Berlin. Frank-Walter Steinmeier moderierte die „Bürgerlage“ im Schloss Bellevue. Die Gäste der Veranstaltung überraschten mit Zuversicht.

Die Pandemie hat vielen Berufstätigen die Arbeit sehr schwer gemacht. Besonders, wer von direkten Kontakten und seiner eigenen persönlichen Wirkung lebt, hat unter Homeoffice und Videokonferenzen gelitten. So ging es auch dem Bundespräsidenten, der seine Bürgerbegegnungen dramatisch einschränken musste.

Mit virtuellen Konferenzen versuchte Frank-Walter Steinmeier die Pandemie-Zeit zu überbrücken, am Donnerstag lud er wieder Bürgerinnen und Bürger ins Schloss Bellevue ein, um die letzte Runde seiner „Bürgerlage“ nicht nur live und mit echten Begegnungen abzuschließen.

Im großen Stuhlkreis gab Steinmeier den wohl höchstrangigen Talkmaster der Republik mit dem edelsten Studio und versammelte ganz normale Menschen um sich, die auf unterschiedlichste Art über ihre Erfahrungen aus der Pandemie berichteten. Es war ein Projekt mit vier Treffen über eineinhalb Jahre, bei denen der Bundespräsident das Leben der Bürger in der Pandemie nicht abstrakt, sondern ganz persönlich verfolgen wollte.

Steinmeiers „Schloss Bellevue TV“: Eingeladene voller Elan

Geladen waren u. a. eine Lehrerin, eine Hoteliers-Frau, eine Pflegedienstleiterin, Ehrenamtliche eines Fußballvereins und einer Tafel sowie eine Musikerin. Der Bundespräsident kannte sie aus früheren virtuellen Begegnungen. Das Projekt war per Livestream zu verfolgen, Zuschauer konnten Fragen stellen.

Wer vielleicht das große Jammern erwartet hatte, wurde bei diesem „Schloss Bellevue TV“ überrascht. Fast alle Eingeladenen antworteten dem sorgenvoll dreinblickenden Bundespräsidenten voller Elan und Zuversicht.

Die Hotel-Inhaberin aus Bayern berichtete von guter Auslastung, und dass deutsche Familien „jetzt auch vierzehn statt nur ein paar Tage“ buchen und in Bayern verwundert feststellen, dass „sie gar nicht wussten, dass Deutschland hier so schön ist“. Die harten sieben Monate ohne Einnahmen waren ihr nur noch einen Halbsatz wert.

Die Lehrerin schilderte, dass ihr Kollegium fast vollständig geimpft ist, und erzählte von der „Sehnsucht, das ganz normale Schulleben“ endlich zurückzuerobern. Besonders für die Schüler sei es wichtig, dass die Lehrer viel Zuversicht ausstrahlen, damit die Schäden aus der langen Zeit in der häuslichen Isolation nicht noch größer werden.

Bundespräsident entlockt Gästen authentische Eindrücke

Auch die eingeladene Pflegedienstleiterin berichtete von einer „viel entspannteren Stimmung“ in ihrer Pflegeeinrichtung, in der fast 100 Prozent der Patientinnen und Patienten mittlerweile geimpft seien. Beim Pflegepersonal mit einer Impfquote von rund 70 Prozent sei dagegen noch Überzeugungsarbeit zu leisten. Sie könne jedoch niemanden ihrer Mitarbeiter zum Impfen zwingen.

Eine Stunde war für das Format und die sieben Teilnehmer knapp bemessen. Steinmeier ist eben kein professioneller Moderator, der die Sendezeit mit einem Auge ständig im Blick hat. Das ging zulasten der geplanten Bürgerfragen, die in wenigen Minuten abgehakt werden mussten. Als die Zeit um war, diskutierte die Runde mit dem Bundespräsidenten ohne Publikum weiter.

Dennoch war die kurze öffentliche „Bürgerlage“ eindrucksvoll, besonders durch die authentischen Eindrücke, die Steinmeier seinen Gästen entlockte. Die optimistischen Berichte kontrastierten wohltuend zu den schrillen Forderungen der Verbands-Lobbyisten, die beim Thema Corona viel pessimistischer und alarmistischer sind, als die Bürgerrunde im Schloss Bellevue es war.

„Corona war hart – aber wir schaffen das!“ war die Botschaft vom Volk an den Bundespräsidenten. Frank-Walter Steinmeier wird es gerne gehört haben. (jos)