Berlin. Jens Spahn erhielt die wenigsten Stimmen bei der Wahl zum Parteivize der CDU. Das könnte auch an seinem kuriosen Auftritt liegen.

Die Team-Lösung von Armin Laschet und Jens Spahn bei der Bewerbung um die CDU-Führung hat auf dem digitalen Bundesparteitag am Samstag funktioniert: Laschet ist neuer Parteichef, Spahn rückte zu dessen Stellvertreter auf. Und doch gibt es einen gehörigen Schönheitsfehler.

Denn Spahn hat von allen fünf Parteivizes das mit Abstand schlechteste Ergebnis eingefahren: Der Bundesgesundheitsminister erhielt nur 589 Stimmen. Das beste Ergebnis hingegen bescherten die Delegierten bei der virtuellen Abstimmung dem hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier, der mit 806 Stimmen als Parteivize bestätigt wurde.

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Spahn beim CDU-Parteitag: Kurioser Auftritt mit Wahlempfehlung

Grund für die laute Klatsche dürfte vor allem Spahns kurioser Parteitagsauftritt kurz vor der Wahl des neuen CDU-Chefs gewesen sein. In einer Live-Runde der drei Kandidaten, in der Laschet , Friedrich Merz und Norbert Röttgen Fragen von zugeschalteten CDU-Mitgliedern beantworten sollten, taucht überraschend Spahn auf dem Bildschirm auf.

Er wolle „weniger eine Frage stellen als eine Frage beantworten“, erklärt er, um im Folgenden eine überdeutliche Wahlempfehlung für Laschet abzugeben. Der habe gezeigt, dass er das Land und die Partei zusammenführen könne. „Armin und ich, wir wollen eine gemeinsame Zukunft für die CDU“, sagt Spahn. Deshalb sei Laschet bei der Frage nach dem neuen Parteivorsitzenden der CDU „die richtige Antwort“.

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Wortmeldung von Spahn könnte ihm geschadet haben

Viele Delegierte, vor allem wohl jene, die einem anderen Kandidaten zugetan sind, dürften dies als grobes Foulspiel gegenüber den beiden anderen Bewerbern wahrgenommen haben. Auch eine der Leiterinnen der Gesprächsrunde, Silvia Breher, wirkt irritiert. „Vielen Dank, lieber Jens, für Deine Wortmeldung. Eine Frage habe ich nicht gehört.“

Es gerät zu einem peinlichen Moment in der Parteitagsdramaturgie. Spahns Beteuerung in seiner späteren Bewerbungsrede um den Stellvertreterposten, wonach die Devise gelte, „erst das Land, dann die Partei, dann die Person“, scheint die Delegierten zuhause an den Bildschirmen nicht zu überzeugen. Vielmehr wollen ihm offenbar viele eine mitgeben.

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Norbert Röttgen ins CDU-Präsidium gewählt

Als weitere Parteivizes werden Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner mit 787 Stimmen gewählt, die Vorsitzende des CDU-Verbandes Oldenburg, Breher (777) sowie Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (670). Norbert Röttgen, der zuvor bei der Vorsitzendenwahl unterlegen war, kandidierte daraufhin kurzfristig für das CDU-Präsidium. Er wolle „mitarbeiten, mich einordnen in eine Mannschaft“ und dort einen Beitrag leisten, sagte Röttgen in einem kurzen Begründungsstatement. Mit 764 Delegiertenstimmen erringt er schließlich den Posten im erweiterten Führungsgremium der Partei.

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