Memphis. Bürgerrechtler Martin Luther King wurde am 4. April 1968 in Memphis ermordet. Sein Traum von der Gleichstellung ist weiter hochaktuell.

Die Wanne ist schäbig und voller Flecken, die grün-braune Farbe an den Wänden abgeplatzt. Das Schiebefenster steht eine Handbreit offen. Es ist der 4. April 1968. 18 Uhr. Von diesem Badezimmer des Apartments 5b einer billigen Absteige aus legt James Earl Ray mit einem Remington-Gewehr auf eine Gruppe schwarzer Männer an, die keine 100 Meter entfernt auf der anderen Seite der Mulberry Street vor Zimmer 306 des Lorraine Motel in Memphis frische Luft schnappen.

Ein einziger Schuss zerreißt die Stille. Dr. Martin Luther King, der gerade noch einen befreundeten Saxofonisten gebeten hat, am späteren Abend bei einem Protestmarsch das Lied „Take my Hand, precious Lord“ besonders schön zu spielen, geht zu Boden. Das Projektil durchschlägt den Hals und durchtrennt sein Rückenmark. Eine Stunde später wird im St.-Joseph-Krankenhaus der Tod festgestellt. Der charismatischste Führer der Schwarzen in Amerika wird nur 39 Jahre alt.

Der Museumführer kämpft mit den Tränen

Ein halbes Jahrhundert später spürt der Besucher im 1991 eröffneten National Civil Rights Museum, untergebracht im früheren Lorraine Motel und dem Boardinghouse gegenüber, wie sich beim Betreten des Unglücksortes die Haare auf den Unterarmen aufstellen. Alles, bis hin zum kalten Kaffee und den ausgedrückten Zigarettenkippen in Kings Zimmer, ist originalgetreu nachgestellt.

Museumsführer Logan, damals 17, ein in Ehren ergrauter Schwarzer, kämpft mit den Tränen, als er sich an die Beerdigung am 9. April in Atlanta erinnert. „200.000 Menschen kamen. Mahalia Jackson sang. Der Sarg lag auf einem von zwei Eseln gezogenen Sharecropper-Karren, wie sie die Plantagenpächter früher benutzt haben. Der Doktor wollte es so.“

King wollte „radikale Umverteilung der wirtschaftlichen Macht“

Rückblick: King ist in die Blues-Me­tropole Memphis gekommen, um die Bürgerrechtsbewegung zur sozialen Speerspitze zu formen. Zu helfen gilt es den 1300 streikenden Arbeitern der Müllabfuhr, meist Schwarze. Sie fordern nach einem schweren Unfall mehr Sicherheit, mehr Geld – und vor allem mehr Respekt. „I’m a Man“ ist die programmatische Aussage – gegen die von den Weißen aus der Sklavenzeit hinübergerettete Anrede „Boy“. King propagiert eine „radikale Umverteilung der wirtschaftlichen Macht“.

Für seine „Kampagne der armen Leute“ spricht er am 3. April in der örtlichen Mason-Temple-Kirche. Tausende Besucher hängen an seinen Lippen. Was er sagt, klingt wie ein Vermächtnis. „Wie jeder würde ich gern leben, ein langes Leben“, ruft King, sichtbar mit den Kräften am Ende, „aber das kümmert mich jetzt nicht.“ Gott habe ihm gestattet, „den Berg zu erklimmen, und ich habe das gelobte Land gesehen“, predigte er mit donnernder Stimme fast wie in Trance. „Ich mag vielleicht dort nicht mit euch hinge­langen, aber ich möchte, dass ihr wisst, dass wir als Volk dort hingelangen werden.“ Die „Mountaintop-Rede“ war seine letzte.

