Berlin. Masken und Tests sollen an Schulen bleiben, fordert Bildungsministerin Stark-Watzinger. Auch der Lehrerverband mahnt zur Vorsicht.

Die Omikron-Welle nähert sich ihrem Scheitelpunkt oder hat ihn vielleicht schon erreicht, die Aussicht auf Lockerungen naht: Wenn Vertreterinnen und Vertreter von Bund und Ländern am Mittwoch zusammenkommen, soll es zum ersten Mal seit Längerem auch um ein Zurückschrauben der Corona-Regeln gehen. Doch vor allem im Bildungsbereich gibt es Stimmen, die davor warnen, durch zu schnelles Vorgehen den Präsenzunterricht aufs Spiel zu setzen.

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sagte unserer Redaktion, die Ministerpräsidentenkonferenz solle „spürbare Lockerungsschritte beschließen“, mahnte aber zur Vorsicht an den Schulen. Dort müsse man „besonders behutsam sein“, um den Präsenzunterricht und damit die Chancengerechtigkeit nicht durch steigende Infektionszahlen zu gefährden, sagte sie. „Daher brauchen Schulen zunächst auch weiterhin ein hohes Schutzniveau, das regelmäßige Tests und auch Maskentragen umfasst.“

Lockerungen im Bildungsbereich sollten regional differenziert bei deutlich sinkenden Infektionszahlen und unter Berücksichtigung der Impfquote von Kindern und Jugendlichen erfolgen, erklärte Stark-Watzinger.

Bettina Stark-Watzinger (FDP) rät zur Vorsicht bei Lockerungen an Schulen.
Bettina Stark-Watzinger (FDP) rät zur Vorsicht bei Lockerungen an Schulen. © dpa | Jens Kalaene

Auch der Deutsche Lehrerverband plädiert dafür, Tests und Masken vorerst beizubehalten: Man hoffe zwar darauf, dass die Schutzmaßnahmen in absehbarer Zeit abgebaut werden könnten, sagte Verbandschef Heinz-Peter Meidinger unserer Redaktion. „Unserer Ansicht nach ist allerdings der Zeitpunkt dafür oder gar für einen fixen Freedom Day an Schulen noch nicht gekommen.“

Noch sei wegen des Verzugs bei der Meldung von Corona-Infektionen nicht klar, ob die Omikron-Welle ihren Scheitelpunkt tatsächlich schon erreicht habe, erklärte Meidinger. Zudem liege die Inzidenz in der Altersgruppe der Schülerinnen und Schüler nach wie vor zwei- bis dreimal höher als in der Gesamtgesellschaft.

„In diese hohen Infektionszahlen hinein zu lockern birgt die Gefahr, dass die Omikronwelle an Schulen verlängert wird“, so der Lehrerpräsident. Und gerade bei jüngeren Kindern sei die Impfquote noch immer sehr gering.

Lehrerverband rechnet erst im nächsten Schuljahr mit Normalität

Mit einer „weitestgehende Normalität des Schullebens“ mit Schulfesten, Schüleraustausch, Theaterfestivals Sportwettkämpfen und Studienfahrten erwartet der Verband aber erst für das kommende Schuljahr – vorausgesetzt, dass keine neue, gefährliche Virusvariante auftaucht.

Um den vollständigen Präsenzunterricht aufrechtzuerhalten, müsse das Infektionsgeschehen an den Schulen unter Kontrolle bleiben, sagte er. „Dafür sind Maskenpflicht und Testungen noch unverzichtbar.“

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„Maßvolle Lockerungen“ soll es nach Ansicht des Lehrerverbands nach dem Abklingen der Welle geben, wie Meidinger erklärte. Er nannte als Beispiele die Reduzierung der täglichen Tests auf zwei pro Woche und die schrittweise Lockerung der Maskenpflicht.

RKI verzeichnet ersten Rückgang der Sieben-Tage-Inzidenz seit Dezember

Eine niedrigere Testfrequenz strebt auch Karin Prien (CDU) an, Präsidentin der Kultusministerkonferenz. Sie sagte der „Bild“-Zeitung: „Spätestens Ende März reichen wahrscheinlich auch zwei Tests pro Woche.“

Das RKI meldete am Sonntag zum ersten Mal seit Dezember eine Sieben-Tage-Inzidenz, die niedriger war als am Vortag. Das Institut gab den Wert am Sonntag mit 1466,5 Neuinfektionen pro 100.000 Menschen und Woche an, 7,8 Punkte niedriger als noch am Sonnabend.