Berlin. Bundespräsident Steinmeier hat sich mit Menschen getroffen, die eine Corona-Infektion überstanden haben und teils an Spätfolgen leiden.

Wenn es um die Gefährlichkeit von Corona geht, schreckt der Bundespräsident nicht einmal vor dem in diplomatischen Kreisen sonst verpönten A-Wort zurück: „Herr Huber, Sie haben es wunderbar auf den Punkt gebracht: Corona ist ein Arschloch!“ So eröffnete Frank-Walter Steinmeier am Dienstag eine Gesprächsrunde im Schloss Bellevue mit fünf Menschen, die eine Corona-Infektion im Frühjahr überstanden haben, doch teils bis heute an Spätfolgen leiden.

Wie Joachim Huber. Den Medienjournalisten erwischte das Virus im März brutal. Fünf Wochen Koma, Nierenversagen, Herzinfarkt, 25 Kilo Gewichtsverlust: „Meine Muskeln sind im Koma geschmolzen wie Butter in der Sonne“, erzählt der 62-Jährige.

Für Corona-Leugner und Verschwörungsanhänger, die wie in Leipzig zu Tausenden demonstrierten, hat Huber, sonst ein liberaler, umsichtiger Zeitgenosse, nur Verachtung übrig. „Ich würde vorschlagen: Alle, die da hingehen ohne Maske und Abstand, unterschreiben, dass sie bei einer Corona-Infektion nicht behandelt werden wollen.“

Gesprächsrunde mit dem Bundespräsidenten: Sie haben Covid überstanden

THW-Mitarbeiterin Clarissa Engels, die sich im Frühjahr beim Karneval ansteckte, beklagt Müdigkeit und Konzen­trationsprobleme. Die Berliner Yogalehrerin Nadja Alzner peinigt das ständige Gefühl, „gegen eine Hand auf der Brust anatmen zu müssen“. Auch der Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn sei beängstigend gewesen: „Bleibt das für immer so?“ Der Remscheider Lungen- und TV-Arzt Heinz-Wilhelm „Doc“ Esser empfiehlt als Lungen-Selbsttest: Kerze aus ein Meter Entfernung in einer Sekunde auspusten, dann scheint alles okay zu sein.

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Musiker und Teenie-Idol Mike Singer hatte nur leichte Symptome. Dennoch wirbt er bei seinen Fans dafür, das Virus ernst zu nehmen. Dafür gibt es ein Extralob vom Präsidenten. Steinmeier weiß, dass er mit noch so wortgewaltigen Corona-Fernsehansprachen bei Instagram und TikTok nicht durchkommt. Er selbst war kürzlich in Quarantäne, igelte sich in einem Zimmer auf dem Dachboden ein. Jetzt hofft er auf erfolgreiche Impfstoffe.

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