Washington. Schockmoment im Weißen Haus: Mittendrin muss Donald Trump seine Pressekonferenz unterbrechen. Vor dem Weißen Haus fielen Schüsse.

In jüngster Zeit waren es meist unliebsame Journalisten-Fragen, die zum vorzeitigen Abbruch von Pressekonferenzen des amerikanischen Präsidenten im Weißen Haus führten – Donald Trump ging einfach.

Am Montagabend waren erst drei Minuten seines Auftritts im Raum der White-House-Korrespondenten vergangen, als ein Beamter des Secret Service den Redeschwall des Präsidenten abrupt beendete: „Wir müssen rausgehen.”

Trump stutzte vor laufender Kamera kurz – „Wie bitte?” – folgte dann aber umgehend den Anweisungen seiner Leibwächter, die ihn ins Oval Office führten. Rund zehn Minuten später kam er zurück und erklärte vor den wartenden Journalisten: „Es gab Schüsse draußen.”

Donald Trump unterbrach seine Pressekonferenz im Weißen Haus, weil vor dem Gebäude Schüsse gefallen waren.
Donald Trump unterbrach seine Pressekonferenz im Weißen Haus, weil vor dem Gebäude Schüsse gefallen waren. © dpa | Andrew Harnik

Sicherheitskräfte hätten auf eine bewaffnete Person nahe der Regierungszentrale geschossen, berichtete Trump, er habe sich aber während der gesamten Zeit sehr sicher gefühlt. Der Secret Service sei mit den „Besten der Besten” besetzt und mache fantastische Arbeit.

Schüsse vor dem Weißen Haus: Mann in Oberkörper getroffen

Die Hintergründe des Zwischenfalls, der sich gegen 18 Uhr Ortszeit ereignete, waren zunächst nicht klar. Der Secret Service bestätigte dann aber auf Twitter, dass ein Beamter einem 51 Jahre alten Mann wenige hundert Meter vom Weißen Haus entfernt an der Ecke 17. Straße/Pennsylvania Avenue in den Oberkörper geschossen habe.

Der Mann habe behauptet, bewaffnet zu sein, sei auf den Beamten zugerannt und habe mit einem Gegenstand in der Hand eine beim Schießen übliche Position eingenommen, heißt es in der Stellungnahme des Secret Service weiter.

Polizisten sicherten die Straßen nach Schüssen in der Nähe des Weißen Hauses.
Polizisten sicherten die Straßen nach Schüssen in der Nähe des Weißen Hauses. © AFP | BRENDAN SMIALOWSKI

Offen blieb, ob der Mann tatsächlich eine Waffe hatte. Inoffiziellen Angaben nach soll das Opfer nicht bewaffnet gewesen sein, meldete die „Washington Post“. Videoaufnahmen eines Passanten zeigen mehrere Beamte, die sich über eine auf dem Bürgersteig liegende Person beugen, die offenbar medizinisch versorgt wird.

Der Beamte und der Angeschossene seien in ein Krankenhaus eingeliefert worden, erklärten die Behörden; warum der Secret-Service-Mitarbeiter behandelt werden musste, ist unklar. Über die Schwere der Verletzungen des Angeschossenen gab es keine verlässlichen Informationen.

Augenzeugen berichteten gegenüber Medienvertretern, sie hätten zwei Schüsse gehört. Zu keiner Zeit, betonte der Secret Service, sei der von Zäunen abgeriegelte Sicherheitsbereich der Regierungszentrale durchbrochen worden.

Donald Trump erwägt G7-Gipfel nach US-Wahl im November

Trump bemühte sich vor der Fortsetzung seiner Pressekonferenz um einen gefassten Eindruck. Ob ihn der Vorfall „aus der Fassung gebracht” habe, wollte ein Korrespondent wissen. Trump fragte mit Poker-Miene zurück: „Sehe ich aufgewühlt aus?”

Im Anschluss arbeitete Trump die ihm wichtigen Themen ab und sorgte dabei wie so oft für Verwunderung. Vier Details bleiben in Erinnerung: Das im Frühsommer wegen Corona und diversen Absagen (Merkel, Trudeau) verschobene Gipfeltreffen der sieben führenden Industrieländer (G7) soll laut Trump nach der Präsidentschaftswahl am 3. November nachgeholt werden. Dann herrsche eine „ruhigere Atmosphäre”.

Seine Rede zur Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Republikaner am 27. August will Trump entweder am Weißen Haus halten oder in Gettysburg. Gegen beide Schauplätze braut sich Kritik zusammen. Der Ort im Bundesstaat Pennsylvania steht für die entscheidende Schlacht im Bürgerkrieg 1863 mit 5500 Toten und 17.000 Verwundeten, die die Nordstaaten gewannen. Lesen Sie auch: Donald Trump will sein Gesicht am Mount Rushmore sehen

Donald Trump: Falscher Vergleich zum Zweiten Weltkrieg

Um ein weiteres Instrument gegen die Coronavirus-Epidemie zu haben, erwägt Trump, US-Bürgern, die auf der Rückfahrt aus dem Ausland sind und Personen mit permanentem Aufenthaltsrecht, die Einreise nach Amerika zu verweigern, wenn es den „berechtigten” Verdacht gibt, dass sie mit dem Coronavirus infiziert sind. Hintergrund: USA von Corona schwer getroffen: Wo die Lage eskaliert

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Zu guter Letzt sorgte Trump für Augenrollen, als er im Kontext der aktuellen Virus-Krise einen historisch verunglückten Vergleich brachte: „1917, so heißt es, war die große Pandemie sicherlich eine schreckliche Sache, bei der sie zwischen 50 und 100 Millionen Menschen verloren haben – sie beendete wahrscheinlich den Zweiten Weltkrieg, alle Soldaten waren krank”, sagte Trump.

Fakt ist: Die Spanische Grippe, die er meinte, brach 1918 aus und befiel Soldaten im Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918). Der Zweite Weltkrieg fand mehr als 20 Jahre danach statt.

USA vor der Wahl im November 2020