Erlangen. Inzwischen haben viele Museen ihre Ausstellungen ins Netz verlagert. Nun präsentiert auch die Universität Erlangen-Nürnberg Teile ihrer Sammlungen online.

Die Sammlungen der Universität Erlangen-Nürnberg waren bisher vor allem etwas für Fachleute. Doch nun kann man einige der Schätze auch im Internet erkunden.

Am 23. Februar eröffnet das Institut für Klassische Archäologie seine erste rein virtuelle Ausstellung, die die antike Geschichte von zehn ausgewählten Objekten rekonstruiert. Währendessen entsteht am Institut für Ur- und Frühgeschichte eine Art virtuelles Museum, das Sammlungsstücke und wichtige Ausgrabungen präsentiert.

Wie kam der ägyptische Obelisk auf die Piazza di Montecitorio in Rom? Und wieso sind die in der Antike weit verbreiteten Bügelkannen für die Archäologie so wertvoll? Diese Fragen soll die Archäologie-Ausstellung zur Lebensgeschichte antiker Objekte beantworten. Diese richtet sich an alle Interessierten und soll nach Angaben von Professorin Corinna Reinhardt veranschaulichen, wie die Fachleute mit Objekten umgehen, von denen sie die Geschichte nicht genau kennen.

Dafür haben sie und ihr Team neun virtuelle Ausstellungsräume mit 3D-Exponaten geschaffen, die man per Click besuchen kann. So reist man in einem Raum über einen Zeitstrahl und erfährt, wie die mykenischen Bügelkannen ihren Weg in die Erlanger Sammlung fanden. In einem anderen Raum lernt man etwas über die Steinbrüche, wo der ägyptische Obelisk nach Ansicht der Archäologinnen und Archäologen angefertigt worden ist. Danach folgt man seinem Transport über den Nil ins antike Heliopolis und dann bis nach Rom.

Wo er in Heliopolis genau stand, weiß heute niemand - und das erwähnt die Ausstellung explizit. "Archäologie ist immer eine Rekonstruktion der Geschichte, die aber Lücken aufweist", erläutert Reinhardt. Genau diese Wissenslücken soll die Ausstellung aufzeigen und diskutieren.

Hilfe bei der Digitalisierung der Sammlungsstücke bekam Reinhardt von ihrem Kollegen Carsten Mischka vom Institut für Ur- und Frühgeschichte. Seine Frau Doris Mischka und er bauen gerade ein virtuelles Museum auf, das ständig wächst. "Die öffentliche Präsentation ist genauso Teil unserer Arbeit wie die Forschung", sagt Carsten Mischka. "Wir haben so interessante Gegenstände und Geschichten, die wir den Menschen zeigen wollen."

Bisher lassen sich drei interaktive Räume besuchen. In Kürze soll aber einer vierter Raum zu Ausgrabungen in Rumänien dazukommen. Geplant ist auch eine 3D-Animation einer Höhlenruine mit steinzeitlichen Funden im Altmühltal, die in einem Steinbruch liegt und gesprengt werden soll. "Man kann dann quasi den ehemaligen Fundplatz begehen", sagt Professorin Doris Mischka.

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