Auf den Ostfriesischen Inseln tummeln sich die Urlauber. Doch über dem Inselurlaub schwebt eine entscheidende Frage: Was, wenn es in der Abgeschiedenheit Corona-Infektionen gibt?

Norderney (dps/lni) - Rigide haben die Verantwortlichen bei den Ostfriesischen Inseln zu Beginn der Corona-Pandemie reagiert und diese lange komplett für Touristen gesperrt. In der Sommerferienzeit bleiben die Inseln aber für Gäste offen.

Im Landkreis Wittmund würden derzeit aufgrund der anhaltend niedrigen Zahlen und nicht vorhandenen Neuinfektionen keine Betretungsverbote für Langeoog und Spiekeroog diskutiert, teilte ein Kreissprecher mit. Das gleiche ist bei den zuständigen Landkreisen über Borkum, Juist, Norderney, Baltrum und Wangerooge zu hören - man behalte die Lage aber genau im Blick.

Zahlreiche Urlauber reisen auch diesen Sommer auf die Inseln. Auf Wangerooge sind die Unterkünfte nach Angaben der Kurverwaltung komplett ausgebucht, auf Norderney zählte die Tourismusverwaltung diese Woche gut 26 000 Übernachtungsgäste an einem Tag - 15 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Doch was passiert mit einem Urlauber, falls der plötzlich positiv getestet wird und in Quarantäne muss? Möglich seien Verbleib ebenso wie Abreise. "Das hängt davon ab, wie das Heimatgesundheitsamt jeweils entscheidet", teilte Annika Smit, Sprecherin des Landkreises Leer, für Borkum mit. Ein Kriterium sei, ob der Gast mit eigenem Wagen angereist sei.

Die Kosten trägt der Gast selbst

Bleibt er, müsse die Versorgung dem Landkreis Aurich zufolge individuell etwa durch das Hotel oder einen Freiwilligendienst sichergestellt werden. Die Kosten trage der Betroffene. Im Landkreis Wittmund wird die Entscheidung bleiben oder abreisen laut Sprecher in Absprache zwischen dem hiesigen und dem heimatlichen Gesundheitsamt getroffen. Von Vermietern würden Kapazitäten für Insel-Quarantäne freigehalten. Die Kosten für den Heimtransport müssten die Urlauber selbst tragen. Als Transportmittel für Infizierte von den Inseln komme neben Fähren oder privaten Anbietern für Überfahrten auch ein Infektionshubschrauber in Betracht.

Dieser steht in Emden bereit für Corona-Patienten, die keine akute medizinische Hilfe brauchen. "Es gibt eine Trennwand zwischen Cockpit und Kabine, damit Piloten nicht im Vollschutz fliegen müssen", erklärte der Geschäftsführer von Northern Helicopter, Christian Müller-Ramcke. "Nach einem Einsatz können wir die Maschine desinfizieren und Einwirkzeiten einhalten."

Auch die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), die bei dringenden Fällen mitunter im Rahmen der Amtshilfe einspringt, wäre gerüstet. Die Schiffe seien grundsätzlich darauf eingestellt, dass infektiöse Patienten aufgenommen werden können, erklärte DGzRS-Sprecherin Antke Reemts. Corona-Tests wurden von den Seenotrettern schon von Norderney ans Festland gefahren. "Es ist auch vorgekommen, dass wir jemanden transportiert haben, wo es einen Corona-Verdacht gab."

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