Schwarze Promis schreiben US-Geschichte

Es war sein Traum, dass seine Kinder nicht nach ihrer Hautfarbe beurteilt werden, sondern nach ihrem Charakter. Martin Luther King Jr. war ein Afroamerikaner, ein Kämpfer, ein Hoffnungsträger für Millionen. Der US-amerikanische Bürgerrechtler – 1929 geboren – erhielt den Friedensnobelpreis 1964 im Jahr nach seiner berühmten „I have a dream“-Rede (engl. „Ich habe einen Traum“), die er anlässlich des Marsches auf Washington für Arbeit und Freiheit am 28. August 1963 in Washington, D.C. vor dem Lincoln Memorial hielt. Wir zeigen weitere schwarze prominente Persönlichkeiten, die die US-Geschichte prägen und geprägt haben.
Es war sein Traum, dass seine Kinder nicht nach ihrer Hautfarbe beurteilt werden, sondern nach ihrem Charakter. Martin Luther King Jr. war ein Afroamerikaner, ein Kämpfer, ein Hoffnungsträger für Millionen. Der US-amerikanische Bürgerrechtler – 1929 geboren – erhielt den Friedensnobelpreis 1964 im Jahr nach seiner berühmten „I have a dream“-Rede (engl. „Ich habe einen Traum“), die er anlässlich des Marsches auf Washington für Arbeit und Freiheit am 28. August 1963 in Washington, D.C. vor dem Lincoln Memorial hielt. Wir zeigen weitere schwarze prominente Persönlichkeiten, die die US-Geschichte prägen und geprägt haben. © imago/UPI Photo | imago
Am Abend des 4. April 1968 wurde er auf dem Balkon eines Motels in Memphis erschossen – der Rassist James Earl Ray wurde dafür als Mörder verurteilt. King starb mit nur 39 Jahren.
Am Abend des 4. April 1968 wurde er auf dem Balkon eines Motels in Memphis erschossen – der Rassist James Earl Ray wurde dafür als Mörder verurteilt. King starb mit nur 39 Jahren. © dpa | Uncredited
Auch wenn Diskriminierung von Schwarzen bis heute in den USA Alltag ist, haben es viele bis ganz nach oben geschafft. Dazu zählt auch die Box-Legende Muhammad Ali.
Auch wenn Diskriminierung von Schwarzen bis heute in den USA Alltag ist, haben es viele bis ganz nach oben geschafft. Dazu zählt auch die Box-Legende Muhammad Ali. © dpa | Ipol Joffe
Niemand tänzelte so im Ring wie der Box-Olympiasieger und dreimalige Weltmeister. Geboren wurde er am 17. Januar 1942 als Cassius Marcellus Clay Jr. in Louisville (USA). Er siegte und verlor und siegte und verlor und siegte. Vor allem aber gewann Ali, und zwar die Herzen von Fans weltweit. 1984 wurde bei ihm Parkinson diagnostiziert, 1999 ernannte ihn der britische Sender BBC zum Sportler des Jahrhunderts. Ali starb am 3. Juni 2016 im Alter von 74 Jahren.
Niemand tänzelte so im Ring wie der Box-Olympiasieger und dreimalige Weltmeister. Geboren wurde er am 17. Januar 1942 als Cassius Marcellus Clay Jr. in Louisville (USA). Er siegte und verlor und siegte und verlor und siegte. Vor allem aber gewann Ali, und zwar die Herzen von Fans weltweit. 1984 wurde bei ihm Parkinson diagnostiziert, 1999 ernannte ihn der britische Sender BBC zum Sportler des Jahrhunderts. Ali starb am 3. Juni 2016 im Alter von 74 Jahren. © REUTERS | ACTION IMAGES
Nur eine Handvoll Schauspieler haben mehr Oscar-Nominierungen für ihre Rollen erhalten als Denzel Washington. Bei acht Nominierungen gewann er zwei Mal. Kein anderer dunkelhäutiger Hollywood-Star hat das geschafft.
Nur eine Handvoll Schauspieler haben mehr Oscar-Nominierungen für ihre Rollen erhalten als Denzel Washington. Bei acht Nominierungen gewann er zwei Mal. Kein anderer dunkelhäutiger Hollywood-Star hat das geschafft. © REUTERS | REUTERS / MARIO ANZUONI
In einem Haus ohne fließend Wasser geboren, aufgewachsen bei einer gewalttätigen Großmutter, mit 14 zum ersten Mal schwanger. Nichts deutete darauf hin, dass Oprah Winfrey die wohl einflussreichste Talkmasterin der Welt werden würde. Heute wird das Vermögen der Golden Globe-Gewinnerin auf 2,7 Milliarden Dollar (2,18 Milliarden Euro) geschätzt.
In einem Haus ohne fließend Wasser geboren, aufgewachsen bei einer gewalttätigen Großmutter, mit 14 zum ersten Mal schwanger. Nichts deutete darauf hin, dass Oprah Winfrey die wohl einflussreichste Talkmasterin der Welt werden würde. Heute wird das Vermögen der Golden Globe-Gewinnerin auf 2,7 Milliarden Dollar (2,18 Milliarden Euro) geschätzt. © REUTERS | REUTERS / LUCY NICHOLSON
Die US-Sängerin Beyoncé ist eine Pop-Ikone, wie es sie vorher noch nie gab. Sie erhielt die meisten Grammy-Nominierungen aller Musikerinnen. Sie gilt als bestbezahlte schwarze Sängerin der Geschichte und im Jahr 2017 als einflussreichste Entertainerin der Welt. Ihr Mann Jay Z ist übrigens auch berühmt.
Die US-Sängerin Beyoncé ist eine Pop-Ikone, wie es sie vorher noch nie gab. Sie erhielt die meisten Grammy-Nominierungen aller Musikerinnen. Sie gilt als bestbezahlte schwarze Sängerin der Geschichte und im Jahr 2017 als einflussreichste Entertainerin der Welt. Ihr Mann Jay Z ist übrigens auch berühmt. © dpa | Larry W. Smith
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Alabama war eine Hochburg des rassistischen Ku-Klux-Klans

