Berlin. Mit seinen Gegnern wird Olaf Scholz fertig. Wer schützt ihn vor seinen Nachbarn? Die wühlten in seinem Hausmüll – und wurden fündig.

Peinlich, peinlich: Olaf Scholz (SPD) und Ehefrau Britta Ernst haben daheim in Potsdam Dokumente achtlos in den Hausmüll geworden. Die werden nun im "Spiegel" recycelt: Zu einer Geschichte über einen Kanzler-Haushalt, der es mit dem Daten- und Geheimnisschutz nicht so ganz genau nimmt.

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Der Müll kann viel über einen Menschen verraten, Geheimdienste wissen das. Nicht zufällig gelten für die Entsorgung von Dokumenten strenge Regeln, zumal wenn die Staatspapiere als "Verschlusssache" gelten und den Aufdruck "VS – nur für den Dienstgebrauch" tragen. Deshalb sollten sie geschreddert werden, bevor sie im Papierkorb landen.

Terminkalender landeten in der Mülltonne

So ganz genau nimmt es Familie Scholz damit nicht. Unterlagen landen offenbar gerne mal zerrissen statt geschreddert im Hausmüll. Dort fielen sie irgendwann einem Nachbar auf, und der oder die wühlte weiter in der Tonne; wühlte und sammelte, monatelang; und entsorgte die Papiere beim Hamburger Magazin. Die Unachtsamkeit rächte sich.

Sowohl der Kanzler als auch seine Ehefrau, Ministerin für Bildung, Jugend und Sport in Brandenburg, äußern sich nicht. Aber das Paar dürfte sich arg geärgert haben; die Frage ist nur, über wen am meisten, über die Journalisten, über die indiskreten Wühlmäuse oder über sich selbst.

Nicht die erste Indiskretion zu Lasten von Scholz

Relevant sind die Unterlagen nicht, aufschlussreich schon. Sie verraten Persönliches über das Ehepaar, in erster Linie über Britta Ernst. Aus ihrem Terminkalender lässt sich entnehmen, dass sie ihr Englisch aufbessern will, wann Mitarbeiter in Urlaub gehen, welche Konzerte sie besucht, zum Beispiel des israelischen Jazzbassisten Avishai Cohen, und dass sie Buch führt über ihre Garderobe: Zur Stimmabgabe im Wahllokal in Blau, zum Auftritt in der SPD-Zentrale in Schwarz, alles fein abgestimmt, der Hugo Boss Anzug mit dem Shirt, Kette, Sneaker und Handtasche.

Es ist nicht die erste Indiskretion in der feinen Wohnanlage in der Potsdamer Innenstadt. Vor guten einem Jahr waren die Nachbarn genervt vom Personenschutz und wollten ein Hausverbot für die Polizei. Auch das wurde damals öffentlich.

Zudem mokierten sie sich, dass sich das zugezogene Paar den anderen Mietern nicht vorgestellt hätte. Manche seien überrascht worden, "dass sie zur Mülltonne gingen und zwei bewaffnete Polizisten neben ihnen standen". Da ist sie, die Ärgerzone im ehrenwerten Haus: die Mülltonne.

Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de