Washington. Nach der Explosion in Nashville im US-Staat Tennessee ist das Motiv weiter unklar. Der mutmaßliche Täter starb wohl bei der Explosion.

Fast zwei Tage nach einer mysteriösen Explosion in der Innenstadt von Nashville im US-Staat Tennessee sprechen die Behörden von einem Selbstmordattentat und glauben, den Täter womöglich identifiziert zu haben. Hinsichtlich eines möglichen Motivs tappen sie aber weiter im Dunkeln. In der Nacht zum Sonntag durchsuchte die Polizei das Nashville Haus des 63-jährigen Anthony Quinn W.

Auf Google Satellitenfotos hatten die Beamten das Bild eines weißen Wohnmobils entdeckt, und das Bundeskriminalamt FBI ist überzeugt, dass es sich um denselben Wohnwagen handelt, der am ersten Weihnachtstag in der Innenstadt explodierte.

Weihnachten um 5:30 morgens. Mary Ellen Brown, deren Wohnung am Ufer des Cumberland Flusses wenige Straßenblocks vom Tatort entfernt ist, wird von laute Schüssen aus dem Schlaf gerissen. Bald danach ertönen Polizeisirenen. Streifenwagen treffen an der Second Avenue am Rande der Altstadt und unweit des Touristenviertels sowie des Staatskapitols der Tennessee Hauptstadt ein.

Dort finden sie ein abgestelltes, weißes Wohnmobil. Wie Videoaufzeichnungen von Überwachungskameras später ergeben, wurde der Wagen dort kurz vor halb zwei Uhr morgens geparkt. Hintergrund: Explosion in Innenstadt von Nashville - Drei Verletzte

Nashville: Wohnmobil explodierte nach Lautsprecher-Warnungen

Bald danach spielen sich Szenen wie in einem Science Fiction Thriller ab. Um punkt 6 Uhr 15 ist erstmals eine Computerstimme zu hören, die aus dem Wohnwagen kommt. Die Worte "Dieser Wagen wird in 15 Minuten explodieren" dröhnen monoton aus dem geparkten Wagen. Im Minutentakt wird die Warnung wiederholt: In 14, 13, 12, dann 11 Minuten...... werde es einen riesigen Knall geben, heißt es. Ein halbes Dutzend mutige Beamte der Nashville Polizei eilen in an angrenzenden Straßenblocks von Tür zu Tür und versuchen, die Nachbarschaft schnellstmöglich zu räumen.

Einsatzkräfte in Nashville nach der Explosion. Viele Gebäude der Innenstadt sind zerstört.
Einsatzkräfte in Nashville nach der Explosion. Viele Gebäude der Innenstadt sind zerstört. © dpa

Befand sich der Täter während der Explosion im Wohnmobil?

Um halb sieben sendet die Stimme aus dem Wohnmobil eine neue Botschaft: "Wenn Ihr diese Nachricht hören könnt, dann evakuiert sofort! Evakuiert sofort!" Wenige Sekunden danach ein lauter Knall, unter einem gleißendes Licht geht der Wagen in Flammen auf. Am selben Abend wird in der Nähe des ausgebrannten Wracks menschliches Gewebe gefunden, aller Voraussicht nach des Täters, der in dem glühenden Inferno starb, mutmaßt das FBI. Fahndungen werden folglich postwendend eingestellt.

Drei Menschen werden bei der Explosion verletzt und ins Krankenhaus eingeliefert, keiner von ihnen lebensgefährlich. Die Detonation verwüstet jedenfalls weite Teile der Altstadt in jener traditionsreichen Südstaatenmetropole, die als "Geburtsort der Country Musik" und "Music City" bekannt ist. Historische Altbauten liegen in Trümmern und mehr als drei Dutzend Geschäfte sowie Firmen werden zerstört.

Wegen der Gefahr einstürzender Bauten wird die Gegend weiträumig abgeriegelt und wird nach Angaben von Nashvilles Bürgermeister John Cooper "allerfrühestens wieder am Sonntag für Fußgänger und Autoverkehr freigegeben".

Der Wohnwagen, der mutmaßlich an der vorsätzlichen Explosion beteiligt war.
Der Wohnwagen, der mutmaßlich an der vorsätzlichen Explosion beteiligt war. © dpa

Galt die Explosion dem Mobilfunkanbieter AT&T?

Wie FBI Sonderagent Doug Korneski sagte, "laufen die Ermittlungen an mehreren Fronten, und wir wollen zu diesem Zeitpunkt keine möglichen Motive ausschließen" betonte Korneski. Nach einer Theorie galt der Anschlag einem Gebäude des Telekommunikationsunternehmens AT and T, vor dem der Wohnwagen abgestellt war.

Durch die Explosion wurde nämlich der Handy- und Mobilfunkverkehr in weiteren Teilen von Tennessee ebenso wie den benachbarten Staaten Alabama, Georgia und Kentucky lahmgelegt. Auch wollen die Ermittler feststellen, ob der Tatsache, dass der erste Weihnachtstag gewählt wurde, symbolische Bedeutung zukommt oder dies vielmehr Zufall war.

Beim FBI gingen am Wochenende mehr als 600 Hinweise ein. Sicher erscheint nach Angaben der Kripo, dass kein Massenmord beabsichtigt war. Auch deutet bisher nichts auf politische Hintergründe hin. Am Sonntag schaltete sich auch der ehemalige FBI Direktor Andrew McCabe in die Ermittlungen ein. Er warnte davor, voreilige Schlüsse zu ziehen.

Gouverneur von Tennessee appelliert an Trump - Präsident soll Notstand ausrufen

Die Detonation sei so gewaltig gewesen, und die Trümmer erstreckten sich über ein so weites Gebiet, dass schnelle Antworten nicht zu erwarten seien, meinte der frühere FBI-Chef. "Insbesondere geht es uns darum, den Täter zunächst zu identifizieren" betonte McCabe. Danach würden sich die Ermittlungen auf mögliche Beweggründe konzentrieren. Flankiert werden die Ermittler vor Ort von verhaltensanalytischen Spezialisten des FBI von dem Ausbildungszentrum in Quantico, Virginia.

Der zuständige Tennessee Staatsanwalt Donald Cochran sprach jedenfalls von einem "riesigen Puzzle, dessen zahlreichen Teile wir nun zusammenfügen müssen". Unter anderem geht die Kripo der Frage nach, ob der Täter womöglich aus Nashville selbst stammte. Tennessee Gouverneur Bill Lee, der am Tag nach der Explosion die Trümmer besichtigte, nannte es "ein Wunder, dass bei einem so schockierend großem Schaden niemand ums Leben kam." Lee appellierte an Präsident Donald Trump, einen Notstand auszurufen und dem Staat Gelder und personelle Ressourcen des Bundes zur Verfügung zu stellen.