Berlin. Nur weil das Coronavirus aus den Nachrichten weitestgehend verschwunden ist, ist die Gefahr immer noch real, kommentiert Jörg Quoos.

Wenn man auf die Weltlage blickt, wünscht man sich fast Zeiten zurück, in denen die Frühnachrichten mit den aktuellen Corona-Inzidenzen und nicht mit dem Kriegshorror aus der Ukraine begannen. So schnell ändern sich die Maßstäbe für ein Gefühl existenzieller Bedrohung.

Es wäre aber falsch, das Coronavirus über Nacht zu ignorieren, nur weil es aus den Schlagzeilen verschwunden ist. Auch wenn zum 20. März die meisten Schutzmaßnahmen auslaufen.

Es bleibt – und da sind sich alle ernst zu nehmenden Ärzte einig – eine reale Gefahr, besonders für gesundheitlich labile Menschen. Genau die sollten alle – auch die Robusten – noch eine Weile im Auge behalten.

Maske im Supermarkt tut nicht weh

Es tut niemandem weh, wenn man im vollen Supermarkt einmal mehr als vorgeschrieben die Maske aufsetzt. Und niemand sollte Maskenträger als Hypochonder verunglimpfen, nur weil sie nicht schlagartig zum „Freedom Day“ den Mundschutz in die Tonne werfen.

Jörg Quoos, Chefredakteur der Funke Zentralredaktion.
Jörg Quoos, Chefredakteur der Funke Zentralredaktion. © Dirk Bruniecki

Es ist natürlich absolut verständlich, wenn viele Menschen nach zwei Jahren krasser Einschränkungen genug davon haben und das Leben endlich wieder richtig ge­nießen wollen. Das sollte aber Rücksicht und Toleranz über den 20. März hinaus nicht ausschließen. Denn das Coronavirus ist noch da – und seine Verbreitung steigt seit neun Tagen wieder kontinuierlich an. Es wäre doch ein Albtraum, wenn uns wegen mangelnder Vorsicht auch im nächsten Herbst eine neue Virus-Welle mit gefährlichen Varianten in den nächsten Lockdown treibt.

Als Corona vor zwei Jahren losging, durften Rentner im Park nicht mal auf der Sitzbank verschnaufen. Das war natürlich total übertrieben. Aber es ist genauso übertrieben, wenn einige jetzt so tun, als wäre Corona per Regierungs­beschluss einfach vorbei.