Berlin. Mehr als eine halbe Million Menschen aus EU-Ländern sind an einer Corona-Infektion gestorben. Maas fordert ein europäisches Gedenken.

Außenminister Heiko Maas hat einen gemeinsamen europäischen Trauerakt für die Corona-Toten gefordert. „Über eine halbe Million EU-Bürgerinnen und -Bürger haben mittlerweile in Verbindung mit einer Corona-Infektion ihr Leben verloren“, sagte der SPD-Politiker unserer Redaktion. „Ich würde mir sehr wünschen, dass wir der Verstorbenen auch in einem europäischen Akt gemeinsam gedenken.“

Das wäre nach den Worten von Maas ein sichtbares Zeichen, dass die Europäer nicht nur die Pandemie gemeinsam bekämpfen, sondern auch in ihrer Trauer um die Opfer vereint sind. „Wir haben Corona als gesamteuropäische Herausforderung angepackt – von den Wirtschaftshilfen über die wechselseitige Aufnahme von Intensivpatienten bis zur Beschaffung der Impfstoffe“, sagte er. „Wir sollten auch gemeinsam unserer Toten gedenken.“

Corona-Tote sollen im kollektiven Gedächtnis Europas erinnert werden

Durch ein gemeinsames Erinnern könnten die vielen Opfer dieser Pandemie im kollektiven Gedächtnis Europas verankert werden, so Maas. „Das ist nicht zuletzt wichtig, damit wir als Europäerinnen und Europäer gemeinsame Lehren aus dieser Pandemie ziehen und die richtigen Weichen für die Zukunft stellen.“

Lesen Sie auch: Corona: Warum Abschied für Angehörige von Covid-Opfern so schwer ist

Deutschland gedenkt seiner Corona-Toten – inzwischen sind es fast 70.000 – mit einem ökumenischen Gottesdienst und einer staatlichen Gedenkfeier am 18. April in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin.

Im Anschluss daran lädt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu einer zen­tralen Gedenkfeier ins Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt ein. Teilnehmen werden Hinterbliebene der Toten, Vertreter der Länder, die gesamte Staatsspitze sowie die Repräsentanten der christlichen Kirchen und Vertreter anderer Glaubens- und Religionsgemeinschaften.

Corona-Pandemie: Bundespräsident startete Gedenkaktion im Januar

Im Januar hatte der Bundespräsident bereits eine Gedenkaktion ins Leben gerufen: Steinmeier forderte die Bürger dazu auf, jeden Abend eine Kerze ins Fenster zu stellen – in Erinnerung an die Menschen, die wegen Corona nicht mehr unter uns sind.

In den USA gedachte Präsident Joe Biden in dieser Woche mit einer bewegenden Rede der Corona-Toten. Die Opferzahl hat dort – wie in Europa – die symbolische Schwelle von einer halben Million überschritten. „Damit sind mehr Amerikaner in einem Jahr dieser Pandemie ums Leben gekommen als im Ersten Weltkrieg, im Zweiten Weltkrieg und im Vietnamkrieg zusammen“, erinnerte Biden.

Auch FDP-Außenpolitiker Lambsdorff fordert einen europäischen Trauerakt

Der FDP-Außenpolitiker Alexander Graf Lambsdorff unterstützt die Forderung von Außenminister Heiko Maas (SPD) nach einem gemeinsamen europäischen Trauerakt für die Corona-Toten.

„Europa trauert gemeinsam um die Corona-Opfer - das wäre ein starkes Signal für die europäische Wertegemeinschaft“, sagte Lambsdorff unserer Redaktion. Der Zusammenhalt in der EU habe sich in der Corona-Pandemie als enorm wichtig erwiesen. „Diesem europäischen Geist sollte auch in der gemeinsamen Trauer um die Opfer Ausdruck verliehen werden.“