Berlin. Google Stadia ist die erste große Cloud-Gaming-Plattform. Spieler brauchen dazu nicht viel mehr als einen Controller und Internet.

Google Stadia ist die erste große Cloud-Gaming-Plattform. Spieler brauchen nicht viel mehr als einen Controller und eine Internetverbindung. Nutzer brauchen also keine teure Hardware mehr bezahlen wie bei der Playstation (Sony), der Xbox (Microsoft) oder der Switch (Nintendo). Doch wie funktioniert das in der Praxis? Wir haben den Test gemacht.

Das Prinzip hinter Stadia ist einfach: Spiele und Rechenleistung kommen nicht mehr von DVDs oder Blu-Rays und einer Konsole im Wohnzimmer, sondern liegen alle auf den Servern von Google. Wer ein Spiel spielen will, wählt es in einer App aus, über eine schnelle Internetverbindung wird das Spiel dann gestreamt. Der Vergleich liegt nahe zu sagen: Stadia ist das Netflix oder Amazon Prime für Videospiele.

Doch zum Start am 19. November braucht es dann doch ein bisschen mehr: Einen Stadia-Controller (kostet 69 Euro), und den Streaming-Media-Adapter Chrome Cast Ultra. Spieler konnten die Premiere-Edition und die Founder’s Edition vorbestellen, in denen für 129 Euro Controller, Chromecast und ein Drei-Monats-Abo enthalten waren. Einziger großer Unterschied: Mit der Founder’s Edition gab es ein „Buddy-Abo“ für einen Freund, der Stadia auch mitnutzen kann.

Google Stadia im Test: So liefen Mortal Kombat 11, Destiny 2 und Gylt

Bislang lässt sich Google Stadia mit dem nötigen Equipment nur auf Fernsehen und mobilen Google-Geräten nutzen. Erst in der Zukunft wird es möglich sein, auch andere Controller zu nutzen und einfach über den Chrome-Browser auch an sämtlichen Computern und Tablett-PCs zu spielen.

Wir haben die Stadia vorab mit dem Google-eigenen Controller auf einem 4K-Fernseher und auf einem Pixel-Smartphone getestet – denn auch über die Smartphone-App kann gezockt werden. Allerdings funktioniert die Verbindung zwischen Controller und Smartphone vorerst nur über Kabel.

Mit Google Stadia kann man auch auf dem Smartphone spielen.
Mit Google Stadia kann man auch auf dem Smartphone spielen. © Google | Google

Im Test standen das Kampfspiel Mortal Kombatt 11, der Shooter Destiny 2 und das Abenteuer-Spiel Gylt. Wir haben mit Gylt begonnen. Der erste Eindruck: Das Spiel startet sofort ohne lange Ladezeit oder Verzögerungen bei der Installation. Auch im Spiel laufen alle Szenen auf Grundlage der Unreal-Engine flüssig und in 4K-Qualität – was kein Wunder ist bei einer guten Internetanbindung in Berlin-Mitte.

Auch der Wechsel zwischen Fernseher und Smartphone klappt ohne Probleme. Wer auf der Smartphone-App und über Chromecast mit demselben Account angemeldet ist, kann das Spiel ohne Pause auf dem jeweils anderen Gerät fortsetzen. Allerdings gibt es Einschränkungen: Aktuell kann man nur über WLAN spielen. Wer also den Plan hatte, im Bus oder einer Bahn ohne WLAN weiterspielen zu können, wird enttäuscht. Bei Konkurrenzprodukten wie Nintendos Switch ist das ohne Probleme möglich.

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Das System der Stadia gleicht Netzstörungen aus: Bei einem Verbindungsabbruch bleibt der aktuelle Spielstand für 15 Minuten bestehen. Danach müsste man von einem vorigen Speicherpunkt im Spiel neu beginnen.