Die Anfänge des 1929 in Atlanta geborenen Pastorensohns, des studierten Theologen und Vaters von vier Kindern sind eng mit dem Schicksal einer couragierten Näherin verbunden. King tritt als 26-Jähriger seine erste Pfarrstelle in der Dexter Avenue Baptist Church in Montgomery an. Die Stadt in Alabama ist eine Hochburg des rassistischen Ku-Klux-Klans. Schwarze und Weiße gehen in getrennte Schulen, essen in getrennten Restaurants und benutzen getrennte Toiletten.

Als sich die resolute Rosa Parks in einem Akt zivilen Ungehorsams weigert, ihren Sitzplatz im Bus an einen Weißen abzutreten, kommt sie ins Gefängnis. Es ist das Jahr 1955. Eine Protestwelle kommt in Gang. 381 Tage lang meiden Montgomerys Schwarze öffentliche Verkehrsmittel. Martin Luther King koordiniert den Boykott. Mit Erfolg. 1956 hebt der oberste Gerichtshof in Washington die Diskriminierung in Bussen auf.

James Earl Ray zog seine Selbstbezichtigung zurück

Bis zu seinem letzten Atemzug am 22. April 1988 in einem Gefängnis für kranke Strafgefangene in Tennessee versuchte James Earl Ray, die Welt von seiner Unschuld zu überzeugen. Der in armen Verhältnissen aufgewachsene Weiße, ein bekennender Rassist, ein Bankräuber und Gefängnisausbrecher, war zwei Monate nach dem Attentat auf Martin Luther King auf der Flucht am Londoner Flughafen Heathrow mit gefälschten Papieren festgesetzt worden. Im März 1969 legte er im Gericht in Memphis ein Geständnis ab. Was ihm statt der Todesstrafe 99 Jahre Freiheitsentzug eintrug.

Schon kurz danach zog Ray seine Selbstbezichtigung zurück: „Ich war nicht der Täter.“ So entstand die Legende vom Komplott. Allen voran die Bundespolizei FBI soll hinter dem Mord gestanden haben. Deren machiavellistischer Boss J. Edgar Hoover hielt King für eine Bedrohung der nationalen Sicherheit. Die außerehelichen Eskapaden des Geistlichen nutzte Hoover, um ihn mit einer Verleumdungs- und Überwachungskampagne zu überziehen. Andere Zeitzeugen vermuteten das Militär, die Polizei und/oder die Mafia hinter dem Anschlag.

