Berlin. Laschet hat sich in der CDU gegen starke Konkurrenten überraschend klar durchgesetzt. Die schwierigsten Aufgaben liegen jetzt vor ihm.

  • Armin Laschet hat sich bei der Wahl zum CDU-Parteivorsitzenden durchgesetzt
  • Auf den Ministerpräsidenten von NRW kommen nun große Herausforderungen zu
  • Nun muss er Führungsstärke zeigen und sich von Merkel emanzipieren

Armin Laschet ist neuer CDU-Chef, und auf seinen Schultern lastet jetzt die Verantwortung um die Zukunftsfähigkeit der letzten großen deutschen Volkspartei. Laschet ist nicht der Traum-Vorsitzende der Partei. Zu zaudernd, zu abwägend, zu sehr Merkelianer. Mit diesen Etiketten musste der nordrhein-westfälische Ministerpräsident durch den langen Schaulauf, den sich die CDU diesmal verordnet hat.

Armin Laschet wurde am Samstag zum neuen Vorsitzenden der CDU gewählt
Armin Laschet wurde am Samstag zum neuen Vorsitzenden der CDU gewählt © Michael Kappeler/dpa

Trotz dieses heftigen Gegenwinds hat er es geschafft. Zum zweiten Mal nach seiner Wahl zum Ministerpräsidenten 2017 hat er es all denen gezeigt, die ihm die erste Reihe in der Politik nicht zugetraut hatten. Die Argumente für Laschet lagen auf der Hand: Nur er steht authentisch für einen Kurs der Mitte, in der man bekanntlich Wahlen gewinnt. Nur er hat Regierungserfahrung. Nur er hat mit seiner Rede auch den Bauch der Delegierten getroffen.

Laschet wird CDU-Chef - der anstrengende Part kommt noch

Der anstrengendste Part kommt für Armin Laschet aber erst noch. Nach der Wahl muss er schnell Führungsstärke zeigen und sich dabei von Angela Merkel emanzipieren, ohne illoyal zu sein. Auch die nächsten Monate ist die Kanzlerin die starke Frau an der Spitze und ihre Dominanz hatte Annegret Kramp-Karrenbauer in ihrer glücklosen Zeit als Vorsitzende den Rest gegeben.

Laschet muss auch in der Frage der Kanzlerkandidatur das Heft in der Hand behalten, um nicht als schwacher Vorsitzender zu starten. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder will die Debatte um den Kandidaten möglichst weit nach hinten schieben. In diesen Monaten könnte die Eignung Laschets zerredet werden, das legen Umfragen nahe.

Der Machtmensch Söder wittert in diesen Stunden seine historische Chance für den Sprung ins Kanzleramt. Das muss Laschet vom ersten Tag an abwehren, wenn er ein starker CDU-Chef sein will. Interview: Markus Söder - "Merkels Erbe muss bewahrt werden"

Laschet muss den Konservativen der CDU Angebot machen

Und Laschet muss die Konservativen in der CDU wieder aufrichten. Auch das wird anstrengend. Friedrich Merz hat diese schrumpfende, aber wichtige Klientel erneut enttäuscht. Sie fühlen sich in der Union heimatlos. Es war wieder eine schwache Rede, in der Merz auf dem Parteitag fahrig am Publikum vorbeigesprochen hat.

Jörg Quoos, Chefredakteur Funke Zentralredaktion Berlin.
Jörg Quoos, Chefredakteur Funke Zentralredaktion Berlin. © Dirk Bruniecki

Für diese konservativen Merz-Anhänger muss Armin Laschet ein Angebot haben. Das ist wichtig für die Einheit der Partei. Denn obwohl es für die CDU in der Ausnahmezeit der Pandemie gut läuft, ist eine Abspaltung der Rechtskonservativen keineswegs ausgeschlossen.

Es spricht viel dafür, dass Armin Laschet das alles schaffen kann. Die Überzeugungskraft, die er aus seiner Bodenständigkeit, seinem Glauben und seiner Erfahrung auch aus politischen Niederlagen schöpft, war am Ende viel größer als die seiner starken Konkurrenten. Armin Laschet wäre nicht der erste CDU-Vorsitzende, der unterschätzt startet und am Ende mit großer Macht nicht nur die Partei, sondern auch Deutschland führt.