator kostet 80 Euro.

Wer nach dem Flug noch nicht genug hat, kann an einer Führung über das Gelände des Flugplatzes teilnehmen und dabei im Hangar einen Blick in verschiedene Luftfahrzeuge werfen oder dem Towerpersonal bei der Arbeit über die Schulter schauen. Für echte Flugzeug-Fans besteht die Möglichkeit, direkt ein ganzes Wochenende auf dem Flugplatz mit Hotelübernachtung und Rundflug an die Küste zu buchen.

- Baggerfahren: Für viele Menschen ein Kindheitstraum: Einmal selber Baggerfahren. Im Baggerpark Emsland stehen dafür Spiel- und Modellgeräte, aber auch ein 25-Tonnen-Kettenbagger zur Verfügung. Nach einer Einweisung dürfen diesen bereits Jugendliche ab 14 Jahren bedienen, jüngere Altersgruppen können sich an zahlreichen kleineren Exemplaren versuchen. Eine Viertelstunde kostet je nach Größenklasse des Fahrzeugs zwischen 16 und 37 Euro. "Viele Leute sind vorher noch nie auf einem Bagger gewesen, wollten das aber schon immer mal ausprobieren", sagt die Geschäftsführerin des Parks, Ursula Meyer. Neben Baggern sind auf dem fünf Hektar großen Gelände auch Touren auf Quads oder Jeeps möglich.

- Kamelreiten und Alpaka-Wanderungen: Auf einem "Wüstenschiff" durch Niedersachsen schaukeln lässt sich auf der Kamelfarm Marquard bei Rotenburg. Statt in Corona-Zeiten bis nach Marokko zu fahren können Besucher auch in Norddeutschland Ausritt auf den Wüstentieren wagen. Die einstündige Wanderung kostet pro Person 59 Euro (Kinder 30 Euro). Wem die Tour auf dem Rücken der Tiere zu wackelig ist, kann die Farm nach vorheriger Anmeldung auch so besuchen und dort andere Tiere wie Lamas oder Alpakas erleben oder Ziegen und Walliser Schwarznasenschafe im Streichelgehege besuchen.

Wanderungen mit Alpakas finden regelmäßig auf dem Hof der "Herzog-Alpakas" in Emstek bei Cloppenburg statt. Anders als beim Kamelritt sitzen Teilnehmer der Tour jedoch nicht auf den Rücken der Tiere, sondern gehen gemeinsam mit ihnen spazieren, da Alpakas bei direktem Körperkontakt eher zurückhaltend sind. Jede Wanderung findet mit vier bis acht Tieren statt und dauert rund 1,5 Stunden.

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