Berlin. Für den US-Präsidenten war der Besuch beim saudischen Kronprinzen eine brisante Angelegenheit. Schon die Begrüßung brachte Kritik ein.

Faust an Faust: Der sogenannte Fist Bump hat sich durch die Corona-Pandemie als Akt der Begrüßung etabliert. Auf seiner Nahost-Reise verzichtete auch US-Präsident Joe Biden auf den klassischen Handschlag – und wählte beim Zusammentreffen mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman den Faustschlag .

Doch ein Schnappschuss der Begrüßung der beiden Regierungschefs in der Küstenstadt Dschidda sorgt in den Sozialen Netzwerken und in den US-Medien für kontroverse Diskussionen.

Fred Ryan, Herausgeber der „Washington Post“, kritisierte den Faustgruß als „geradezu beschämend.“ Der Journalist Josh Rogin sagte auf CNN: „Ich stimme zu, das war ein peinlicher Moment für die US-Regierung. Und ein Zugeständnis an die Propaganda, den Sieg von Mohammed bin Salman.“

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Biden in Saudi-Arabien: Es ging auch um den Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi

Um einen Handschlag mit „MBS“ kam Biden wohl dank der Pandemie herum. „Wir versuchen, Kontakt so weit wie möglich zu minimieren“, hatte Bidens Sprecherin mit Blick auf Corona während der Reise gesagt. Dort begrüßte Biden seine Gastgeber zwar teils mit ausgestreckter Faust, schüttelte aber auch Hände – etwa die des israelischen Oppositionsführers Benjamin Netanyahu.

Bei seinem brisanten Besuch in Saudi-Arabien hat Biden nach eigenen Angaben den Mord an dem Journalisten und Regierungskritiker Jamal Khashoggi zur Sprache gebracht und den Thronfolger vor weiteren Gewalttaten gegen Oppositionelle gewarnt. Er habe deutlich gemacht, dass eine erneute Tat wie der Khashoggi-Mord im Oktober 2018 eine „Antwort“ der Vereinigten Staaten zur Folge hätte, sagte Biden am Freitagabend.

Der Mord an Khashoggi im saudiarabischen Konsulat in Istanbul wurde nach Einschätzung der US-Geheimdienste persönlich vom Kronprinzen genehmigt.

Joe Biden: Lob für Saudi-Arabien wegen Waffenruhe im Jemen

Bei seinem Besuch in Dschidda bekräftigte Biden nach Angaben des Weißen Hauses zudem das Versprechen der USA, Saudi-Arabien gegen Angriffe von außen zu verteidigen, insbesondere gegen solche der Huthi-Rebellen aus dem benachbarten Bürgerkriegsland Jemen. Washington und Riad verbindet seit Jahrzehnten eine enge Partnerschaft, auch im militärischen Bereich. Lesen Sie auch: US-Repräsentantenhaus will bundesweites Recht auf Abtreibung

Für sein „starkes Engagement“ für eine Waffenruhe im Jemen, erhielt Saudi-Arabien Zuspruch von Biden, wie das Weiße Haus informierte. Saudi-Arabien habe sich dazu verpflichtet, diese zu verlängern, hieß es in einer Mitteilung. Vor dem Besuch war spekuliert worden, ob die derzeit zeitlich befristete Waffenruhe während der Reise in einen dauerhaften Waffenstillstand umgewandelt werden könnte.

Der US-Präsident steht wegen seiner Reise nach Saudi-Arabien in seiner Heimat unter Beschuss. Noch im Wahlkampf hatte er das Königreich als „Paria“ – „geächtet“ – bezeichnet. Der Faustschlag mit „MBS“ hat die Kritik an seinem Besuch zusätzlich befeuert. (afp/dpa/lgr)

Dieser Text erschien zuerst auf waz.de