Berlin. Antisemitismusbeauftragter Klein kritisiert Ruhrtriennale-Programm: Der Auftritt von Achille Mbembe füge Land „politischen Schaden“ zu.

Felix Klein, der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, hat den angekündigten Auftritt des Historikers Achille Mbembe bei der Ruhrtriennale 2020 scharf kritisiert. Der Kameruner soll am 14. August die Eröffnungsrede auf dem renommierten Kulturfestival in Nordrhein-Westfalen halten.

„Die Eröffnungsrede für eine solch bedeutende Veranstaltung zu halten ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass das Festival mit öffentlichen Geldern finanziert wird“, sagte Felix Klein unserer Redaktion. „Es sollte daher eine Person ausgewählt werden“, sagte Klein weiter, „die dieser Verantwortung gerecht wird – und nicht in der Vergangenheit bereits durch die Relativierung des Holocaust aufgefallen ist.“

Antisemitismus: Gastredner Achille Mbembe relativiere den Holocaust

Genau dies treffe aber auf den Geisteswissenschaftler Achille Mbembe zu. Mbembe habe in seinen wissenschaftlichen Schriften nicht nur den Staat Israel mit dem Apartheidssystem Südafrikas gleichgesetzt, „was einem bekannten antisemitischen Muster entspricht“, erklärte Klein. „Achille Mbembe hat in seinen Schriften das Existenzrecht Israels in Frage gestellt und überdies auch das Apartheidssystem Südafrikas mit dem Holocaust verglichen – was sich angesichts der beispiellosen Verbrechen in der NS-Zeit und insbesondere angesichts der historischen Verantwortung Deutschlands dafür, verbietet.“

Aus diesem Grund würde ein Auftritt Mbembes der Ruhrtriennale „erheblichen Schaden“ zufügen und sei daher nicht geeignet die Eröffnungsrede zu halten.

Ruhrtriennale-Intendantin steht immer wieder in der Kritik

Das Programm für die diesjährige Ruhrtriennale wurde Mitte März vorgestellt. 700 Künstler aus 40 Ländern werden erwartet. Die Programmausrichtung der jeweils dreijährigen Triennale-Etappen wird maßgeblich von der Intendanz bestimmt, die alle drei Jahre neu berufen wird. Die Intendantin der Festivalausgabe von 2018 bis 2020 ist Stefanie Carp.

Stefanie Carp, umstrittene Intendantin der Ruhrtriennale.
Stefanie Carp, umstrittene Intendantin der Ruhrtriennale. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Noch vor dem Start im August 2018 geriet Carp in die Kritik, da sie die Band „Young Fathers“ eingeladen hatte, die die Boykott-Bewegung BDS gegen israelische Produkte unterstützte. Carp wies in mehreren Interviews alle Anschuldigungen von Antisemitismus als „offensichtlich ungerechtfertigt“ zurück. 2018 hatte der NRW-Landtag die BDS-Bewegung in einer Resolution als antisemitisch verurteilt.

Auch Achille Mbembe gehört auch zu den Unterzeichnern der Kampagne „Academic Boycott of Israel“, die wiederum ein Teil der BDS-Bewegung ist.

• Mehr Informationen zum Thema Antisemitismus:

Die Auschwitz-Überlebende Eva Fahidi überlebte den Holocaust: „Sie trieben uns mit Peitschen an“, in einem bewegenden Interview erzählt sie ihre Geschichte. Der Essener Josef Königsberg verdankte einem Deutschen sein Leben, der posthum zum „Gerechten unter den Völkern“ ernannt wurde. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung forderte eine Verschärfung des Strafrechts für antisemitische Anfeindungen. Die Band „Rammstein“ polarisiert, immer wieder wird die Band auch als antisemitisch kritisiert, die Fans ärgert das. Im vergangenen Jahr warnte der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung Juden in Deutschland davor, die Kippa zu tragen.