Berlin. Durchschnittlich 20,77 Krankheitstage sammelten die Beschäftigten im Bund 2019 an. Deutlich mehr als Beschäftigte der Privatwirtschaft.

  • Die Bediensteten in der unmittelbaren Bundesverwaltung sammelten 2019 im Schnitt 20,77 Krankheitstage
  • 8,3 Prozent der Arbeitstage fielen damit in den obersten Bundesbehörden aus
  • In der Privatwirtschaft waren es laut einer AOK-Erhebung 19,8 Krankheitstage pro Mitglied
  • Der Bericht des Bundesinnenministeriums verweist zur Begründung auf das höhere Durchschnittsalter der Staatsdienenden in Deutschland
  • Der Deutsche Gewerkschaftsbund kritisiert das Papier als "ungenügend"

Husten, Magen-Darm und Schlimmeres machen auch vor Bundesbehörden keinen Halt. Die rund 277.000 Beschäftigen in Deutschlands obersten Behörden sammelten 2019 im Schnitt 20,77 Krankheitstage pro Person an.

Damit fielen 8,3 Prozent der Arbeitstage in den Bundesministerien, der Bundestagsverwaltung oder bei der Bundespolizei aus. Das geht aus dem jährlichen Gesundheitsförderungsbericht der Bundesverwaltung 2019 hervor.

Krankheitstage: Beschäftigte der Privatwirtschaft weniger krank

Das Papier mit dem sperrigen Namen liefert Rechenschaft darüber, wie oft Deutschlands Staatsdienende krank sind. Es bietet zudem Einblicke in die Krankenstände der jeweiligen Laufbahngruppen.

So fielen die meisten krankheitsbedingten Abwesenheitstage 2019 im einfachen Dienst an, also etwa im einfachen Zolldienst des Bundes oder bei der Lagerverwaltung der Bundeswehr. Die wenigsten Krankheitstage sammelte der höhere Dienst. Im Schnitt fehlten die höchsten Staatsbediensteten an 10,4 Tagen des Arbeitsjahres.

Wer jetzt auf Beamtinnen und Beamte flucht, die auf Kosten der Steuerzahlenden krankfeiern: Die 115.294 Tarifbeschäftigen des Bundes kommen im Schnitt auf 22,5 Krankheitstage im Jahr – die 140.376 Beamtinnen und Beamten schaffen es auf 20,6.

Beide Gruppen liegen damit allerdings über den gesammelten Krankheitstagen in der Privatwirtschaft. Der Fehlzeitenreport 2019 für AOK-Mitglieder weist im Schnitt 19,8 Krankheitstage pro Mitglied aus.

  • Lesen Sie hier: "Selfapy": Eine App gegen Corona-Depression

Im Vergleich zum Vorjahr sind die Zahlen bei der Bundesverwaltung leicht rückläufig. 2018 fielen dort durchschnittlich noch 21,35 Krankheitstage an, ein Rückgang um 0,58 Tage pro Person. Die Zahlen bewegen sich allerdings auf einem hohen Niveau. Seit 2015 liegt die Zahl zum vierten Mal in Folge über der 20, sie steigt seit 2007 kontinuierlich an.

Krankheitstage: Bundesinnenministerium verweist auf höheres Durchschnittsalter

Der Bericht des Bundesinnenministeriums liefert lediglich Anhaltspunkte für die hohe Zahl an Ausfällen. Über alle Laufbahnen hinweg nehmen die krankheitsbedingten Fehlzeiten mit zunehmendem Alter zu. Während die Gruppe der unter 25-jährigen Beschäftigen an 12,03 Tagen im Jahr fehlte, waren es bei den über 60-Jährigen 32,03 Fehltage.

Dazu kommt: Deutschlands Staatsbedienstete sind älter als die Beschäftigten in der Privatwirtschaft. Die stärkste Altersgruppe in der Erwerbsbevölkerung, die 25 – 44-Jährigen, machten hier im Jahr 2019 41,2 Prozent aus. Bei der Bundesverwaltung sind es hingegen nur 36 Prozent. Ältere Menschen werden zudem nicht nur öfter krank, sie fallen auch länger aus, weil ihre Körper weniger schnell regenerieren.

Das durchschnittlich höhere Alter der Beschäftigen des Bundes ist allerdings nur ein Grund für die höhere Zahl an Krankheitstagen. Die gehen aus dem Bericht des Bundesinnenministeriums allerdings nicht hervor, da die Ursachenforschung bei den einzelnen Ressorts liegt.

DGB: Aussagekraft des Berichts "ungenügend"

Der Deutsche Gewerkschaftsbund DGB hält die Aussagekraft des Berichts daher für ungenügend. Der DGB fordert eine ressortübergreifende Ursachenermittlung sowie die Stärkung der Verantwortung und Steuerung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) an zentraler Stelle.

Zudem ist zügiges Handeln angezeigt. Mit fortschreitender Digitalisierung der Bundesbehörden würden die Zustände eher verschärft. So zeige der DGB-Index Gute Arbeit 2017 deutlich, dass die Arbeit der Beschäftigten in der öffentlichen Verwaltung mit dem Einzug von E-Mail, Messenger-Programmen und Co. mehr geworden ist. Mit dem Ergebnis, dass Arbeitsbelastung und Druck anstiegen – und damit auch die gesundheitliche Belastung.