Größe Störungen gibt es bei unserem Test allerdings nicht. Lediglich beim Start von Destiny 2 friert das System kurz ein. Nach einem Neustart der App geht es allerdings weiter. Auch hier gibt es keine Ruckler. Der Mehrspielermodus über das Internet läuft flüssig.

Der Stadia-Controller liegt in einem Punkt hinter der Konkurrenz

Der Controller liegt gerade bei dem Shooter gut in der Hand und erinnert an eine Mischung aus Playstation- und Xbox-Controller. Die Anordnung und das Design wirken stark an Sonys Spielgeräte angelehnt, die Sticks zur Steuerung erinnern an das Gefühl beim Spielen mit der Xbox. Die Sticks lassen sich präziser und leichter bewegen als beim PS-Controller wirken aber dennoch robuster als bei der Xbox.

Der Controller von Google Stadia lag gut in der Hand. Mit ihm kann man auf Fernseher, Notebook oder Smartphone Spiele wie Mortal Kombat 11 spielen.
Der Controller von Google Stadia lag gut in der Hand. Mit ihm kann man auf Fernseher, Notebook oder Smartphone Spiele wie Mortal Kombat 11 spielen. © Aaron Clamann | Aaron Clamann

Bei den anderen Tasten scheint der Controller allerdings nicht ganz mit der Konkurrenz mithalten zu können. Das zeigte sich vor allem beim Test von Mortal Kombat 11. Das Steuerkreuz, das viele Spieler bei Kampfspielen bevorzugen, ist nicht so flexibel wie bei der Playstation und wirkt auch im Material sehr hart. Flüssige Bewegungen könnten damit eher zur Herausforderung werden. Auch die A-, B-, X- und Y-Tasten geben weniger Feedback als die Controller von Sony oder Nintendo.

Google Stadia: Das kostet der Dienst zum Release Date

Und was kostet das Ganze? Stadia Pro heißt das Abo-Modell von Google und kostet 9,99 Euro im Monat. In der Premiere- und Founder’s Edition ist Stadia Pro für drei Monate enthalten. Kunden bekommen damit Zugriff auf Destiny 2 und Rabatte beim Kauf weiterer Spiele.

Die Basis-Version ohne Spiele und Abo Stadia Base wird erst ab 2020 verfügbar sein. Dann steht Base in direkter Konkurrenz zur Playstation 5, die im Winter 2020 kommt. Über Stadia Base lassen sich dann Spiele im Einzelkauf ohne das Abo-Modell erwerben. Google Stadia startet am 19. November mit 22 Spielen, zu denen nach und nach mehr Titel kommen – bisher sind rund 40 Titel bekannt. Beliebte Battle-Royale-Titel wie Fortnite oder Pubg werden jedoch nicht dabei sein.

Google Stadia: Das Fazit zum Test

Im Test liefen alle Titel flüssig und starteten sofort. Das wird Spieler freuen, die lange Lade- und Installationszeiten vom PC oder anderen Konsolen gewohnt sind. Doch an anderer Stelle ist der Start noch nicht ganz so imposant, denn Stadia wird wohl erst dann für eine breite Masse interessant, wenn andere Controller und andere Notebooks und Tablett-PCs unterstützt werden.

Ein weiteres Problem für viele Spieler liegt im System des Cloud-Gamings: Man braucht eine schnelle Internetverbindung. Laut Google braucht man zum Spielen mindestens eine Leitung mit 10 Mbit/s. In den meisten deutschen Großstädten ist das kein Problem.

Der Breitband-Atlas des Bundesministeriums für Verkehr und Infrastruktur zeigt jedoch, dass vor allem in Mitteldeutschland längst nicht überall der Breitbandausbau vorangekommen ist. Wer in 4K-Auflösung spielen will, braucht sogar mindestens 35 Mbit/s. Rund um Kassel hat man dabei schon schlechte Karten. Das gilt auch für Thüringen und Sachsen-Anhalt.