King erhält 1964 den Friedensnobelpreis

Im National Civil Rights Museum sind beeindruckende Schautafeln installiert, die akribisch alle Lücken, Ermittlungspannen und offenen Fragen auflisten. Man muss kein Verschwörungstheoretiker sein, um nach dem Besuch an der Alleintäterschaft zu zweifeln, die von mehreren Untersuchungskommissionen bestätigt wurde. Kings Witwe Coretta war bis zu ihrem Tod 2006 fest davon überzeugt, dass James Earl Ray nicht der Mörder war.

Als Martin Luther King stirbt, hat die Bürgerrechtsbewegung nahezu alle Ziele erreicht – auf dem Papier. Angefangen von der Gerichtsentscheidung „Brown v. Board of Education“, mit der die Rassentrennung an Schulen aufgehoben wird. Dann Rosa Parks und der Bus-Boykott. 1960 in Greensboro/North Carolina der Sitzstreik gegen die Behandlung in Restaurants. 1964 das Bürgerrechtsgesetz, mit dem Diskriminierung am Arbeitsplatz gestoppt werden soll. King erhält den Friedensnobelpreis. 1965 wird der afroamerikanischen Bevölkerung durch den „Voting Rights Act“ bei Wahlen das volle Stimmrecht zugestanden.

