Berlin. Testen gilt als Patentrezept gegen die Pandemie. Schnelltests sind aber oft unzuverlässig. Der SPD-Politiker Karl Lauterbach weiß Rat.

Der Ausblick des Robert Koch-Instituts (RKI) auf Ostern ist alarmierend: Mehr Corona-Infektionen, mehr Kranke, in der Folge eine Überbelastung der Kliniken. Die dritte Welle ist da und schier unaufhaltsam.

„Wenn wir nicht sofort gegensteuern, werden die Folgen gravierend sein“, warnte RKI-Präsident Lothar Wieler am Freitag in Berlin. „Da ist sich die Wissenschaft einig“, beteuerte er.
Die Fallzahlen nehmen nach seiner Darstellung rasant und in allen Altersgruppen zu. Besonders viele Ansteckungen gebe es in privaten Haushalten, Kitas, Schulen sowie am Arbeitsplatz

Lauterbach: Bald 30.000 bis 50.000 Neuansteckungen am Tag

Für den SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach ist ganz klar, „dass wir im exponentiellen Wachstum sind und innerhalb von kurzer Zeit Tageszahlen von 30.000, 40.000, 50.000 Infizierten erreichen“. Er rechne damit, dass sich die Situation nach Ostern „deutlich verschlechtern“ werde, sagte Lauterbach unserer Redaktion. Lesen Sie auch: Karl Lauterbach: "Zum kompletten Glück fehlt mir eine Frau"

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) appellierte an die Länder, die vereinbarte „Notbremsebei hohem Infektionsgeschehen anzuwenden.

Wieler mahnte, es werde „noch etwas dauern“, bis die Impfaktion zu einem Rückgang der Zahlen führe. Es war nicht die einzige Hiobsbotschaft: Nach einer Analyse des Forschungsnetzwerks „Cochrane International“ erkennen Schnelltests - neben dem Impfen eine zweite Säule der Pandemiebekämpfung - nicht verlässlich Infektionen.

Schnelltests weniger zuverlässig als gedacht

Die Autoren mahnen, Antigen-Tests variierten in der Empfindlichkeit. Bei Menschen mit Anzeichen und Symptomen von Covid-19 sei die Empfindlichkeit in der ersten Krankheitswoche am höchsten, wenn die Viruslast höher sei.

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„Antigentests sind bei weitem nicht so sicher, wie man glaubt“, bestätigte Karl Lauterbach. Studien zeigten: „Wenn jemand wirklich asymptomatisch ist, schlägt der Schnelltest in sechs von zehn positiven Fällen an. In vier von zehn Fällen ist der Test negativ. Ob die Menschen in solchen Fällen wirklich ansteckend sind, weiß man nicht so genau“, erläuterte er.

Das Problem könne man lösen, wenn man in Schulen und Betrieben regelmäßig ganze Cluster teste. In der Wiederholung zeigten sich oft die Fälle, die vorher nicht aufgefallen sind. Wenn sich jemand in einer Klasse oder Büro infiziere, gehe ohnehin die ganze Gruppe in Quarantäne. „Ich hätte mir gewünscht, wir hätten jetzt schon die Testpflicht in der Wirtschaft durchgesetzt“, so Lauterbach.

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    Wie Wieler erklärte, wird nur jeder zweite positive Antigentest hinterher durch einen PCR-Test bestätigt. Zur Zuverlässigkeit von Selbsttests hat er keine Daten.

    Zuvor hatte das RKI 21.573 Corona-Infektionen gemeldet, rund 4000 Fälle mehr als eine Woche zuvor. Die Sieben-Tage-Inzidenz von Neuansteckungen auf 100.000 Einwohner stieg auf 119,1. Vor zwei Wochen lag sie bei 70.