Kassel. Viele Menschen sind durch die verschärften Kontaktbeschränkungen auf sich selbst gestellt - schon wieder. Jetzt gilt es, auf die eigene Gefühlswelt zu achten.

Um in den nächsten Wochen gut durch den Teil-Lockdown zu kommen, rät eine Psychologin zur realistischen Betrachtung der Situation. "Natürlich ist es sehr herausfordernd, dass es vielleicht noch Wochen und Monate so weitergeht.

Aber es ist langfristig einfacher, sich darauf einzustellen, als sich von einem Wunschdenken leiten zu lassen und enttäuscht zu werden", sagte Jana Volkert vom Institut für Psychologie der Universität Kassel.

Besonders wichtig sei jetzt auch die Selbstfürsorge: "Alles, was einem gut tut, gilt es jetzt voranstellen. Jeder sollte jetzt besonders auf sich selbst achten und natürlich auf seine Nächsten, die einem wichtig sind." Die Expertin betont aber auch, dass sich Menschen professionelle Hilfe suchen sollten, wenn sie das Gefühl hätten, in der aktuellen Situation überfordert zu sein.

Verglichen mit dem ersten Lockdown im Frühjahr gibt es nach Ansicht von Volkert sowohl Vor- als auch Nachteile. Damals habe eine deutlich größere Verunsicherung geherrscht, "das war eine extreme Situation, wo eine große Anpassungsleistung von Nöten war". Inzwischen seien die Menschen pandemieerfahrener und hätten sich an Masken, Abstand oder Home Office gewöhnt.

Auf der anderen Seite dauere die Corona-Krise nun schon lange an, erklärt die Psychologin. "Dadurch besteht die Gefahr, dass Sorgen und Ängste chronisch werden können." Und mit Blick auf die dunkle und kalte Jahreszeit könnten saisonale Depressionen verstärkt werden.

Volkert sieht in dem Lockdown aber durchaus auch positive Aspekte: "Eine solche Zeit kann zu mehr Ruhe, Entspannung und Entschleunigung führen. Und es kann auch eine Art Besinnung auf die wesentlichen Dinge stattfinden."

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