Berühmte Friedensnobelpreisträger

Der Friedensnobelpreis ist der einzige, der nicht in Stockholm, sondern in Norwegens Hauptstadt Oslo verliehen wird. 2009 bekam ihn der damalige US-Präsident Barack Obama. Er erhielt ihn gleich im ersten Jahr seiner Amtszeit. Eine höchst umstrittene Entscheidung, auch wegen des massiven internationalen Militärengagements der USA. Seit 1901 hat die Jury einige weltberühmte Preisträger gekürt – wir zeigen sie.
Der Friedensnobelpreis ist der einzige, der nicht in Stockholm, sondern in Norwegens Hauptstadt Oslo verliehen wird. 2009 bekam ihn der damalige US-Präsident Barack Obama. Er erhielt ihn gleich im ersten Jahr seiner Amtszeit. Eine höchst umstrittene Entscheidung, auch wegen des massiven internationalen Militärengagements der USA. Seit 1901 hat die Jury einige weltberühmte Preisträger gekürt – wir zeigen sie. © imago | JOHN GRESS
Obama wurde 2009 „für seinen außergewöhnlichen Einsatz zur Stärkung der internationalen Diplomatie und der Kooperation zwischen Völkern“ geehrt.
Obama wurde 2009 „für seinen außergewöhnlichen Einsatz zur Stärkung der internationalen Diplomatie und der Kooperation zwischen Völkern“ geehrt. © imago | imago stock&people
Der US-amerikanische Bürgerrechtler Martin Luther King Jr. (1929 – 1968) erhielt den Preis 1964 im Jahr nach seiner berühmten „I have a dream“-Rede (engl. „Ich habe einen Traum“), die er anlässlich des Marsches auf Washington für Arbeit und Freiheit am 28. August 1963 in Washington, D.C. vor dem Lincoln Memorial hielt.
Der US-amerikanische Bürgerrechtler Martin Luther King Jr. (1929 – 1968) erhielt den Preis 1964 im Jahr nach seiner berühmten „I have a dream“-Rede (engl. „Ich habe einen Traum“), die er anlässlich des Marsches auf Washington für Arbeit und Freiheit am 28. August 1963 in Washington, D.C. vor dem Lincoln Memorial hielt. © imago | United Archives
Vier Jahre später wurde er ermordet.
Vier Jahre später wurde er ermordet. © imago | imago stock&people
Mutter Teresa (1910 – 1997) wurde 2016 von Papst Franziskus heilig gesprochen.
Mutter Teresa (1910 – 1997) wurde 2016 von Papst Franziskus heilig gesprochen. © REUTERS | Paolo Cocco
Die Helferin der Armen und Kranken bekam den Nobelpreis 1979.
Die Helferin der Armen und Kranken bekam den Nobelpreis 1979. © reuters | Scanfoto Scanfoto
Der südafrikanische Nationalheld Nelson Mandela (1918 – 2013), der mit seinem Kampf für die Freiheit die Apartheid beendete, bekam den Nobelpreis noch vor seiner Zeit als erster schwarzer Präsident des Landes.
Der südafrikanische Nationalheld Nelson Mandela (1918 – 2013), der mit seinem Kampf für die Freiheit die Apartheid beendete, bekam den Nobelpreis noch vor seiner Zeit als erster schwarzer Präsident des Landes. © Getty Images | Sion Touhig
Er teilte sich die Auszeichnung 1993 mit dem weißen Präsidenten Südafrikas, Fredrik Willem de Klerk.
Er teilte sich die Auszeichnung 1993 mit dem weißen Präsidenten Südafrikas, Fredrik Willem de Klerk. © © epd-bild / Keystone | Keystone
Der SPD-Bundeskanzler Willy Brandt (1913 – 1992) ist der wohl bekannteste deutsche Träger des Friedensnobelpreises.
Der SPD-Bundeskanzler Willy Brandt (1913 – 1992) ist der wohl bekannteste deutsche Träger des Friedensnobelpreises. © Getty Images | Terry Fincher
Er wurde 1971 für seine Ostpolitik geehrt, die zur Entspannung im Kalten Krieg beitrug.
Er wurde 1971 für seine Ostpolitik geehrt, die zur Entspannung im Kalten Krieg beitrug. © imago | Sven Simon
Der Dalai Lama, das im indischen Exil lebende geistliche und politische Oberhaupt der Tibeter, bekam 1989 den Friedensnobelpreis verliehen.
Der Dalai Lama, das im indischen Exil lebende geistliche und politische Oberhaupt der Tibeter, bekam 1989 den Friedensnobelpreis verliehen. © Reuters | REUTERS / JESSICA RINALDI
„Seine Vorschläge sind wohl der einzige realistische Weg für das tibetanische Volk, die eigene Freiheit, Kultur und Identität zurückzugewinnen“, so der Vorsitzende des norwegischen Nobel-Komitees, Egil Aarvik. Das Foto zeigt den buddhistischen Mönch während einer Rede, nachdem er die Auszeichnung in Empfang genommen hatte.
„Seine Vorschläge sind wohl der einzige realistische Weg für das tibetanische Volk, die eigene Freiheit, Kultur und Identität zurückzugewinnen“, so der Vorsitzende des norwegischen Nobel-Komitees, Egil Aarvik. Das Foto zeigt den buddhistischen Mönch während einer Rede, nachdem er die Auszeichnung in Empfang genommen hatte. © imago | imago stock&people
Das damalige sowjetische Staatsoberhaupt Michail Gorbatschow wurde 1990, ein Jahr nach dem Mauerfall und dem Ende des Kalten Krieges, mit dem Nobelpreis geehrt.
Das damalige sowjetische Staatsoberhaupt Michail Gorbatschow wurde 1990, ein Jahr nach dem Mauerfall und dem Ende des Kalten Krieges, mit dem Nobelpreis geehrt. © imago | imago stock&people
Der Gründer der Hilfsorganisation Das Rote Kreuz, Jean Henri Dunant (1828 – 1910), bekam 1901 den allerersten Friedensnobelpreis. Seitdem wurde Das Rote Kreuz, noch dreimal ausgezeichnet. Niemand erhielt den Friedensnobelpreis häufiger.
Der Gründer der Hilfsorganisation Das Rote Kreuz, Jean Henri Dunant (1828 – 1910), bekam 1901 den allerersten Friedensnobelpreis. Seitdem wurde Das Rote Kreuz, noch dreimal ausgezeichnet. Niemand erhielt den Friedensnobelpreis häufiger. © imago | WHA UnitedArchives
Der israelische Altpräsident Schimon Peres (M., 1923 – 2016) bekam den Preis 1994 als Außenminister gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten Izchak Rabin (r., 1922 – 1995) und dem Chef der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Jassir Arafat (1929 – 2004) für ihre Bemühungen um ein Ende des Nahost-Konfliktes.
Der israelische Altpräsident Schimon Peres (M., 1923 – 2016) bekam den Preis 1994 als Außenminister gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten Izchak Rabin (r., 1922 – 1995) und dem Chef der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Jassir Arafat (1929 – 2004) für ihre Bemühungen um ein Ende des Nahost-Konfliktes. © Getty Images | Government Press Office
Die Vereinten Nationen und ihr damaliger Generalsekretär Kofi Annan erhielten den Preis 2001 „für ihren Einsatz für eine besser organisierte und friedlichere Welt“. Der damalige südkoreanische Außenminister und Präsident der Generalversammlung der Vereinten Nationen Uno-Präsident Han Seung-soo (r.) nahm den Preis für die Uno entgegen.
Die Vereinten Nationen und ihr damaliger Generalsekretär Kofi Annan erhielten den Preis 2001 „für ihren Einsatz für eine besser organisierte und friedlichere Welt“. Der damalige südkoreanische Außenminister und Präsident der Generalversammlung der Vereinten Nationen Uno-Präsident Han Seung-soo (r.) nahm den Preis für die Uno entgegen. © REUTERS /
Die Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai aus Pakistan war erst 17 Jahre alt, als sie 2014 den Friedensnobelpreis bekam. Damit ist sie bis dato die jüngste Preisträgerin in allen Kategorien des Nobelpreises.
Die Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai aus Pakistan war erst 17 Jahre alt, als sie 2014 den Friedensnobelpreis bekam. Damit ist sie bis dato die jüngste Preisträgerin in allen Kategorien des Nobelpreises. © REUTERS | REUTERS / POOL
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Nach Kings Tod kommt es zu Plünderungen, Bränden, Verwüstungen

