Genugtuung bei Deutschlands Pferdezüchtern. Abfuhr für die neue Fotokampagne des Tierschutzbundes im Bundestag

Pinneberg. "Fühle dich wie ein Pferd!" So ist das neue Kampagnenmotiv des Deutschen Tierschutzbundes überschrieben. Und weiter heißt es: "Stoppen Sie mit uns das Brandzeichen von Pferden. Tiere leiden wie wir." Seit Jahren arbeiten die Tierschützer darauf hin, dass der Schenkelbrand in der deutschen Pferdezucht abgeschafft wird und an dessen Stelle der Mikrochip (Transponder) tritt. Jetzt haben die Kritiker des Heißbrandes eine Niederlage erlitten.

Der seit vielen Jahren praktizierte Schenkelbrand, von Tierschützern und Politikern immer wieder angeprangert, bleibt neben dem seit 2009 eingeführten obligatorischen Chipping vorerst erlaubt. Das ist das Ergebnis einer Abstimmung im Deutschen Bundestag. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hatte einen Antrag auf Verbot des Heißbrandes eingereicht, die Koalition von CDU/CSU und FDP hatte dagegen gestimmt. Die Züchter des Holsteiner Pferdes können, so scheint es, aufatmen.

"Als ich von diesem Ergebnis erfuhr, war ich schon ein wenig erleichtert", sagte Jan Lüneburg. Der 60 Jahre alte Allgemeinmediziner aus Hetlingen im Kreis Pinneberg ist seit Anfang 2008 Vorsitzender des Verbandes der Züchter des Holsteiner Pferdes und züchtet auf seinem Hof in Hetlingen seit vielen Jahren Pferde mit dem in aller Welt bekannten Brandzeichen.

"Wir sind keine Tierquäler, der Schenkelbrand hat sich seit vielen Jahren bewährt", versichert Jan Lüneburg und weiß sich damit im Einklang mit seinem Vorgänger im Amt, Breido Graf zu Rantzau, jetzt Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung in Warendorf. "Die Züchter sollen selbst entscheiden können, wie sie ihre Pferde kennzeichnen", hatte dieser unlängst gesagt.

Sein Nachfolger ist allerdings der Meinung, dass das letzte Wort zum Thema Heißbrand noch nicht gesprochen ist. Jan Lüneburg weist darauf hin, dass die Bundesregierung demnächst einen Vorschlag zur Änderung des Tierschutzgesetzes vorlegen wolle. "Im Prinzip", so Lüneburg, "könnte dann der Schenkelbrand möglicherweise doch verboten werden."

Bei einem Austausch der Argumente mit namhaften Politikern vor zwei Wochen in Berlin hatte Lüneburg eine enttäuschende Erfahrung gemacht: "Überzeugungsarbeit zu leisten, ist unwahrscheinlich schwer. Manche Leute denken, wenn sie über den Schenkelbrand bei Pferden reden, offensichtlich sofort an John Wayne und die alten Westernfilme. Die meisten Politiker interessiert das Thema leider wenig."

Die Verfechter des Heißbrandes, darunter neben den Holsteinern auch Züchter von Trakehnern, Oldenburgern und Hannoveranern, bereiten sich auf weitere Auseinandersetzungen mit ihren Kritikern vor. Tierarzt-Legende Karl Blobel, viele Jahre Veterinär-Chef der deutschen Vielseitigkeitsreiter, war in Berlin dabei und hatte versucht, jegliche Kritik zu entkräften. In einem Gutachten zum Thema "Schenkelbrand" heißt es, dass nicht der Brand zum Schmerzempfinden führe, sondern schon das Festhalten des Pferdes.

Der Deutsche Tierschutzbund wehrt sich dennoch weiterhin vehement gegen den Brand auf der Pferdehaut. Der füge den Tieren angeblich völlig unnötig Leid zu: "Die Jungtiere erleiden hochgradige Verbrennung", heißt es in einer Erklärung. Der Brand sei überflüssig, nachdem im Jahr 2009 die Kennzeichnung der Fohlen mit Mikrochip erfolgen muss.

Jan Lüneburg kündigte Gespräche mit anderen Zuchtverbänden in Deutschland an. Er sagt: "Wir werden weiter für den Schenkelbrand kämpfen. Das kann noch ein langer Weg werden."