Berlin. Gerade in Zeiten von Corona sind überfüllte Züge für viele Reisende ein No-Go. Aber wie finden Bahnkunden rechtzeitig heraus, wie voll es in den Abteilen wird? Ein App könnte die Lösung bringen.

Die Deutsche Bahn will mithilfe ihrer App in der Corona-Krise vor zu vollen Zügen warnen. Der "Spiegel" berichtete nun unter Berufung auf Konzernkreise, der Bahn-Navigator und der Internetauftritt der Bahn seien so umprogrammiert worden, dass Nutzer Züge mit einer Auslastung von 50 Prozent und mehr angezeigt bekämen.

Sie sollten damit die Möglichkeit erhalten, auf weniger frequentierte Verbindungen zuzugreifen. Auf diese Weise solle der Passagierfluss besser gesteuert werden, damit in den kommenden Wochen keine gefährlich engen Situationen in den Zügen entstünden.

Wenn die Reservierungen trotz dieses Warnhinweises auf einer bestimmten Verbindung weiter zunehmen sollten, verhinderten es die App und die Buchungsseite künftig, dass dieser Zug noch gebucht und reserviert werden könne. Diese Funktion soll den Angaben zufolge in den kommenden Tagen freigeschaltet werden. Eine Reservierungspflicht soll es aber weiter nicht geben.

Laut "Spiegel"-Bericht kann trotz App jeder, der zum Bahnhof geht, auch weiterhin in einen vollen Zug einsteigen, für den die App keine Fahrkarte mehr verkauft oder keine Reservierung vornimmt.

In Frankreich hatte die Staatsbahn SNCF bereits Anfang Mai angekündigt, dass Bahnreisende sich bereits vor der Fahrt über die Auslastung der Züge informieren können. Für jeden Zug sollte es etwa in der App einen Tag vor der Abfahrt ein entsprechendes Symbol geben. Das gelte besonders für Regionalzüge. Bei Fernverkehrszügen wie dem TGV gilt in Frankreich sowieso Reservierungspflicht. Dort sollte die Buchung blockiert werden, wenn eine Auslastung von 50 Prozent erreicht ist.

Die Fahrgastzahlen bei der Deutschen Bahn haben sich in den vergangenen Tagen wieder deutlich erhöht. "Wir liegen im Moment bei etwa 50 Prozent des Vorjahresniveaus", sagte Personenverkehrsvorstand Berthold Huber nun mit Blick auf die Buchungen. Zwischenzeitlich waren die Fahrgastzahlen in der Krise um rund 90 Prozent eingebrochen. Um die steigende Nachfrage zu bedienen, verstärkt der Konzern das Angebot nun auch im Fernverkehr.

Nach und nach würden auf den wichtigen Strecken die Kapazitäten wieder verdoppelt - zunächst auf der Route zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet, sagte Huber. Dort sind demnach wieder ICE-Doppelzüge unterwegs. In der Krise war der zweite Zug weggelassen worden. Ab Anfang Juni soll zudem wieder ein ICE-Sprinterzug zwischen Berlin und München pendeln. Ein weiterer komme Mitte Juni hinzu, hieß es.

Nach Österreich und in die Schweiz werde ab sofort wieder nahezu das vollständige Angebot gefahren. Somit seien im Sommer wieder sämtliche Nachbarländer Deutschlands im Fernverkehr erreichbar. Im Regionalverkehr sei das Angebot bundesweit bereits wieder bei rund 95 Prozent, sagte Huber.