Salzburg/Berlin. Plagiatsjäger Stefan Weber hat seine Meinung zu einem Buch von Armin Laschet geändert. Der CDU-Kandidat habe “nun doch ein Problem“.

  • CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet muss sich wieder mit Plagiatsvorwürfen auseinandersetzen
  • Der Plagiatsjäger Weber hat seine Meinung zu Laschets Buch "Die Aufsteigerrepublik" geändert
  • "Herr Laschet hat nun doch ein Problem", schrieb Weber am Montag in seinem Blog

Gut zwei Monate vor der Bundestagswahl scheint CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet nun doch eine Plagiatsaffäre am Hals zu haben. Nach dem der Plagiatsjäger Stefan Weber Laschet zunächst entlastet hatte, änderte der Medienwissenschaftler seine Meinung am Montag. Ein Leserfund habe seine erste Einschätzung "beträchtlich" geändert, schrieb Weber in seinem Blog – und forderte Laschet auf, sich zu erklären.

Weber hatte auch eine ganze Reihe von Textähnlichkeiten zwischen dem Buch der Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock "Jetzt. Wie wir unser Land erneuern" und anderen Publikationen öffentlich gemacht. Spätestens seit der Wiener zu Beginn des Jahres die Diplomarbeit der österreichischen Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) auseinandergenommen hat, gilt Weber als gefragter Plagiatsjäger.

Der Plagiatsjäger Stefan Weber hat das Buch von Armin Laschet
Der Plagiatsjäger Stefan Weber hat das Buch von Armin Laschet "Die Aufsteiger Republik-Zuwanderung eine Chance" überprüft © dpa

Weber fand erst keine Plagiate bei Laschet

Nun hat er sich die Lektüre von Laschet vorgenommen. Zur Untersuchung des Buchs, das von Laschet selbst als Online-Version verbreitet wurde, schrieb Weber zunächst auf seinem Blog: "Mein Ergebnis ist entlastend für Laschet: Ich habe nach Durchsicht aller eingefärbten Textübereinstimmungen keine einzige Stelle gefunden, die ich als Plagiatsfragment bezeichnen würde." Zur Überprüfung habe er auch die Plagiatssoftware Turnitin verwendet.

"In der Summe wäre ich hier niemals mit einem Plagiatsvorwurf an die Öffentlichkeit gegangen", hatte Weber erklärt. "Eine einzige Stelle ist der Debatte (noch) nicht wert und deren Veröffentlichung verwässert eher das Problem. Bei der Plagiatsidentifikation geht es immer um die Suche nach einem Muster und nicht um Singularität."

Dies sei nicht vergleichbar mit dem Buch Baerbocks - dort hätten die gefundenen Textstellen "quantitativ und qualitativ hingegen ein völlig anderes Gewicht".

Plagiatsjäger: "Laschet hat nun doch ein Problem"

Am Montag schrieb der österreichische Wissenschaftler dann: "Herr Laschet hat nun doch ein Problem." Dieses sei zwar noch nicht so groß, wie das von Frau Baerbock. "Er wird uns aber rasch beantworten müssen, wie es zu dieser zweiten Stelle kam."

Weber könne "überhaupt nicht nachvollziehen, warum sich solche Stellen in einem fast 300 Seiten dicken Buch befänden. Denn: Das Buch der Grünen Kanzlerkandidatin könne man mit einer "Husch-Husch-Methode" nach ihrer Nominierung erklären – bei Laschet hingegen gebe es keinen "mir erklärlichen wahlkampftaktischen Grund", so Weber in seinem Blog.

Er forderte den CDU-Kandidaten auf, zu erklären, ob er "selbst absichtlich plagiiert" hat, ob er die Übersicht verlor oder Mitarbeitern vertraute, die "gegen das Zitiergebot verstoßen haben und die Quellenarbeit nicht beherrschten".

Laschet räumte Fehler bei Buch ein – Prüfung "dauert an"

Ein Sprecher Laschets verwies am Dienstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur auf eine Erklärung des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten vom vergangenen Freitag. Laschet hatte einen Fehler eingeräumt, um Entschuldigung gebeten und angekündigt, sein Buch prüfen zu lassen. Dazu sagte der Sprecher am Dienstag: "Diese Prüfung dauert an."

Auf Twitter war in der Nacht zu Freitag eine Gegenüberstellung des Plagiatssuchers Martin Heidingsfelder veröffentlicht worden, die eine auffallende Ähnlichkeit zwischen einer Passage des Laschet-Buchs und einer anderen Publikation aufwies. Der betroffene Wissenschaftler Karsten Weitzenegger hatte sie öffentlich gemacht.

Weber bittet um Entschuldigung

Weber teilte in seinem ersten Blogbeitrag zur Analyse des Laschet-Buchs auch gegen Heidingsfelder aus: "Wenn mein Kollege Martin Heidingsfelder nicht noch mehr Fundstellen auf den Tisch legt, muss er sich den Vorwurf gefallen lassen, eine Nebelkerze gezündet zu haben." Bei seinem Vorgehen handle sich nicht um wissenschaftlich gute Praxis. Um von Plagiaten sprechen zu können, müssten diese "werkprägend" sein.

Für diese Einschätzung bat Weber am Montag ausdrücklich um Entschuldigung. Heidingsfeld habe nicht "den ersten Fund hinausposaunt", sondern der von ihm kontaktierte Weitzenegger. "Heidingsfelders Erstfund scheint nun doch sehr wahrscheinlich ein Fingerzeig auf noch mehr als eine weitere Stelle zu sein", schreibt Weber weiter – und kündigt am Ende seines Blogbeitrags eine Fortsetzung desselben an.

(raer/pcl/mit dpa)