Berlin/Würzburg. Der Täter von Würzburg kam nach Deutschland, um Schutz zu finden. Sein Fall zeigt, dass es nicht reicht, Geflüchtete ins Land zu holen.

Schon zum zweiten Mal trauert Würzburg um Opfer einer furchtbaren Bluttat. Begangen von einem Täter, der in Deutschland Schutz und einen Platz zum Leben gefunden hat. Vor fünf Jahren schlug ein Afghane mit dem Beil auf Reisende in einem Regionalzug ein. Jetzt tötete ein Somalier drei wehrlose Frauen mit einem Messer.

Auch im jüngsten Fall setzte eine Debatte ein, die kein echter Diskurs, sondern ein erschreckendes Ritual ist. Rechte nutzen die Tat für die eigene Bewegung und um Stimmung gegen Flüchtlinge im Land zu schüren. Linke beschwichtigen nicht weniger reflexhaft, melden sich mit dem lapidaren Hinweis auf ähnliche Verbrechen "biodeutscher" Täter oder schweigen ganz.

Messerattacke in Würzburg: Nur Beileidsbekundungen helfen nicht

Die Politik in der Mitte der Gesellschaft ist betroffen und umarmt das Volk mit mehr oder weniger gehaltvollen Beileidsbekundungen und dem Versprechen, den Fall akribisch aufzuklären. Bis zum nächsten Mord.

Jörg Quoos, Chefredakteur der Funke Zentralredaktion.
Jörg Quoos, Chefredakteur der Funke Zentralredaktion. © Dirk Bruniecki

In der Sache selbst führt diese Debatte jedoch nie zum Kern des Problems und lässt Opfer, Angehörige oder grundsätzlich ängstliche Menschen am Ende allein. Ja, die Analyse des Hintergrunds ist wichtig. Aber die Familienangehörigen und Freunde der toten Frauen werden wenig Trost darin finden, wenn sie am Ende wissen, ob der Somalier psychisch krank war. Oder ein brutaler Dschihadist. Oder vielleicht auch beides zusammen.

Amoktaten: Täter sind nicht nur die Geflüchteten

Sie trauern um Menschen, die bestialisch und völlig grundlos im Alltag aus dem Leben gerissen wurden, und sie erwarten ernsthafte Konsequenzen, dass so etwas nie wieder geschieht.

Dass Amoktaten wie die von Würzburg nicht nur von Flüchtlingen begangen werden, ist eine wichtige Feststellung. Der Amokfahrer vom Rosenmontagszug im nordhessischen Volkmarsen war ein Deutscher. Auch der Killer von Hanau war deutsch, weiß und auch er tötete bestialisch.

Wer extreme Gewalt erlebt, ist anfälliger, selbst zum Täter zu werden

Aber dass es unter Geflüchteten in Deutschland viele psychisch Kranke gibt, ist keine neue Erkenntnis. Sie hat bislang nur zu wenig Konsequenzen geführt. Dabei ist es ein Gesetz der Logik, dass Menschen mit traumatischen Gewalterfahrungen anfälliger sind für solche extremen Taten.

Wer Massaker und Gräuel selbst miterlebt hat, ob als ziviles Opfer oder auch als Soldat oder Rebell, dem ist Verrohung in die Seele eingebrannt. Das ist kein Phänomen, das nur Migranten betrifft. Man kennt es auch von Elitesoldaten, die extreme Gewalterfahrungen mit dem Staatsbanner am Ärmel als reguläre Kombattanten sammelten und später zum Killer wurden.

Wer Flüchtlinge aufnimmt, muss psychische Betreuung sicherstellen

Wenn man um die psychischen Spätfolgen weiß, muss man Flüchtlingen aus Kriegsgebieten neben dem reinen Asyl auch ein Mindestmaß an staatlicher Betreuung und Überwachung bieten. Es ist erschreckend, dass der Täter von Würzburg bereits einschlägig auffällig war und trotzdem ungehindert morden konnte.

Wer politisch entschieden hat, dass Deutschland großherzig und unseren christlichen Werten folgend viele Flüchtlinge aufnimmt, der darf nicht nur das Land öffnen. Er muss auch bereit sein, die Menschen so zu integrieren, dass sie keine Gefahr darstellen. Dazu gehören eine eingehende psychische Betreuung und regelmäßige Begutachtung. Schon lange beklagen Polizei und Flüchtlingsinitiativen, dass hier am falschen Ende gespart wird.

Spätestens nach den Morden von Würzburg ist es höchste Zeit, dass noch viel genauer hingesehen wird. Wer die Menschen sind, die bei uns Schutz gefunden haben, wie es ihnen geht und wie sie sich persönlich entwickeln. Das ist sicher aufwendig und teuer. Wer aber daran sparen will, darf sich nicht wundern, wenn erneut Menschen sterben müssen.