Berlin. Auf der Suche nach Pädokriminellen hat die Polizei bundesweit 50 Wohnungen durchsucht. Es geht um Missbrauch und Kinderpornografie.

Im Zuge der Ermittlungen zum Missbrauchsfall Bergisch Gladbach hat die Polizei am Dienstag bundesweit Wohnungen von 50 Tatverdächtigen durchsucht. Es gehe um den Verdacht des Besitzes und der Verbreitung von Kinderpornografie, teilte die Kölner Staatsanwaltschaft mit.

Missbrauch: Spezialeinheiten an mehreren Orten in Deutschland

Nach Angaben der Polizei waren an mehreren Orten Spezialeinheiten im Einsatz. „Vier Personen wurden nach bisherigen Erkenntnissen leicht verletzt“, so die Ermittler. Die Einsatzmaßnahmen seien noch nicht ganz abgeschlossen, hieß es in einer Mitteilung. Eine „erste Sichtung und Bewertung sichergestellter Beweismittel“ sei aber bereits im Gange.

Diesem 39-jährigen Angeklagten wird vorgeworfen, seine leiblichen Kinder, darunter einen Säugling und ein Stiefkind, sexuell missbraucht und Bilder der Verbrechen über Chatgruppen verschickt zu haben. Die Ermittlungen zu dem Fall waren nach Durchsuchungen bei einem 43 Jahre alten Familienvater im nordrhein-westfälischen Bergisch Gladbach im Herbst 2019 ins Rollen gekommen.
Diesem 39-jährigen Angeklagten wird vorgeworfen, seine leiblichen Kinder, darunter einen Säugling und ein Stiefkind, sexuell missbraucht und Bilder der Verbrechen über Chatgruppen verschickt zu haben. Die Ermittlungen zu dem Fall waren nach Durchsuchungen bei einem 43 Jahre alten Familienvater im nordrhein-westfälischen Bergisch Gladbach im Herbst 2019 ins Rollen gekommen. © dpa | Sascha Steinbach

In früheren Fällen hatte die Polizei in Nordrhein-Westfalen bereits Festplatten und Akten per Hubschrauber in andere Bundesländer fliegen lassen, weil es bei den großen Datenmengen schneller ging als über eine sichere Datenleitung. Hintergrund: Sobald der Verdacht besteht, dass ein Kind noch immer missbraucht wird, soll keine Zeit verloren gehen.

Bergisch Gladbach: Spuren führen zu mehr als 30.000 Verdächtigen

Noch heute wollen die Ermittler Einzelheiten zu den Razzien nennen. Die Ermittlungen rund um den Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach hatten bis Ende August bereits zu Spuren in sämtliche Bundesländern geführt. Mit Stand 27. August wurde alleine in NRW gegen 84 Beschuldigte ermittelt, zehn Menschen waren bereits angeklagt, einer in Haft, acht in Untersuchungshaft.

Im Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach geht es um ein Netzwerk aus Pädokriminellen, die Kinder missbrauchten und untereinander in Chats kinderpornografisches Material austauschten. Das Netzwerk wurde bei Ermittlungen gegen einen Mann aus Bergisch Gladbach entdeckt, daher kommt die Bezeichnung.

Mann aus Bergisch Gladbach vor Gericht – Missbrauch der eigenen Tochter gefilmt

Der Ursprungsverdächtige, ein Koch und Hotelfachmann, muss sich derzeit vor dem Landgericht Köln verantworten. Insgesamt 79 Taten werden ihm zur Last gelegt. Die meisten betreffen den Missbrauch seiner sehr kleinen Tochter im Einfamilienhaus, in dem die Familie gemeinsam lebte. Den Großteil der Taten soll er mit seinem Smartphone dokumentiert haben, um die Bilder und Videos später an gleichgesinnte Männer zu verschicken.

Ende Juni hatte NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) mitgeteilt, dass die Ermittler im Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach auf Spuren gestoßen seien, die zu potenziell mehr als 30.000 Verdächtigen führen könnten. Es gehe dabei nicht nur um die Verbreitung und den Besitz von Kinderpornografie, sondern auch um schweren Kindesmissbrauch.

(amw/dpa/afp)