Dazwischen, am 28. August 1963, eine Sternstunde der jüngeren Menschheitsgeschichte. Vor 250.000 Zuhörern, darunter sind schätzungsweise 75.000 Weiße, hält Martin Luther King in Washington seine wirkungsmächtige „I have a Dream“-Rede: „Ich habe einen Traum, dass sich eines Tages diese Nation erheben wird und die wahre Bedeutung ihres Glaubens lebt: Für uns soll als selbstverständlich gelten, alle Menschen sind als gleich geschaffen.“

Kurz vor seinem Tod fünf Jahre später ist von dieser Euphorie nicht mehr viel übrig. Die Erfolge, das wird King bewusst, sind nur Zwischenschritte. Das Ziel – soziale Gerechtigkeit und Teilhabe auf Augenhöhe – bleibt in weiter Ferne. Auch darum wirkt das Attentat wie Kerosin auf offenes Feuer. In 125 Städten landesweit kommt es zu Plünderungen, Bränden, Verwüstungen. Fast 40 Menschen sterben, rund 3000 werden verletzt.

Malcolm X propagierte einen „schwarzen Nationalismus“

Der Bürgerrechtsbewegung raubte der Mord Herz und Gehirn. Niemand konnte King, der zeitlebens 2500 Proteste organisiert hatte und 30-mal ins Gefängnis gegangen war, ersetzen. Kritiker machten gegen sein Dogma der (von Mahatma Ghandi entliehenen) Gewaltfreiheit Front. Junge Führer wie Malcolm X radikalisierten ihre Anhänger und propagierten einen „schwarzen Nationalismus“.

Faith Morris, die wunderbar streitbare Leiterin des National Civil Rights Museum in Memphis, sagt im Gespräch mit unserer Redaktion, dass sich in den vergangenen Jahrzehnten „viel zum Vorteil der Schwarzen verändert hat“; in Memphis etwa sei der Anteil der Schwarzen, die unterhalb der Armutsgrenze leben, von 60 auf 30 Prozent gesunken.

In den Schulen nimmt Rassentrennung wieder zu

Aber alle entscheidenden Kategorien – der Anteil der Inhaftierten, die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss, Durchschnittseinkommen, Lebenserwartung – hätten eine „negative“ Entwicklung genommen. In den Schulen nehme die Rassentrennung wieder zu, was „Aufstiegschancen verhindert“.

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sei „überproportional hoch“. Und der Versuch der Regierung Donald Trumps, zulasten der Schwarzen an den Stellschrauben der Wahlgesetze zu drehen, sei „unverkennbar“.

Vor den Feierlichkeiten an diesem 4. April sagt die Museumsleiterin: „Wer sich umschaut, der sieht: Der Traum, von dem Dr. King gesprochen hat, der Traum von einem Amerika ohne Rassenschranken, er ist ein Traum geblieben.“